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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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ergeben sollte, würde er nicht mehr lange in der Lage sein, Nachrichten zu verschicken. Auf jeden Fall war noch keine allgemeine Warnung an sämtliche Bundesagenten ergangen.
    Das Flugzeug kam in der Nähe eines Hangars zum Stehen, und die beiden Triebwerke wurden abgestellt. Khalil blickte wieder durch das Fernglas. Malik, sein Mentor in Libyen, hatte erkannt, dass sein Schützling einen sechsten Sinn besaß, mit dem Khalil, wie er wusste, geboren war und der ihn Gefahren im Voraus ahnen ließ. »Du bist mit dieser Gabe gesegnet, mein Freund, und wenn du zu deinen Zielen stehst und Gott ergeben bist, wird er dich nie im Stich lassen«, hatte Malik zu ihm gesagt.
    Und er hatte ihn bislang nicht im Stich gelassen, deshalb war er noch am Leben, und deshalb waren viele seiner Feinde tot.
    Jerry, der Copilot, kam in die Kabine und fragte ihn: »Hatten Sie einen angenehmen Flug, Sir?«

    Khalil senkte das Fernglas und erwiderte: »Ja.« Er musterte das Gesicht des Copiloten und suchte nach irgendwelchen Hinweisen darauf, dass er wegen seines Passagiers gewarnt worden war. Aber der Mann wirkte auf eine geradezu kindliche Art fröhlich und etwas dumm, so wie die meisten Amerikaner, denen er bislang begegnet war. Wenn er irgendeinen anderen Gesichtsausdruck gehabt hätte, hätte Khalil seine Pistole gezogen und den Piloten befohlen, die Triebwerke wieder anzuwerfen und zu starten.
    Es gab einen Plan B, der vorsah, dass sie in geringer Höhe, damit sie vom Radar nicht erfasst werden konnten, zu einem aufgelassenen Flugplatz in den abgelegenen Adironback Mountains nahe der kanadischen Grenze flogen. Er hatte den Piloten absichtlich mitgeteilt, dass sein nächstes Ziel Buffalo sei, damit sie genügend Treibstoff mitnahmen und diesen Flugplatz erreichen konnten, wo ein Automobil für ihn bereitstand. Und dort wäre dann die Reise für diese Piloten zu Ende.
    Der Copilot warf einen Blick auf das Fernglas und fragte: »Werden Sie hier abgeholt?«
    »So ist es.«
    »Sehen Sie Ihre Leute?«
    »Nein.«
    Der Copilot öffnete die Tür, wodurch eine Treppe ausgeklappt wurde, und fragte seinen Passagier: »Darf ich Ihnen bei Ihrem Gepäck helfen?«
    »Nein, danke.«
    Der Copilot stieg die Treppe zum Vorfeld hinab, und der Pilot kam in die Kabine und fragte: »Wissen Sie, wie lange Sie hierbleiben, Sir?«
    »Ja. Ich muss morgen zu meiner Besprechung in Buffalo fliegen, die auf ein Uhr mittags angesetzt wurde.«
    »Okay«, erwiderte der Pilot, »dann starten wir, sagen wir, um zehn Uhr morgens, damit Sie reichlich Zeit haben.«

    »Ausgezeichnet.« Khalil öffnete den Verschluss seines Sicherheitsgurts, holte seine Reisetasche unter dem Sitz hervor, legte das Fernglas hinein, stand auf und trat auf den Gang.
    Der Pilot ging vor ihm aus der Kabine, und Khalil blieb dicht hinter ihm und hatte die Hand in der Seitentasche seines blauen Sportsakkos, in der die 40er Glock seines Opfers steckte, das er als Miss Mayfield kennengelernt hatte und während seiner dreijährigen Abwesenheit Mrs Corey geworden war. Und jetzt war sie die tote Mrs Corey.
    Der Pilot und der Copilot, Dave und Jerry, und ihr Kunde, Mr Demetrios, liefen auf den nahen Hangar zu. »Ein wunderschöner Tag«, stellte der Pilot fest.
    »Ich war schon mal in Griechenland«, sagte der Copilot. »Ihr habt dort großartiges Wetter.«
    »Ja, so ist es«, erwiderte Khalil.
    »Woher in Griechenland kommen Sie?«
    Khalil konzentrierte sich auf das Hangartor und versuchte in die Dunkelheit zu spähen. »Aus Piräus«, erwiderte er, während er weiterlief. »Dem Hafen von Athen.«
    »Yeah. Richtig. Ich war da mal. Hübsche Stadt.«
    Khalil war ebenfalls dort gewesen, als er sich seine Legende zurechtgelegt hatte. »So schön nun auch wieder nicht«, erwiderte er.
    Der Pilot wechselte das Thema und fragte: »Haben Sie eine Unterkunft für heute Nacht?«
    »Ich nehme an, meine Kollegen haben dafür gesorgt.«
    »Richtig. Tja, Jerry und ich fahren zu einem Motel. Wir treffen uns hier gegen halb zehn, damit wir um zehn starten können. Sie haben ja unsere Handynummern, falls sich an Ihren Plänen irgendetwas ändern sollte.«
    Eigentlich, dachte Khalil, hatten sich die Pläne bereits geändert. Er würde mit diesen Männern und ihrer Maschine weder nach Buffalo noch sonst wohin fliegen. Aber das ging sie nichts
an. Sie hatten sogar Glück, dass sie noch am Leben waren, aber das würden sie irgendwann später erfahren.
    Sie kamen zum Büro des Flugplatzdienstleisters, der sich um die Maschine

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