Der Lord und die Betrügerin
ja... ich meine...«
Sein Lächeln war schelmisch, seine Zähne blitzten in der Dunkelheit weiß. »Viele Männer würden mich darum beneiden.«
»Ich glaube nicht...«
Aber es war so, als würde er ihr Leugnen gar nicht hören. »Nun, also, Schwägerin, es ist mein Wunsch, dass du mich liebst, bis zur Morgendämmerung.«
»Du glaubst mir nicht«, meinte sie und begriff, dass er glaubte, sie würde irgendwie versuchen, ihr Liebesspiel zu bereichern, indem sie so tat, als sei sie eine andere.
»Ich glaube alles, was du mir sagst«, flüsterte er und küsste die Höhlung an ihrer Schulter, während Kiera sich ratlos an ihn schmiegte und die Glut im Kamin allmählich erlosch. »Alles.«
Hewlett-Packard
23. Kapitel
Elyns Kopf schmerzte, ihr Körper fühlte sich an, als hätte jemand mit einem Holzhammer auf sie eingeschlagen. Selbst der geringste Atemzug brannte in ihrer Lunge. Mühsam öffnete sie ein Auge und erkannte eine blasse Frau, die sich über sie beugte. Ihre Haut war so weiß, dass sie beinahe durchscheinend wirkte, ihr Haar war silberblond, ihre Augen wäss- rig blau. Ganz sicher ein Engel.
Ich bin gestorben und in den Himmel gekommen, dachte Elyn, während vor ihren Augen langsam das Zimmer, ein schmaler Raum mit einem kleinen Feuer, Gestalt annahm.
»Ahh, Ihr seid wach. Es wurde aber auch Zeit.« Der Engel lächelte sie freundlich und überirdisch an.
»Wer seid Ihr?«, fragte Elyn, und ihr Kopf klärte sich etwas. Das war nicht der Himmel. Sie war nicht gestorben. Nein, der Schmerz in ihrem Körper machte ihr deutlich, dass sie sehr wohl noch am Leben war, dass sie auf einem schmalen Lager in diesem Zimmer lag, das geschmückt war mit Perlen und nach Kräutern und Kerzen roch, die überall im Raum verteilt waren.
»Mein Name ist Geneva. Und wer seid Ihr?«
»Elyn aus Lawenydd.« Sie hatte ihren wahren Namen genannt, ehe sie sich daran erinnerte, dass sie ihre Identität ja Kiera gegeben hatte, dass sie jetzt gar keinen Namen mehr hatte, dass sie verloren war. Aber die Frau schien über ihr Geständnis nicht erstaunt zu sein. Es war beinahe so, als hätte sie bereits geahnt, wer Elyn war, ehe sie ihr überhaupt diese Frage gestellt hatte. Elyn hob den Kopf. »Wo bin ich?«, fragte sie.
»Das ist mein Zimmer auf Schloss Serennog.«
»Serennog?«, wiederholte Elyn, und der Hals tat ihr weh. Sie hatte natürlich von dem Schloss gehört, doch sie war noch nie hier gewesen. »Wie bin ich denn hierher gekommen?«
»Ich habe Euch gefunden. Ihr habt am Flussufer gelegen. Beinahe tot.«
»Der Fluss«, wiederholte Elyn, und Stück um Stück kehrte die Erinnerung zurück, und sie wusste wieder, dass sie vor Brock weggeritten war, dass sie sich unter der Brücke versteckt hatte und dann in die eisigen Fluten gefallen und unter Wasser gezogen worden war.
»Ihr habt Glück gehabt«, meinte Geneva, obwohl Elyn ihr das keine Sekunde lang glaubte. Sie hatte in den letzten drei Wochen überhaupt kein Glück mehr gehabt. Zunächst einmal war da ihre bevorstehende Hochzeit mit Kelan von Penbrooke gewesen, dann die Erkenntnis, dass sie schwanger war, und dann... oh... das Baby!
Als hätte sie Elyns Gedanken gelesen, schwand Genevas Lächeln. »Es tut mir Leid«, sagte sie, »aber das Kind...« Sie schüttelte den Kopf, ihr aschblondes Haar leuchtete im Schein des Feuers.
»Was ist mit meinem Kind?«, fragte Elyn, obwohl sie begriff, obwohl sie die Traurigkeit und das Mitleid im Blick der schlanken Frau sah.
»Es ist verloren. Ich habe Euch am Ufer des Flusses vor beinahe drei Tagen gefunden und dachte, Ihr wärt tot.«
»Ihr sagt, dass das Kind nicht mehr da ist«, meinte Elyn. Alles in ihr schmerzte, doch sie wollte es nicht wahrhaben. Sie wollte es nicht glauben. Ganz sicher irrte sich die Frau. Sie musste noch schwanger sein. Es musste ganz einfach so sein.
»Aye. Das Baby hat nicht überlebt.«
»Nein!« Sie schloss die Augen und verschloss die Ohren vor solch einer Blasphemie. Sie war schwanger. Es war Brocks Kind und... und sie würde Brock heiraten, und sie... sie würden eine Familie sein und... Aber Brock heiratete Wynnifrydd. Er hatte es ihr selbst gesagt, dieser lügnerische, betrügerische Bastard. Ihr Herz tat so weh, dass sie beinahe aufgeschrien hätte. Sie konnte das Baby nicht verloren haben. Aber warum sollte die fremde Frau sie anlügen? »Ich... ich glaube Euch nicht.«
»Das ist auch nicht leicht zu begreifen.«
»Es ist nicht wahr!« Elyn setzte sich auf, doch dann fühlte sie es,
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