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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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der Blutzuckermenge.«
    »Und Typ AB ?«
    »Stress-Diabetes. Der wird durch übermäßigen emotionalen oder körperlichen Stress ausgelöst. Den bekommen Leute ab dreißig, vierzig. Die Symptome bei der leichten Form sind denen von Typ B ähnlich, nur sind die Betroffenen nicht übergewichtig. Aber extremer Stress kann extreme Reaktionen hervorrufen und den Patienten insulinabhängig machen, zumindest vorübergehend. Jetzt steh auf.«
    Stöhnend gehorchte Dalziel.
    »Also, du hast mir wirklich sehr geholfen. Wir suchen nach einem dünnen dreißig- bis vierzigjährigen Mann oder nach einem dicken vierzig- bis fünfzigjährigen Mann, oder einem dünnen oder einem dicken Mann beliebigen Alters.«
    »Könnte auch eine Frau sein«, meinte der Doktor.
    »Hab mich doch gern. Hör mal, wie lang brauchst du denn eigentlich noch? Auf mich wartet Arbeit.«
    »Noch zwanzig Minuten. Hier, meine ich«, antwortete Grainger. »Dann hab ich noch einen Röntgentermin im Krankenhaus für dich ausgemacht. So um fünf bist du fertig.«
    »Was zum Teufel glaubst du, stimmt eigentlich nicht mit mir?«, fragte Dalziel mit einer Aggressivität, die komisch wirken sollte.
    Aber aus seiner Stimme hörte er das ängstliche Flehen des Verdächtigen heraus, der unbedingt wissen will, wessen er beschuldigt wird.
     
    Lewis & Cowley Estates
gehörten zu jenen Immobilienbüros, die den Preis ihrer Objekte nicht im Schaufenster kundtaten. Kommt selten vor in Yorkshire, dachte Pascoe. Preisschilder waren sonst eigentlich überall zu finden. Geld war Gegenstand des öffentlichen Interesses.
    Vor dem Samtvorhang im Schaufenster hing das »Geschlossen«-Schild, aber er konnte erkennen, dass sich drinnen etwas bewegte. Energisch klopfte er an die Tür. Und nach ein paar Sekunden noch einmal.
    Ein schmalgesichtiger Mann erschien, sah Pascoe eine Weile prüfend an, erkannte, dass er als potentieller Klient nicht besonders viel versprechend war, und deutete auf das Schild.
    Als Antwort zückte Pascoe seinen Ausweis, presste ihn an die Scheibe und ahmte die Geste des Mannes nach.
    Der Mann trat zurück, drehte sich um, sagte anscheinend etwas zu jemandem, der auch im Büro war. Dann öffnete er.
    »Mr. Cowley?«, fragte Pascoe.
    »Ja bitte?«
    »Detective Sergeant Pascoe, Sir. Darf ich hereinkommen?«
    Cowley war Anfang dreißig. Er war schrecklich dürr, sah ausgehungert aus und trug seinen Kopf angriffslustig nach vorne gereckt, so dass er Pascoe an die Pike eines Beefeaters erinnerte.
    »Geht es um Matthew? Ich habe schon gestern mit ein paar von ihren Leuten gesprochen. Und zwar sehr ausführlich.«
    Pascoe ging an ihm vorbei in das Kundenbüro. Hier gab es keine ordinäre Theke, sondern ein paar vereinzelte bequeme Sessel und Beistelltischchen, auf denen Exemplare von
Country Life
und
Vogue
in Hochglanz erstrahlten. Von diesem Raum gingen drei Türen ab, auf einer stand
Mr. Lewis
, auf einer anderen
Mr. Cowley
. Auf der mittleren stand nichts, vermutlich war das die Tür zum Sekretariat.
    »Ich bin schnell fertig«, sagte Pascoe. »Können wir uns setzen?«
    Cowley sah zu seiner Bürotür hinüber, die nur angelehnt war. Pascoe ließ sein Gesäß höflichkeitshalber etliche Zentimeter über dem nächststehenden Sessel in der Schwebe und sah ihn erwartungsvoll an. Wie ein Hund, der auf einen Leckerbissen wartet.
    »Na gut«, willigte Cowley ein.
    Mit einem hörbaren Seufzer der Erleichterung sank Pascoe auf das weiche Leder.
    »Aber beeilen Sie sich, ja? Ich habe nämlich gerade einen Kunden.«
    Pascoe war ein wenig enttäuscht, dass der andere zugegeben hatte, nicht allein zu sein. Das Schöne am Schnüffler-Sein war ja, auch etwas zum Schnüffeln zu haben.
    »Die Arbeit geht weiter?«, murmelte er traurig. »Selbstverständlich, muss sie ja. Ich werde mich kurz fassen, Sir. Also, so wie ich das verstanden habe, ist Mr. Lewis am Montag wegen einer geschäftlichen Besprechung von Schottland heruntergefahren?«
    »So ist es.«
    »Aha. Also, bei dieser Besprechung waren Sie und Mr. Lewis und wer noch?«
    »Niemand. Nur wir zwei.«
    »Sonst niemand?«, sagte Pascoe und legte nur einen Anflug höflicher Verwunderung in seine Stimme. »Ihre Sekretärin vielleicht?«
    »Nein.«
    »Nein. Aha. Aber sie wird schon dagewesen sein … irgendwo?«
    Er deutete mit der Hand vage in Richtung des mittleren Büros. Die Rolle des jugendlichen Wirrkopfs aus dem Außenministerium spielte er besonders gern.
    »Nein. Montags arbeiten unsere Angestellten nur vormittags.

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