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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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krampfhaft weiterbewegte. Wieder gingen sie auf Blickkontakt, und er betrachtete sie ein paar Sekunden lang und versuchte festzustellen, ob sie sterben oder vom Hals abwärts gelähmt bleiben würde. Für ihn spielte das keine Rolle, auch wenn er es vorgezogen hätte, wenn sie den Rest ihres Lebens im Rollstuhl sitzen müsste. In ein, zwei Jahren, dachte er, würden ihre bloßen Arme und Beine für einen Mann nicht mehr so gut aussehen.
    Khalil zog die Glock und ging durch die offene Tür, die in einen Flur führte. Vor ihm war die Haustür, rechts davon eine Treppe, und auf der linken Seite war ein Durchgang, durch den er die Sportübertragung hörte.
    Er lief den Flur entlang und trat mit der Waffe in der ausgestreckten Hand ins Wohnzimmer. Auf der Couch, die ihm gegenüberstand, lag ein Mann, bei dem es sich um Jibral Haytham handeln musste. Er trug eine kurze Hose, ein blaues T-Shirt und war barfuß. Er blickte zum Fernseher, auf dem jetzt eine Bierreklame lief. Auf dem Beistelltisch neben Haytham stand eine Dose Bier. Jibral Haytham schlief, und Khalil überlegte kurz, ob er ihm eine Kugel in den Kopf jagen und sich anderen Angelegenheiten
widmen sollte. Aber Khalil hatte sich ein Gespräch vorgestellt, falls es möglich sein sollte – und jetzt schien es möglich zu sein.
    Er ging zu dem schlafenden Mann und überzeugte sich davon, dass keine Schusswaffe in der Nähe war, sah aber ein Handy auf dem Beistelltisch liegen – ein Nextel, der gleiche Typ, den er Coreys Frau abgenommen hatte. Er nahm das Telefon und sah, dass am Display auf eine eingegangene SMS hingewiesen wurde. Khalil drückte auf die Abruftaste, worauf die Nachricht auftauchte – die Mitteilung von Walsh, die er auf dem Telefon von Coreys Frau gesehen hatte. Die Warnung an Jibral Haytham war rechtzeitig eingegangen, aber leider hatte er geschlafen oder nicht erkannt, was die Nachricht für ihn bedeutete. Außerdem lag eine Brieftasche auf dem Tisch, die Khalil ebenfalls an sich nahm und samt dem Telefon in seine Jackentasche steckte. Er blickte auf Haythams T-Shirt hinab und sah, dass dort in Gold die Zwillingstürme abgebildet waren, dazu der Aufdruck »NYPD/FBI Antiterror-Task Force«. Darunter stand »9/11 – niemals vergessen«.
    Khalil spie auf das T-Shirt, dann setzte er sich auf einen Sessel gegenüber der Couch. Er betrachtete sein Opfer ein paar Sekunden lang, dann blickte er sich im Zimmer um.
    In seinem Heimatland musste man reich sein, um sich ein einstöckiges Haus mit eigenem Garten leisten zu können. Hier gab es Hunderte, Tausende solcher Häuser, die gewöhnlichen Leuten gehörten, mit Autos auf der Auffahrt, Fernsehgeräten, teuren Möbeln. Er verstand, weshalb so viele Gläubige aus den ärmeren Ländern des Islam nach Amerika ausgewandert waren  – ins Land der Christen und Juden, und er verurteilte sie nicht, solange sie ihr Brauchtum bewahrten und ihrem Glauben treu blieben. Genau genommen würde in Amerika eines Tages dasselbe passieren wie in Europa, das der Islam inzwischen ohne Blutvergießen erobert zu haben meinte.

    Haytham hingegen war von diesem verkommenen Land, in dem er unter Juden und Nichtjuden lebte, völlig verdorben worden und hatte seine Seele an die Feinde des Islam verkauft. Er sagte eine Sure aus dem Koran auf. »O ihr, die ihr glaubt, nehmt euch nicht Juden und die Christen zu Freunden.«
    Jibral Haytham regte sich auf der Couch.
    Im Fernsehen wurde die Sportsendung fortgesetzt, Baseball, wie Khalil erkannte, der amerikanische Nationalsport. Wahrhaftig, dieses Spiel war so langsam, dass es jeden einschläfern musste.
    Khalil bemerkte die Fernbedienung, die neben der Bierdose auf dem niedrigen Tisch lag, griff danach, musterte sie und schaltete den Fernseher aus.
    Wieder regte sich Jibral Haytham, dann gähnte er, setzte sich auf und starrte auf den dunklen Bildschirm. Er wirkte verdutzt, wollte dann zur Fernbedienung greifen und sah Asad Khalil auf dem Sessel sitzen.
    Haytham richtete sich auf und nahm die Beine von der Couch. »Wer zum Teufel sind Sie?«
    Khalil zog die Glock aus der Jackentasche und richtete sie auf Haytham. »Ich komme in der Tat aus der Hölle. Keine Bewegung, sonst töte ich Sie.«
    Jibral Haytham blickte auf die Waffe, dann schaute er den Eindringling an. Er sagte: »Nehmen Sie sich, was Sie wollen – «
    »Halten Sie den Mund. Wenn Sie wissen, wer ich bin, werden Sie wissen, was ich will.«
    Haytham starrte das Gesicht des Eindringlings an, und Khalil sah, dass er ihn

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