Der Lord ihres Herzens
andere auch machen.“ .
In seinen Augen blitzte Ärger auf. „Glaubst du, ich könnte mich jetzt ausruhen, wenn da draußen Menschen in Not sind?“ Er schüttelte den Kopf. „Jane“, sagte er heiser, „du solltest mich besser kennen.“
Panik schnürte ihre Kehle zu. Tränen stiegen in ihre Augen. Irgendetwas Wesentliches war ihr entgangen. Sie hatte das Gefühl, etwas Wichtiges verloren zu haben und nie wiederzubekommen.
Sie schluckte ihre Angst hinunter. Zittrig sagte sie: „Von mir hast du erwartet, dass ich heimgehe. Du hast Larkin gesagt, er solle mich nach Hause schicken.“
Constantine starrte sie einen langen Moment an. „Das ist etwas anderes.“
Sie konnte den Schmerz in seinem Blick einfach nicht ertragen und sah nach unten. „Wieso ist das etwas anderes? Weil ich eine Frau bin?“
„Nein.“ Er streckte die Hand aus und strich mit dem Finger über ihr Kinn. „Weil ich nie erwartet habe, dass du mir gehorchen und gehen würdest.“
Bis spät in den Nachmittag des nächsten Tages hinein gönnte Constantine sich keine Ruhe. Bis Mittag hatte er sich vergewissert, dass alle weiteren Opfer in Sicherheit und vorübergehend gut untergebracht waren. Sie waren übergangsweise in nahe gelegenen Cottages, in der Gemeindehalle oder im King’s Head untergekommen.
Seine eigenen Pächter zeigten sich hilfsbereit. Sie brachten Mahlzeiten und nahmen jene auf, die keine Unterkunft hatten finden können. Constantine hätte die Flutopfer gern auf Lazenby Hall untergebracht, aber diese Menschen waren stolz. Es hätte sie verständlicherweise nervös gemacht, im Haus des Lords ihr Lager aufzuschlagen. Bei ihren eigenen Leuten seien sie einfach besser untergebracht, hatte Jones ihm versichert.
Jones fixierte ihn mit scharfem Blick. „Ich komme zurück.“ Constantine war so erschöpft, dass er die Bedeutung dieser Worte beinahe nicht mitbekommen hätte. Dann wurde es ihm klar. Jones hatte ihm angeboten, seine ehemalige Stelle als Gutsverwalter wieder anzutreten. Constantine lächelte überglücklich.
„Sie sind ein guter Mann“, sagte er und streckte Jones die Hand entgegen. Jones zögerte nur einen Augenblick und schlug dann ein. Larkin würde zwar degradiert werden, aber der junge Mann war noch so unerfahren, dass er sich sicher freuen würde, wenn Jones ihn noch ein paar Jahre anlernen konnte.
Froh, dass sich aus den Verwüstungen der Nacht wenigstens ein Gutes ergeben hatte, schlang Constantine im King’s Head ein Sandwich herunter und kippte einen Krug Bier hinterher. Dann machte er sich auf den Weg, um sich mit dem Ingenieur aus Bristol zu beraten. Lord de Vere und Montford waren beide von Trent Manor zurückgekehrt, nachdem sie etwas gegessen und sich umgezogen hatten. Von Trent weiterhin keine Spur.
„Ich kann sofort mit der Arbeit beginnen, aber ich brauche die Erlaubnis des Landbesitzers“, sagte Mr Granger.
„Die haben Sie“, knurrte de Vere. Er starrte Constantine regungslos an. „Ich kümmere mich darum.“
Constantine nickte: „Beginnen Sie mit der Arbeit.“
Granger rief seine Männer und Constantine wandte sich Montford und de Vere zu. „Ich bin Ihnen beiden zu Dank verpflichtet.“ DeVere klopfte ihm wortlos auf die Schulter und ging.
„Gehen Sie nach Hause, Roxdale“, sagte Montford. „Sie können hier nicht mehr viel ausrichten, Sie sind ja halb tot vor Müdigkeit.“ Constantine neigte den Kopf. Er wollte sich nicht wegschicken lassen. Doch er wusste, dass Montford recht hatte. Er sollte gehen. Und das würde er auch, wenn es ihm gelänge, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
Montford verweilte noch ein wenig. Constantine wusste nicht, warum. Er war zu erschöpft, um die Absichten des Dukes zu ergründen.
Das Rattern einer Kutsche war zu hören. Constantine drehte sich um.
„Ah“, sagte Montford. „Genau zur rechten Zeit.“
Constantine starrte die Kutsche an, als sähe er sie zum ersten Mal. „Mein Pferd“, sagte er vage.
„Mein Bursche kümmert sich darum. Fahren Sie nach Hause, Roxdale. Ich benachrichtige Sie, wenn wir Sie brauchen.“
Das Letzte, woran Constantine sich erinnern konnte, als er wieder erwachte, war, wie er in die Kutsche stieg. Durch die Fenster strömte das Sonnenlicht herein und übergoss die Wände mit goldgelbem Schimmer. Hatte er den ganzen Nachmittag geschlafen? Die ganze Nacht?
Er presste den Arm vor die Augen, als der Schmerz der letzten Nacht zurückkehrte. Er verfluchte den Sonnenschein. Wenn er nur früher gekommen wäre.
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