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Der Löwe

Der Löwe

Titel: Der Löwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nelson DeMille
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hat er die Sache geplant, und er ist nicht dämlich. Du hast alles getan, was du konntest, und du hast dir selber das Leben gerettet, weil du das Messer abgelenkt hast. Es steht unentschieden. Die nächste Runde gewinnen wir.«
    Sie nickte und schrieb: Ich wollte ihm in die Eier treten, aber er hatte die Beine um mich geschlungen.
    »Deswegen hat er die Beine um dich geschlungen.«
    Ich nutzte die Gelegenheit und erklärte ihr, dass die Sanitäter sensationelle Arbeit geleistet hätten und dass ich ihrem Vorgesetzten eine Nachricht schreiben würde.
    Sie nickte.
    Und mit Sicherheit wollte ich mich nicht selbst beweihräuchern und ihr erzählen, wie ich wacker mein Leben riskiert hatte, um sie in den freien Fall zu bringen, damit sie nicht verblutete. Und ich wollte auch nicht erwähnen, dass ich rasch und gekonnt ihre Blutung unterbunden hatte, bevor die Sanitäter eintrafen. Nein, John Corey ist ein bescheidener Mann, und dass Kate gesund und am Leben war, reichte mir als Lohn für meine Heldentaten.
    Ich war mir allerdings sicher, dass Kate den ganzen Bericht über den Vorfall würde lesen wollen, in dem ich all das detailliert ausführen musste. Außerdem wollte sie möglicherweise die Videoaufnahme von dem Sprung sehen. Dann würde sie
ihre eigenen Schlussfolgerungen bezüglich der Tapferkeit und Geistesgegenwart ihres Gatten ziehen. Und ich würde natürlich sagen: »Ich habe nur meine Pflicht getan.« Ich könnte möglicherweise auch erwähnen, dass Craig in Ohnmacht gefallen war, als er sie bluten sah.
    Dann sagte ich zu ihr: »Nun ja, ich muss in die Dienststelle, damit ich meinen Bericht schreiben kann.« Offenbar war sie in Gedanken woanders, deshalb fügte ich hinzu: »Es gibt einiges zu erzählen.«
    Sie nickte geistesabwesend, schrieb dann etwas auf ihren Block und zeigte es mir. Ich möchte ihn umbringen , stand dort.
    Ich riss das Blatt von ihrem Notizblock und steckte es in die Tasche. Selbst nach 9/11 sollen wir so etwas nicht sagen oder schreiben. »Wir werden ihn dingfest machen und ihn seiner gerechten Strafe zuführen«, versicherte ich ihr.
    Sie wusste natürlich, dass John Corey etwas anderes im Sinn hatte, und fuhr sich mit der Hand über die Kehle. Ich zwinkerte ihr zu.
    Wieder kritzelte sie etwas auf ihren Block und reichte ihn mir. Khalil hat wie beim letzten Mal Kontaktpersonen hier. Er bringt seine Kontaktpersonen um. Wenn ein toter Libyer auftaucht, solltest du sein Handy und seine Telefonunterlagen überprüfen und feststellen, wer ihn zuletzt angerufen hat und wen er angerufen hat. Eine dieser Nummern wird die von Khalils Handy sein. Veranlasse eine Fangschaltung für diese Telefonnummer.
    Ich lächelte und gab ihr den Block zurück. »Gute Idee.« Jetzt mussten wir nur noch einen toten Libyer finden, der ein Handy besaß, und schon wären wir im Geschäft. »Ich glaube, du hast gerade die neurologische Untersuchung bestanden«, sagte ich zu ihr.
    Viel Glück bei deiner , schrieb sie.
    Ich lächelte. »Ich fahre zurück zur Dienststelle, bleibe aber mit dem Krankenhaus in Verbindung, und wir holen dich so
schnell wie möglich raus. Ruh dich unterdessen aus und halte dich an die Anweisungen der Ärzte. Und denk über den Fall nach«, fügte ich hinzu. »Du hast ja sowieso nichts anderes zu tun.«
    Ich küsste sie auf die Wange, worauf sie meine Hand nahm und sie drückte. Dann schrieb sie: Sei sehr, sehr vorsichtig.
    Allerdings.

21
    I ch ging zuerst zum Schwesternzimmer und ermahnte alle, weiter die Augen offenzuhalten, obwohl ich eigentlich der Meinung war, dass keine unmittelbare Gefahr mehr bestand; Asad Khalil war anscheinend im Großraum New York City, wo er Gabe und seine Familie ermordet hatte. Dennoch könnte er jederzeit hierher zurückkehren, wenn er glaubte, Kate wäre noch am Leben. Im Bellevue Hospital in Manhattan, wo tagtäglich verletzte Opfer, Zeugen oder Häftlinge bewacht werden mussten, wäre sie sicherer. Ich meine, als im Sullivan County zum letzten Mal ein Opfer einer Gewalttat bewacht werden musste, hatte es eine Musketenkugel im Leib. Jedenfalls vereinbarte ich eine Codebezeichnung  – Verrückter John –, durch die ich mich medizinisch auf dem neuesten Stand halten konnte.
    Danach ging ich zu den Aufzügen, wo eine neue Schicht uniformierter Staatspolizisten angetreten war, und plauderte ein paar Minuten mit ihnen. Ich machte mir jetzt weitaus weniger Sorgen um Kate, deshalb hinterließ ich wohl bei den beiden einen viel besseren Eindruck, außerdem hatte

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