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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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schöner Sonntag, und vielleicht
waren Gabe und seine Familie am Strand, in einem Vergnügungspark oder … tot.
    Was Chip Wiggins anging, so war er Frachtpilot gewesen, als ich ihn vor drei Jahren zum letzten Mal gesehen hatte. Er könnte also in der Luft sein. Oder am Boden.
    Der dritte Anruf stammte von Miller, der mir mitteilte, dass mein Fahrzeug samt dem Gepäck am Parkplatz des Krankenhauses stand und die Schlüssel sich im Schwesternzimmer der Intensivstation befanden.
    »Das Fahrzeug und das Gepäck sind sauber«, sagte Miller außerdem. »Wir haben das Handy Ihrer Frau weder im Zimmer noch im Fahrzeug gefunden, auch bei der Suche an der Landezone sind bislang weder die Waffe noch das Handy aufgetaucht.« Außerdem teilte er mir mit: »Wir haben uns am Sullivan County Airport erkundigt und auf dem Parkplatz einen Mietwagen von Enterprise gefunden. Der Mieter ist ein gewisser Mario Roselini, aber ansonsten geht aus dem Mietvertrag nichts weiter hervor. Das Reifenprofil könnte zu den Spuren passen, die wir am Waldrand gefunden haben. Wir haben Latexabdrücke genommen und wollen einen Vergleich vornehmen. Das Auto steht unter Beobachtung. Außerdem haben wir beim Flugplatzdienstleister nachgefragt, und demnach ist dort heute Morgen ein Citation-Jet gelandet und etwa dreißig, vierzig Minuten nach dem Vorfall wieder abgeflogen. Das Ziel und die Passagiere, falls es welche gab, sind unbekannt. Ein Flugplan wurde nicht ausgefüllt. Wir gehen der Sache weiter nach.« Und er fügte hinzu: »Ihr Vorgesetzter, dieser Walsh, hat nicht klar und deutlich gesagt, dass Sie der zuständige Agent für diesen Fall sind, aber rufen Sie mich an, wenn Sie mehr brauchen. Im Krankenhaus hat man mir mitgeteilt, dass sich Ihre Frau ausruht. Endlich mal eine gute Nachricht.«
    Ich steckte das Telefon wieder in meine Hosentasche und dachte über den Anruf von Miller nach. Es war ziemlich offensichtlich,
wie Asad Khalil entkommen war – er war weggeflogen. Aber wohin? Da kein Flugplan ausgefüllt worden war, musste es sich um einen kurzen Flug in geringer Höhe handeln. Außerdem galt es zu bedenken, dass mein Kollege vom FBI, der verantwortliche Special Agent Tom Walsh, diese Information nicht an mich weitergeleitet hatte. Aber der Gerechtigkeit halber musste ich zugeben, dass ich nicht genau wusste, wann diese Anrufe eingegangen waren und wer wann mit wem gesprochen hatte.
    Ich wandte mich Kate zu und beugte mich zu ihr. Ich versuchte festzustellen, ob mir irgendetwas an ihrem Gesicht einen Hinweis auf ihren Zustand gab, aber ihre Miene verriet nichts.
    Es gibt unterschiedliche Arten von geistigen Schäden, wie ich wohl wusste, und ich musste mich auf alles vorbereiten, von einer leichten Schädigung bis zu … was auch immer.
    Eine weitere halbe Stunde verging, ein paar Schwestern kamen vorbei, und eine von ihnen brachte mir eine Tasse Kaffee. Ich bat sie um einen Stift und einen Block, damit ich mir ein paar Notizen machen konnte. Ich nutzte die Zeit, um eingehender über die Ereignisse vor drei Jahren nachzudenken, eine Lehre aus den unangenehmen Erfahrungen, die wir seinerzeit gemacht hatten, zu ziehen und auf das anzuwenden, was uns bevorstand. Ich wünschte, dass Kate mir dabei helfen konnte, und war mir sicher, dass sie auch ein paar Ideen hatte, die wir durchgehen konnten.
    Als ich gerade aufstehen und ein bisschen auf dem Flur herumlaufen wollte, bemerkte ich, dass sie sich regte. Ich blieb an ihrem Bett und betrachtete sie genau. Sie bewegte den Kopf, dann sah ich, wie sich ihr Arm regte. Ich wollte bereits den Rufknopf drücken, beschloss dann aber zu warten. Alle paar Sekunden bewegte sie einen Arm oder ein Bein und drehte den Kopf von einer Seite zur anderen.

    Ich beugte mich dicht zu ihr und berührte ihren Arm. »Kate?«
    Sie schlug die Augen auf, starrte aber weiter zur Decke.
    »Kate?«
    Sie drehte den Kopf zu mir um, und wir gingen auf Blickkontakt.
    »Kate. Kannst du mich hören?«
    Sie machte keinerlei Anzeichen, dass sie mich erkannte. Der Beatmungsschlauch hinderte sie am Sprechen, deshalb nahm ich ihre Hand und sagte: »Drück meine Hand, wenn du mich hören kannst.«
    Nach ein paar Sekunden drückte sie meine Hand. Ich lächelte sie an und fragte: »Weißt du, wer ich bin?«
    Sie starrte mich an, nickte dann zaghaft.
    »Drück meine Hand, wenn du weißt, warum du hier bist und was passiert ist.«
    Sie entzog mir ihre Hand.
    »Kate? Nicke, wenn du weißt, warum du hier bist.«
    Sie hob den rechten Arm und

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