Der Lord ihres Herzens
Wenn er nur seinen Stolz hinuntergeschluckt und Trent durch gute Worte zur Mitarbeit bewegt hätte, statt ihn zu beleidigen. Wenn er sich nur einfach über Trent hinweggesetzt und den Damm schon vor Tagen eingerissen hätte.
All dieses Wenn ... Wenn eines dieser Dinge eingetreten wäre, hätte die arme Frau nicht sterben müssen.
Hester. So hatte sie geheißen. Als er wieder in den Sturm hinausgegangen war, hatte er gehört, wie eine Frau den Namen voll Kummer rief.
Zitternd setzte er sich auf und barg das Gesicht in den Händen. Es war, als ob das Schluchzen der Trauernden in sein Zimmer gedrungen war. Er konnte es hören, er spürte es in sich.
Erst da bemerkte er, dass diese Geräusche von ihm kamen. Er wurde von trockenen Schluchzern geschüttelt, die tief in seiner Brust steckten.
Zu spät. Sein Stolz und Trents Sturheit zusammen hatten eine unschuldige Frau umgebracht.
Ein Atemhauch fächelte über seinen Nacken. Zwei schlanke Arme schlangen sich um ihn und ein zärtlicher Kuss wurde ihm auf die Schulter gedrückt. Eine weiche Stimme flüsterte: „Niemand hätte mehr tun können.“
Er stieß den Atem aus. „Nicht.“
Jane kroch um ihn herum, um sein Gesicht zu sehen. Ihre klaren grauen Augen blickten ihn so leidenschaftlich an. Sie fesselten ihn, sodass er nicht mehr wegsehen konnte. „Constantine, du darfst dir keine Vorwürfe machen. Es ist nicht deine Schuld.“
Er antwortete nicht. Er konnte einfach nicht.
Sie legte ihm die Hände auf die Schultern. „Die Verantwortung lag und liegt bei Trent. Er ist ein Feigling, Constantine, und seine Pächter wissen das auch.“ Sie beugte sich vor und strich ihm sanft über die Wange. „Du hättest hören sollen, was sie über dich letzte Nacht gesagt haben“, flüsterte sie. „Du bist für sie ein Held. Ich bin sehr stolz auf dich.“
Ihre Berührung linderte den Druck in seiner Brust ein wenig. Er schloss die Augen und drückte ihr einen Kuss in die Handfläche.
Als er die Augen wieder öffnete, war ihr Gesicht dem seinen ganz nah. Er blickte auf ihren Mund, auf ihre Augen und dann wieder auf ihren Mund. Sie stützte sich mit einer Hand im Bett neben ihm ab, beugte sich noch weiter vor und streifte seine Lippen mit den ihren.
Jane war von diesem schlichten, zarten Kuss unerträglich erregt. Sie hatte so lange darauf gewartet, dass Constantine endlich erwachte, und war dabei vor Ungeduld schier verzweifelt. Sie hatte Order erteilt, dass sie beide bis auf Weiteres nicht gestört werden durften. Sie hatte die Verbindungstür aufgesperrt und war in sein Zimmer geschlüpft, um ihn im Schlaf zu beobachten.
Er trug kein Hemd, doch die Diener hatten ihn in seinen Breeches ins Bett geschafft. Er selbst hatte es nicht mehr allein aus der Kutsche geschafft.
Nun wartete sie darauf, dass er sie nahm, doch Constantine saß merkwürdig still da. Sein Gesichtszüge waren hart und abgespannt. Sie wünschte sich nichts mehr, als ihn zu halten und ihm zu sagen, dass alles gut werden würde. Sie schlang die Arme um ihn, aber es war, als würde sie eine Statue umarmen. Er entspannte sich nicht, er erwiderte die Umarmung nicht.
Verletzt und verwirrt rückte sie von ihm ab.
Plötzlich umfasste er leise fluchend ihr Gesicht. Er küsste sie verzweifelt, wühlte seine Finger in ihr Haar. Dann riss er sie in die Arme und barg das Gesicht in ihrer Halsbeuge.
Sein Atem ging harsch. „Oh Gott, Jane, ich brauche dich. Ich brauche dich, und ich kann doch nicht...“
„Psst, es ist alles in Ordnung.“ Sie wollte sich ihm hingeben. Jetzt! Sie wollte es mehr als alles andere. Ihr war gleichgültig, ob sie ihn in sich aufnehmen konnte oder nicht. Und wenn es sein musste, würde sie auch Schmerzen leiden, um ihm Erleichterung zu verschaffen. Er quälte sich mit überflüssigen Schuldgefühlen und das mit ansehen zu müssen, brachte sie schier um.
Er nestelte schon an den Bändern ihres Mieders. „Aber ich kann nicht langsam und es für dich vollkommen machen. Diesmal nicht.“ „Es wird vollkommen sein“, sagte sie und lächelte ein wenig. „Weil du es bist.“
Da streckte er die Hände nach ihren Brüsten aus und sie vergaß alle Worte. Er verwöhnte erst die eine, dann die andere Brust, und als sie vor Entzücken aufkeuchte, berührte er ihr Geschlecht. Er tauchte den Finger in die feuchte Tiefe, genau wie er es ihr in jener ersten Nacht gezeigt hatte.
Derartige Freiheiten fühlten sich nicht länger falsch an, auch nicht wie ein Übergriff oder ein Vorbote von
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