Der Lord ihres Herzens
Er wandte sich an seinen unglückseligen Neffen. „Was hast du bisher unternommen, um sie für dich zu gewinnen? Ein bisschen tätscheln hat in einem Fall wie diesem noch nie geschadet.“
In eiskaltem Ton sagte Montford: „Dürfte ich Sie daran erinnern, dass Sie von einer Dame sprechen?“
„Ich hab sie kaum gesehen, geschweige denn sie berührt“, brummte Trent. Empört fuhr er fort: „Dieser Schuft Roxdale hat sie verhext! Ich habe versucht, ihr zu erklären, was für ein gefährlicher Bursche er ist, aber sie wollte nicht hören. Sie will mich nicht einmal mehr empfangen.“
Bestürzt wiederholte Montford: „Verhext?“ Jane? DeVere stampfte mit seinem Queue auf und sah seinen Neffen angewidert an. „Jetzt bist du auch noch unter die Petzen gegangen, du rückgratloser Anfänger! Überrascht mich nicht, dass sie dir nichts zu sagen hat. Frauen“, fuhr deVere knurrend fort, „wollen einen Mann, der ihnen zeigt, dass er ihnen ihre Flausen nicht durchgehen lässt. Einen Mann, der sich immer ein bisschen mehr nimmt, als sie zu geben bereit sind.“
Trent wirkte unsicher. Er sah zu Montford, doch der zuckte nur mit den Schultern. Sollte Trent sich doch sein eigenes Grab schaufeln. DeVere hatte ihm den Spaten dazu bereits gereicht. Er glaubte nicht, dass derart tollpatschige Taktiken bei Lady Roxdale ankommen würden, aber für ein Urteil war es noch zu früh. Vielleicht brauchte Jane es, in ihrer kühlen Gelassenheit erschüttert zu werden.
Allerdings bezweifelte er, dass Trent dazu der geeignete Mann war. Bald würde es sich herausstellen.
17. Kapitel
Lady Arden schob den Vorhang in Janes Salon beiseite.
«Wie ich höre, ist Montford in Trent Manor angekommen“, sagte sie. Die Worte klangen gleichgültig, doch die schmalen Schultern der Dame wirkten angespannt.
Jane sah sie erschrocken an. Der Duke? Warum hatte er ihr nicht geschrieben, um sie vorzuwarnen? Nachdem sie sich mit Constantine verlobt hatte, hatte sie Montford geschrieben und ihn eingeladen, damit sie ihm die Neuigkeit persönlich überbringen konnte, doch im Augenblick fühlte sie sich dieser Auseinandersetzung alles andere als gewachsen.
Lady Arden drehte sich zu ihr um. „Ist etwas, meine Liebe? Ich hoffe, du machst dir keine Sorgen, ob Montford euch seinen Segen gibt. Er hätte Constantine wohl nicht für dich ausgesucht, aber er wird bald zugeben müssen, dass er sich getäuscht hat. Nach allem, was ich sehe, nimmt Constantine seine neuen Pflichten sehr ernst. Er hat mir erzählt, dass er seinen Sitz im Oberhaus einnehmen will, wenn hier alles im Lot ist.“
„Im Oberhaus“, murmelte Jane. Das bedeutete London. Eine Welle der Furcht schwappte über sie hinweg.
„Da kommen sie.“ Gemächlich trat Lady Arden vom Fenster zurück. „Wir empfangen Sie am besten im Salon, würde ich sagen.“
Eigentlich hätte Jane sich am liebsten wie ein Kind unter ihrer Bettdecke versteckt, bis das Gewitter vorüber war.
Sie wünschte sich Constantine zur Seite. Oder vielleicht doch besser nicht. Er und Montford würden ihretwegen gewiss in Streit geraten.
Lady Arden und sie ließen sich im Salon nieder und gaben vor zu sticken, während sie darauf warteten, dass die Gentlemen gemeldet wurden.
„Meine Liebe, es ist wohl am besten, wenn du mir erlaubst, das Thema deiner Verlobung anzusprechen“, sagte Lady Arden und legte ihre Stickerei beiseite. „Ich will nicht leugnen, dass es Theater geben wird. Vor allem jetzt, wo Lord de Vere meint, sich ebenfalls einmischen zu müssen, wird es vermutlich recht hoch hergehen.“
Ihre Augen glühten. „Aber mach dir deswegen keine Sorgen. Ich werde mich durchsetzen.“
„Bestimmt, liebe Tante.“ In einem Anflug von Feigheit platzte sie heraus: „Vielleicht wäre es am besten, die Verlobung zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht zu erwähnen.“
„Nicht erwähnen? Nein, das geht nicht. Überlass es nur mir, meine Liebe.“
Mit wachsender Beklemmung wartete Jane ab. Endlich erschien Feather und kündigte die Gäste an. Nicht nur der Duke of Montford trat herein, sondern auch Lord de Vere und Mr Trent.
Die Gentlemen verneigten sich vor den Damen und Lady Arden und Lady Roxdale knicksten. Der Duke trat vor und ergriff Janes Hände. „Meine liebe Lady Roxdale, wie geht es Ihnen? Ich muss mich entschuldigen. Meine Geschäfte haben mich länger als erwartet in der Stadt festgehalten.“
Jane murmelte irgendeine Plattitüde und der Duke of Montford wandte sich zu Lady Arden. Er lächelte ein wenig.
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