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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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meinem Höhenmesser waren wir auf zweitausend Fuß, und ich wusste, dass sich die Schirme jetzt öffnen mussten. Ich starrte zu Kate, die ein paar vierzig Meter unter mir fiel, und als ich gerade jede Hoffnung aufgeben wollte, sah ich, wie sich ihr Reserveschirm aus dem Sack löste und mit Luft füllte. Ja!
    Ich ergriff meine Reißleine, aber bevor ich sie ziehen konnte, wurde mein Öffnungsautomat ausgelöst, und ich spürte, wie mein Reserveschirm herausschoss. In ein paar Sekunden war der kleine Schirm ganz geöffnet, und mit einem jähen Ruck wurde ich von der Höchstgeschwindigkeit auf eine hohe, aber nicht mehr tödliche Sinkgeschwindigkeit abgebremst.
    Ich achtete weiter auf Kate. Ihre Arme hingen jetzt herab, und ihr Kopf war auf die Brust gesunken. Sie war eindeutig bewusstlos … nicht tot … bewusstlos.
    Ihr Schirm trieb auf einen dichten Wald zu, und ich steuerte in ihre Richtung. Sie hatte noch etwa dreißig Sekunden bis zur Landung, und ich betete darum, dass sie auf freiem Feld niederging und nicht zwischen die Bäume geriet. Aber die Landung würde auf jeden Fall unkontrolliert erfolgen, was ein paar Knochenbrüche nach sich ziehen könnte – oder Schlimmeres, wenn sie in den Bäumen landete.
    Ich wandte eine Sekunde lang den Blick von ihr ab und taxierte das Feld unter mir. Allen war klargeworden, dass irgendetwas
nicht stimmte, und die Leute rannten auf Kates abtreibenden Schirm zu. Ich sah auch, dass ein Krankenwagen über das Feld raste. Wo war Khalil?
    Kate kam etwa zwanzig Meter vor dem Waldrand auf, und bevor der Schirm über ihr zusammensank, sah ich, dass sie hart aufgeschlagen war, ohne die geringsten Anstalten für eine kontrollierte Landung. Verdammt!
    Ich traf ebenfalls hart auf, rollte mich ab, löste den Reserveschirm und sprintete zu Kate. Ich stürmte durch die Menschenmenge, die sich um sie versammelte und schrie: »Lasst mich durch! Zurück!«
    Die Menge teilte sich, und innerhalb von Sekunden kniete ich neben meiner Frau. Sie lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Ihr Gesicht war leichenblass, von den Blutschlieren einmal abgesehen. Ihre Lippen und die Nase bluteten von dem Schlag, den er ihr verpasst hatte, und aus ihrem Hals quoll noch immer Blut, was wiederum hieß, dass ihr Herz noch pumpte.
    Ich drückte auf die Halsschlagader unter der Wunde, worauf der Blutstrom versiegte. Ich ließ meine Finger auf der Arterie und fühlte mit der anderen Hand ihren Puls. Ihr Puls ging schnell, weil ihr Herz raste, um den Blutverlust auszugleichen und um zu verhindern, dass der Blutdruck zusammenbrach. Noch ein, zwei Minuten, und sie wäre verblutet.
    Ich beugte mich zu ihrem Gesicht hinab. »Kate!«
    Keine Reaktion.
    Ich legte die Hand auf ihre Brust, spürte, wie ihr Herz raste, und sah die flachen Atemzüge, unter denen sich ihre Brust hob und senkte. Ganz und gar nicht gut.
    Die Menschen um mich waren totenstill, aber irgendein Typ hinter mir fragte: »Was zum Teufel ist hier passiert?«
    Ich blickte mich um und sah den Krankenwagen drei Meter entfernt anhalten. Zwei Jungs sprangen mit einer Trage und medizinischer
Ausrüstung heraus und rannten auf uns zu. »Durchtrennte Arterie!«, rief ich den Sanitätern zu.
    Ich drehte mich wieder zu Kate um und sagte zu ihr: »Alles in Ordnung. Ist schon gut, meine Süße. Halt einfach durch, Kate. Halte durch.«
    Die beiden Sanitäter wurden von einer Frau begleitet, die den Krankenwagen fuhr, und sie peilten die Lage im Nu.
    »Halten Sie den Druck aufrecht«, sagte einer der Sanitäter zu mir. Der andere Sanitäter schob einen Beatmungsschlauch in Kates Schlund, während der erste ihren Blutdruck maß, die Atmung überprüfte, dann Kochsalzlösung in den einen und anschließend in den anderen Arm einleitete. Der zweite Mann brachte einen Beutel an dem Schlauch an und drückte darauf, um Luft in ihre Lunge zu pressen.
    Sie besprachen kurz, ob sie ihren Hals mit einer Krause fixieren sollten, kamen aber zu dem Schluss, dass es angesichts einer durchtrennten Schlagader zu gefährlich wäre. Dann wälzten die Sanitäter Kate auf die Seite und schoben eine Trage unter sie, wälzten sie wieder auf den Rücken und schnallten sie fest. Anschließend trugen sie sie zu einer Rollbahre und schnallten sie ein weiteres Mal fest, während ich die ganze Zeit weiter Druck auf ihre Arterie ausübte. Die Fahrerin hob das Fußteil der Bahre an, damit Kates Füße höher lagen als ihr Kopf.
    Die Sanitäter wussten nicht recht, ob sie mich mit der

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