Der Lord und die Betrügerin
wieder nach einem knappen »Guten Morgen, M'lady« ihrer Arbeit zu.
»Den wünsche ich dir auch, Rhynn.« Der Duft von frisch gebackenem Brot und Kuchen erfüllte das Zimmer, und Kieras Magen knurrte. Uberall arbeiteten die Bediensteten. Ein Mädchen summte, während es die heruntergebrannten Kerzen austauschte, Jungen brachten Stapel von Feuerholz herein, kleine Kinder schleppten Wasser oder vergaßen ihre Gefäße einfach, ließen sie stehen und rannten einander hinterher, die Treppen hinauf und hinunter. Oder sie verschwanden um die Ecken, bis die aufgebrachten Stimmen ihrer Mütter sie zurück zu ihren Aufgaben beorderten. Kiera lächelte vor sich hin, denn sie begann sich hier in Penbrooke wirklich zu Hause zu fühlen, als wäre Kelan wirklich ihr... Ehemann.
Du darfst so nicht denken , warnte sie sich selbst, als sie ihren Umhang fester um sich zog und nach draußen ging, um ein wenig Wärme von der allmählich höher steigenden Sonne zu bekommen. Dies ist nicht dein Zuhause, und das wird es auch niemals sein. Wenn du dumm genug bist, dich in Kelan zu verlieben, dann wird dir das eben das Herz brechen.
»M'lady«, hörte sie eine Männerstimme, und als sie sich umwandte, stellte sie fest, dass Timothy, der Gärtner, ihr folgte. »Ich würde gern kurz mit Euch reden, wenn Ihr Zeit habt.«
»Sicher.« An der Ecke der Hütte des Weinbauern blieb sie stehen, wo der Gehilfe des Küfners gerade leere Fässer in die Hütte rollte.
Der Gärtner zog höflich den Hut vom Kopf. »Ich wollte Euch nach den Kräutern fragen, die ihr gern haben möchtet. Wir werden wieder die üblichen Kräuter anpflanzen - einige davon haben den Winter überstanden -, aber eventuell gibt es ein besonderes Kraut, an das wir nicht gedacht haben. Wir haben Thymian und Rosmarin, Schwarzwurz und Schafgarbe. Möglicherweise möchtet Ihr ein paar ungewöhnlichere Kräuter ausprobieren? Ich hatte zwar in der Vergangenheit nicht viel Glück damit, aber irgendwo bekomme ich schon den dementsprechenden Samen oder die Stecklinge.«
Er schien so sehr darauf bedacht, ihr eine Freude zu machen, dass Kiera ganz gerührt war. Obwohl sie zu spät zur Messe kommen würde, ließ sie sich Zeit mit der Antwort. »Das ist eine wundervolle Idee, Timothy. Wir wollen alles ausprobieren, was sich anbietet. Ich bin sicher, dass der Lord all das kaufen wird, was die Köchin gern hätte.«
Er lächelte sie schüchtern an und zeigte dabei seine Zahnlücken. »Danke, M'lady.«
»Ich danke auch, Timothy«, entgegnete sie und nahm sich noch die Zeit, um sich nach seiner schwangeren Frau und seinen drei Kindern zu erkundigen, ehe sie schließlich zur Kapelle eilte. Die Tür knarrte, als sie die Kapelle betrat. Nachdem ihre Augen sich an das dämmrige Licht gewöhnt hatten, suchte sie nach Kelan und wurde enttäuscht.
»Ist denn mein Mann nicht hier?«, fragte sie Vater Barton.
»Nein«, murmelte der alte Priester, der offensichtlich höchst irritiert war. »Ich denke mir, dass Baron Kelan glaubt, seine eigenen Geschäfte seien wichtiger als die des Herrn.«
»Wisst Ihr denn, wo er ist?«
»Auf der anderen Seite der Baronie.« Vater Barton versuchte zwar, sich die Missbilligung nicht zu sehr anmerken zu lassen, doch sein verkniffener Mund sprach Bände.
Morwenna, die in der Kirchenbank saß, schaltete sich ein. »Es hat in der letzten Nacht einen Streit gegeben, in der Nähe der Grenze zu Serennog. Eine verrückte Frau hat man dabei erwischt, wie sie ein Pferd stehlen wollte, und ein Bauer ist schwer verletzt worden. Sie hat darauf bestanden, den Baron sehen zu wollen, also sind Kelan und der Sheriff dorthin geritten. Er müsste eigentlich morgen zurück sein, es sei denn, es hat Probleme gegeben.«
»Er hätte mir Bescheid sagen sollen«, meinte Kiera und verspürte ein eigenartiges Gefühl von bevorstehendem Unheil. Vielleicht wegen ihres Geständnisses und Kelans Weigerung, ihr zu glauben. Sie hätte ihm gern an diesem Morgen noch mehr erklärt. Dass er jetzt weg war, war kein gutes Zeichen. Sie wusste zwar nicht, warum, aber das Gefühl blieb.
»Er hat erst heute in der Früh erfahren, dass es Schwierigkeiten gab«, erklärte Morwenna. »Und er wollte dich nicht aufwecken.«
Die Tür der Kapelle öffnete sich, und ein Windstoß schlug sie gegen die Wand. Daylynn trat erschrocken ein. »Tut mir Leid.« Ihr folgte Bryanna.
Vater Barton warf den beiden Mädchen einen deutlich missbilligenden Blick zu, dann seufzte er und hob die Hände. »Also, Ladys«,
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