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Der Lord und die Betrügerin

Der Lord und die Betrügerin

Titel: Der Lord und die Betrügerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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wir kein Glück haben?«
    Kiera schloss einen Moment lang die Augen. Ihre Schwester hatte Kieras schlimmste Ängste in Worte gefasst. Sie schlug schnell das Kreuzzeichen vor ihrer Brust. »Wenn wir kein Glück haben, dann helfe uns Gott.«
    Trotz der eisigen Luft schwitzte die störrische Stute. Sie trat nervös von einem Fuß auf den anderen und warf missmutig ihren dunklen Kopf zurück. Das verdammte Pferd benahm sich, als würde es die Lügen fühlen, und das Schuldgefühl presste Elyn das Herz zusammen.
    »Psst«, befahl Elyn und riss am Zügel. »Ho.« Elyn hielt die ledernen Leinen fest in der Hand und versuchte, das unruhige Pferd davon abzuhalten, mit ihr durchzugehen, während sie einen Blick zurück zum Schloss warf. Lawenydd. Ihr Zuhause.
    Aber jetzt nicht mehr.
    Ihr Hals war eng, und Tränen brannten in ihren Augen, doch dafür machte sie den kalten Winterwind verantwortlich, der über die Felder wehte und das trockene Gras zu Boden drückte. Die bittere Kälte schmerzte auf Elyns Wangen, als sie auf die dicken Mauern aus Stein starrte und auf die hohen Türme des Schlosses. Es war finster, doch das Mondlicht lag noch auf dem Schloss, was ihr einen letzten Eindruck gestattete, ehe sie mit einem heftigen Seitentritt ihre Stute in den Wald trieb.
    Dies war ihre eigene Wahl. Sie hatte sich entschieden, den Mann, dem sie versprochen war, nicht zu heiraten, sondern ihre wirkliche Liebe zu suchen, das wahrhaftige Herz, das ihr begegnet war, einen unbezähmbaren Geist, der ihr ewige Liebe geschworen hatte.
    Brock. Oh, Liebling.
    Bei dem Gedanken an ihn erhitzte sich ihr Blut, und wieder fühlte sie sich schuldig wegen ihrer Tat. Was sie geplant hatte, war unentschuldbar, und sie fühlte einen Anflug von Bedauern für die arme Kiera. Aber, entschied Elyn, ihre jüngere Schwester würde es schon überleben. Kiera hatte immerhin versprochen, alles zu tun, um das Elyn sie bat. Das war schließlich eine Tatsache, oder? Doch dann hatte sie einen Rückzieher gemacht. Elyn verzog den Mund, als sie an die Feigheit ihrer Schwester dachte. Bemitleidenswertes, schwaches Geschöpf.
    Sicher würde Kiera in den folgenden Tagen auf die Probe gestellt werden. Genau wie Elyn. Sie hatte sich nach dem Abendessen im Schloss versteckt und auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, Kiera als endgültiges Zeichen die Kette zurückzugeben, um dann davonschleichen zu können. Und jetzt war sie frei. Frei!
    War es fair, dass Elyn für die kleinlichen Pläne ihres Vaters geopfert werden sollte, dass sie ihr Leben hingeben musste für ihre Pflichten gegenüber Lawenydd, nur weil sie die Erstgeborene war?
    Nein, nein, nein!
    Sie war nach wie vor wütend über die Leichtigkeit, mit der ihr Vater sie verschachert hatte. Er hatte sich nicht mehr Sorgen um sie gemacht als um ein lahmes Pferd, das man rasch und günstig loswerden musste. Nun, Llwyd von Lawenydd würde schon bald herausfinden, dass seine Tochter so dickköpfig war wie er selbst.
    Ihre Finger in den Handschuhen schlössen sich fester um die Zügel, und sie lenkte die Stute weiter durch das Dickicht und durch einen eisigen Fluss. Sie wagte nicht, über den Weg zu reiten, aus Angst, dass sie dort jemandem begegnen würde, der sie kannte. Denn dann würden all ihre Pläne zunichte gemacht. Sie musste sehr vorsichtig sein. In den Wäldern war es nicht sicher, das hatte sie schon selbst erlebt. Außerdem hatte sie gehört, wie ihr Vater mit seinen Soldaten über die Banditen gesprochen hatte und deren Überfälle auf unschuldige Menschen, die durch die Wälder reisten. Dennoch durfte sie das Risiko nicht eingehen, sich einer schützenden Gruppe von Reisenden anzuschließen.
    Damit ihr Plan klappte, musste Kelan von Penbrooke allerdings glauben, dass er tatsächlich die Frau geheiratet hatte, die ihm versprochen worden war.
    Wenn Penelope, Hildy und Kiera den Mund halten und ihre Rolle spielen würden und wenn Morwenna, Kelans Schwester, die Elyn vor vielen Jahren einmal getroffen hatte, die Verwechslung nicht merken würde...
    Lieber Gott, wie groß war diese Wahrscheinlichkeit?
    Egal - darüber musste sich jetzt Kiera Sorgen machen.
    Wieder verspürte sie das lästige Schuldgefühl, doch sie schob es resolut beiseite. Sie hatte ihre Wahl getroffen.
    Aye, und Kiera wird den Preis dafür zahlen müssen. Unwillig schüttelte Elyn den Kopf und trieb ihre Stute weiter an. Das raue Haar der Mähne schlug ihr ins Gesicht. Der Wind peitschte durch die kahlen Aste und ließ sie knarren und stöhnen.

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