Der Lord und die Betrügerin
hätte sich niemals dafür entscheiden dürfen, bei diesem Betrug zu helfen. Niemals. Es genügte, dass sie diesem Mann so nahe war, um den dringenden Wunsch in ihr zu wecken wegzulaufen. Wie würde es dann erst sein, wenn sie mit ihm allein war in einem geschlossenen Raum, mit dem Versprechen, das sie ihm mit den Hochzeits- schwüren gegeben hatte? Sie schluckte und versuchte, ihre zitternden Hände unter Kontrolle zu bringen.
Der Priester war alt. Er murmelte unablässig vor sich hin, erweckte aber den Eindruck, als wäre er höchst erfreut, drei Tage lang gereist zu sein, nur um diese Verbindung zu segnen. Würde Gott sie strafen, weil sie log, weil sie in Seinem Haus eine Sünde beging? Oh, was war sie doch für eine Idiotin gewesen, jemals dieses Hochzeitskleid angezogen zu haben...
Sie bemerkte die Anwesenheit ihres Vaters auf der einen Seite der Kapelle und von Männern, die sie nicht kannte, auf der anderen Seite. Penelope war in der Nähe, und zweifellos war auch Hildy irgendwo im Schatten.
Kiera biss sich auf die Lippe. Wenn sie nur irgendwie diese Zeremonie überstehen könnte und die nächsten Stunden... Plötzlich war es mucksmäuschenstill in dem kleinen Raum. Eine erwartungsvolle Stille... Der Priester wiederholte die schicksalshaften Worte. Würde sie diesen Mann zu ihrem Ehemann nehmen, würde sie ihn lieben, ihn ehren, ihm gehorchen ...
Ihr Herz schlug wild wie eine Trommel, das Blut rauschte in ihren Ohren. Obwohl es kalt in der Kapelle war, rann ihr der Schweiß über den Rücken.
»Ich... ich will«, flüsterte sie und fragte sich, ob sie sich gerade für ewig ins Fegefeuer begeben hatte.
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3. Kapitel
Alle Beteiligten stießen einen erleichterten Seufzer aus. Alle, bis auf den Mann, der neben Kiera kniete. Kelans Rücken war gerade, sein Kinn hatte er arrogant und trotzig nach vorn geschoben. Obwohl auch er die Eheschwüre wiederholte, klang seine Stimme abgehackt und scharf. Er machte sich nicht die Mühe zu verbergen, dass er es kaum erwarten konnte, dass diese Prozedur vorüber war.
Kiera ihrerseits wollte so schnell aus der Kapelle laufen, wie ihre Beine sie nur tragen würden. Was würde geschehen, wenn er den Schleier hob, um sie zu küssen? Würde jemand in diesem Raum sie erkennen, würde derjenige auf keuchen und mit dem Finger auf sie deuten, ihr vorwerfen, dass sie eine Betrügerin war?
Und dann war auf einmal alles vorüber. Der Priester schickte ein Gebet zum Himmel und erklärte, dass sie verheiratet waren - Lord und Lady von Penbrooke. Gott, hilf mir, dachte sie, als ihr frisch gebackener Ehemann sich zu ihr beugte, um ihr den besiegelnden Kuss zu geben.
Jetzt wird alles herauskommen!
Langsam hob er die schwere Spitze, und ihre Blicke begegneten einander in der dämmrigen Kapelle. Zorn loderte aus seinen Augen. Er schien all ihre Lügen zu durchschauen. Es war so, als würde er ihr in dieser Minute bis tief in ihre Seele sehen.
Sie holte tief Luft. Ihr Herz raste. Ihre Knie gaben beinahe nach.
Er war gar nicht der Unmensch, wie Elyn es behauptet hatte.
Bei weitem nicht.
Seine Gesichtszüge waren kantig, und zwar auf eine gefährliche Art, nämlich eine, die seine Männlichkeit unterstrich. Seine silbernen Augen glühten über Wangenknochen, die von Gott selbst gemeißelt zu sein schienen. Sie erkannte ein eckiges, bärtiges Kinn, eine schmale, kräftige Nase und Lippen, die sich unwillig aufeinander pressten.
Sie bereitete sich auf eine flüchtige Berührung dieser sinnlichen Lippen auf ihren vor, doch sie hätte eigentlich die Entschlossenheit an seinem vorgeschobenen Kinn sehen müssen. Er legte die Arme um sie und zog sie fest an sich. Senkte den Kopf. Wartete einen Herzschlag lang. Lange genug, dass sie die unverhüllte Kraft in seinem Gesicht sehen konnte.
Und dann drückte er seine Lippen auf ihre. Warm. Hart. Verlangend. Beinahe hätte sie aufgekeucht, und etwas tief in ihrem Inneren begann zu prickeln. Sein Kuss wurde eindringlicher. Alles in ihrem Kopf drehte sich, und der kleine Raum schien sich zu bewegen. Das ist alles nicht richtig. Ich sollte so etwas nicht fühlen! Nicht so!
Trotz all der Gedanken, die durch ihren Kopf wirbelten, erwiderte sie seinen Kuss.
Er riss den Kopf zurück. Funkelnde graue Augen betrachteten sie abschätzend für den Bruchteil einer Sekunde. Sie glaubte, nicht nur Überraschung in seinem Blick zu entdecken, sondern auch Arroganz. Als wäre er es gewöhnt, dass die Frauen bei der geringsten Berührung seiner
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