Der Löwe
blöde. Wir haben mittlerweile vieles in Ordnung gebracht, aber auch die andere Seite ist ein bisschen klüger geworden. In diesem Fall hatte Asad Khalil vor drei Jahren ziemlich schlau angefangen, und wie schon gesagt, glaubte ich nicht, dass er seit dem letzten Mal dümmer geworden war.
Zum Thema Dummheit sagte ich zu Tom Walsh: »Ich nehme an, Sie haben zu diesem Vorfall eine SMS an alle Agenten geschickt. «
»Natürlich«, erwiderte er.
»Wenn Kates Handy tatsächlich Khalil in die Hände gefallen ist, kann er jetzt unsere sämtlichen SMS lesen«, erinnerte ich ihn.
Daraufhin herrschte kurz Funkstille, dann sagte Walsh: »Verdammt. «
Ich sah, dass Toms SMS auch auf meinem Handy eingegangen war, obwohl ich es nicht klingeln gehört hatte. Ich rief die Mitteilung ab und las sie. NY ATTF – FBI-Agentin Kate Mayfield in Sullivan County überfallen. Möglicher Verdächtiger Asad Khalil, ein bekannter Terrorist, libyscher Staatsbürger. Ihr Zustand ist geheim. In Ihren E-Mails finden Sie nähere Einzelheiten, Neuigkeiten und Dienstanweisungen, oder rufen Sie Einsatzzentrale an. Alarmstufe Bernstein. Fahndung eingeleitet. Walsh VAS, NY ATTF.
Das also hatte Asad Khalil höchstwahrscheinlich gelesen, direkt vom Boss. Es war richtig, dass Walsh Kates Zustand geheim hielt und Asad Khalil im Unklaren ließ, ob er einen guten oder einen schlechten Tag erwischt hatte. Auf jeden Fall wusste Khalil jetzt, dass alle nach ihm Ausschau hielten – aber das wusste er ohnehin.
»Wir nehmen dieses Telefon sofort aus dem Netz«, sagte Walsh.
»Gute Idee. Aber vorher sollten Sie einen letzten Text mit folgendem Wortlaut schicken: ‚Zwei libysche Informanten in NY haben sich mit Infos über Khalil gemeldet. Checken Sie Ihre E-Mails nach näheren Einzelheiten und Einsatzanweisungen zum Zwecke der Festnahme des Verdächtigen.‹« Und ich fügte hinzu: »Oder so was Ähnliches.«
Walsh schwieg ein paar Sekunden, dann sagte er: »Okay. Das werde ich tun.«
Und die Anerkennung dafür einstreichen. Für den Fall, dass er es nicht ganz kapiert hatte, sagte ich: »Das sollte ihn aufschrecken, ihn vielleicht von seinen Unterstützern hier fernhalten und seinen Plan verderben.«
»Richtig. Gut.«
Tom Walsh und ich sprachen noch einen Moment lang über Handys, da das alles war, was wir im Moment hatten.
Während ich Walsh mit halbem Ohr zuhörte, kam mir ein Gedanke, der mir schon vor einer Stunde hätte kommen sollen. »Sie sollten auch George Foster warnen«, sagte ich zu ihm.
»Richtig … wir haben alle von dem Anschlag auf Kate verständigt. Sie haben den Text gesehen.«
»Das habe ich. Aber ich will damit sagen, Tom, dass Khalil hier ist, weil er auf Rache aus ist, und George war bei dem Team, das Khalil vor drei Jahren am Flughafen in Empfang nehmen sollte, und außerdem war George an dem Fall beteiligt.« Und ich fügte hinzu: »Angenommen, Khalil weiß George Fosters Namen.«
»Okay.«
Tom Walsh war nicht dabei, als Khalil mit einer langen Liste von Todeskandidaten hier gewesen war, und Tom schien nicht ganz klar, aus welchem Holz die Bestie geschnitzt war. »Rufen Sie George persönlich an«, schlug ich vor, »oder sagen Sie ihm, er soll mich anrufen.«
»In Ordnung.«
Ich wollte Walsh davon überzeugen, wie ernst diese Sache war – und ihm außerdem den Tag verderben –, deshalb sagte ich zu ihm: »Bilden Sie sich nicht ein, dass Asad Khalil nicht daran gedacht hat, auch Sie umzubringen.«
Am anderen Ende herrschte Schweigen, dann sagte Walsh: »Wir haben keine Ahnung, was er beabsichtigt, von seinem Anschlag auf Kate einmal abgesehen.« Und er fügte hinzu: »Ich frage mich übrigens, warum Khalil nicht einfach eine Waffe gezogen und sie beide abgeschossen hat. Wissen Sie? Dieser Messerangriff beim Fallschirmspringen ist eigentlich nicht nachvollziehbar.«
»Für Sie nicht. Aber für ihn. Holen Sie sich die Akte Löwe heraus, wenn Sie in die Dienststelle kommen, dann sehen Sie, was Khalil beim letzten Mal gemacht hat und wie er’s gemacht hat«, schlug ich vor.
»In Ordnung. Wir kümmern uns um die Nachrichten zu dieser Sache, John, also achten Sie darauf, was Sie sagen, auch gegenüber der Staatspolizei«, erklärte er mir.
»Ich glaube, das habe ich in meinem mitgeschnittenen Bericht schon erwähnt.«
»Richtig. Außerdem sind ein paar Agenten aus Washington unterwegs, und ich werde einen Detective und einen FBI-Agenten von der Task Force schicken.«
»Der Mann, der hier mit dem Fall befasst
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