Der Lord ihres Herzens
gebracht hatte, ehe der Sturm losbrach und ihn zum Umkehren zwang. Während um ihn herum die Blitze zuckten, galoppierte er querfeldein, bis es so dunkel war, dass er nichts mehr sehen konnte. Dumm wie er war, hatte er absteigen und den ganzen Heimweg zu Fuß zurücklegen müssen.
War das irgendeine Buße? Wofür bestrafte er sich? Er konnte nur hoffen, dass der lange Fußmarsch im strömenden Regen seiner Seele guttat.
Ihm war klar gewesen, was Jane von ihm gewollt hatte, als sie ihn um eine Erklärung für jenen lang zurückliegenden Skandal gebeten hatte. Sie wollte etwas, was ihr Vertrauen zu ihm unterfütterte. Für sein Verhalten damals hatte er sich nie entschuldigt oder lauthals gerechtfertigt und er würde jetzt nicht damit anfangen.
Er und Jane waren so prächtig miteinander ausgekommen. Sah sie denn nicht, dass es das war, was zählte, und nicht irgendeine Dummheit, die er vor vielen Jahren angestellt hatte? Die Gegenwart war süß, die Zukunft gehörte ihnen. Warum all den Dreck der Vergangenheit aufrühren?
Er hatte schon zu oft mit seinem Schicksal gehadert, um diese müden alten Argumente wieder aufzuwärmen. Am Ende musste man einfach aufhören, sich über die Ungerechtigkeit des Lebens zu beschweren, und wieder leben. Jane würde lernen müssen, ihm zu vertrauen. Wenn nicht, konnte er es auch nicht ändern.
Das Dinner war längst vorüber, als Constantine wieder auf Lazenby Hall eintraf. Er nahm hastig ein großes Mahl ein, während ein Bad für ihn gerichtet wurde.
Dann lief er die Treppe hoch, nahm zwei Stufen auf einmal und zog sich dabei aus. Im heißen Wasser erwachten seine Knochen nur unter Schmerzen zu neuem Leben, aber es fühlte sich gut an. Er lehnte den Kopf an das hochgezogene Ende der Wanne und schloss die Augen.
Jane. Es war ihm nicht gelungen, sie während des langen, idiotischen Ritts durch den Sturm aus seinen Gedanken zu verbannen. Nun befand sie sich auf der anderen Seite der Verbindungstür, vielleicht zog sie sich gerade aus. Ein Schauer der Lust überlief ihn. Gott, wie er sie begehrte.
Als er sich in die Wanne begeben hatte, war er vollkommen erschöpft gewesen. Jetzt waren all seine Sinne erwacht und seine Männlichkeit regte sich.
Ruhig, mein Junge, sagte er ironisch. Nach den Aufregungen heute würde Jane ihn niemals in ihr Bett lassen.
Er nahm die Seife und rieb sie sich über die Brust.
Jane hatte in einer wunderbaren Seifenblase gelebt und Träume um ihn gewebt, die nicht zur harten Realität passten. Er hatte sie von ihrem Irrtum befreit und die schillernde Blase zum Platzen gebracht. Nun zahlte er den Preis.
Vielleicht hätte er den listigen Spitzbuben mimen und ihr irgendeine ausgeschmückte Geschichte erzählen sollen, um sich bei ihr einzuschmeicheln. Sie hätte sich förmlich darauf gestürzt. Alles, wonach sie gesucht hatte, war ein sicherer Haken, an dem sie ihren Glauben an ihn aufhängen konnte.
Aber sie hatte die Verlobung nicht gelöst, obwohl er sie enttäuscht und die Stimme erhoben hatte. Sie war eine vernünftige, pflichtbewusste Frau. Und sie wollte Luke behalten.
Er rieb sich mit den Händen über das Gesicht und spürte die rauen Bartstoppeln an seinen Handflächen. Er musste sich dringend rasieren. Er schnaubte spöttisch. Was für großartige Pläne hatte er für diesen Abend geschmiedet, und nun war alles umsonst.
Constantine überlegte. Vielleicht war es aber auch ein ernster Fehler, Jane zu lange sich selbst zu überlassen. Wenn er jetzt nicht in ihr Zimmer ging, würde es nächstes Mal noch schwieriger werden, ihre Verteidigungswälle zu überwinden. Ihr Gehirn würde wieder anfangen zu arbeiten, während er noch darum kämpfte, dass sie ihren Willen treiben und sich von ihm führen ließ. Wenn er die Sache nun hinauszögerte, würde er wieder ganz von vorn beginnen müssen. Er glaubte nicht, dass er noch eine Nacht wie die letzte überstehen würde.
Constantine drückte den Badeschwamm aus und legte ihn beiseite. Dann erhob er sich, stieg aus dem Bad und griff nach einem Handtuch.
Er hatte Priddle bereits fortgeschickt, doch bevor er ging, hatte der Kammerdiener fürsorglich den Morgenmantel aufs Bett gelegt. Nachdem er sich abgetrocknet hatte, zog Constantine den seidenen Mantel über.
Er ging zur Verbindungstür. Mit jedem Schritt stieg seine Erwartung.
Leise klopfte er an die Tür und drehte den Knauf.
18. Kapitel
Janes Tür war verschlossen. Constantine senkte enttäuscht den Kopf und lehnte ihn an den Türrahmen. Wieder
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