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Der Lüge schöner Schein

Der Lüge schöner Schein

Titel: Der Lüge schöner Schein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reginald Hill
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weder mit Tabak, noch mit Alkohol trösten kannst, deshalb verschreibe ich dir ein leichtes Beruhigungsmittel, damit du selbst und deine Umgebung nicht allzu sehr unter dir zu leiden habt, okay?«
    »Okay«, sagte Dalziel hilflos. »Aber du bist ein elender Sadist.«
    »Tu, was ich dir sage, und du tanzt eines Tages vielleicht noch seelenvergnügt auf meinem Grab.«
    »Eins noch, bevor ich geh«, sagte Dalziel und sah dabei voll ungläubigem Abscheu auf den Diätplan in seiner Hand. »Du bist doch im Vorstand der Liberalen?«
    »Stimmt. Du wirst doch wohl nicht beitreten wollen, nach so langer Zeit?«
    »So krank bin ich auch wieder nicht«, grunzte Dalziel verächtlich. »Ich frag nur, weil mir ein paar von euren Mitgliedern erst kürzlich untergekommen sind.«
    »Du meinst Matt Lewis und Edgar Sturgeon? Tragisch, wirklich tragisch. In der Partei sind alle untröstlich.«
    »Wie waren die so? Aufeinander zu sprechen, meine ich.«
    »Hatten nicht viel miteinander zu tun. Aber seit Edgar in Rente war, habe ich sie ein- oder zweimal zusammen gesehen.«
    »Aha. Was hat man so am Billardtisch über sie gemunkelt?«
    »Wie bitte?«
    »Ach, komm!«, sagte Dalziel. »Ich weiß doch, wie’s in diesen Ortsverbänden zugeht. Das ganze Gerede, Skandälchen, du weißt schon.«
    »Ich bin dein Arzt, Andy, keiner von deinen Spürhunden«, entrüstete sich Grainger.
    »Schon gut. Man darf ja wohl noch fragen. Das hab ich mir verdient. Nach
dem
hier!«
    Wild fuchtelte er mit dem Diätplan herum.
    »Meinst du? Na gut. Ich werde abstreiten, das jemals gesagt zu haben, aber es hieß, dass Lewis ein raffinierter Geschäftemacher war.«
    »Du meinst ein Gauner?«
    »Ich meine, er hat mit einer großen Gewinnspanne gearbeitet, bei allem, was er gemacht hat.«
    »Verstanden. Und wenn ich dir sage, dass er finanziell ganz schön auf Talfahrt war, als er starb?«
    Grainger nickte, kein bisschen verwundert.
    »Warum nicht? Wenn du in einer Stadt wie der unseren lebst und ein Gauner bist, hast du Pech, es spricht sich nämlich bald herum. Für diese kleine Firma sind immer nur ›Spitzenobjekte‹ in Frage gekommen – nicht diese gewöhnlichen Doppelhaushälften am Stadtrand. Insofern waren die Leute, die sich für derlei Immobilien interessierten, dieselben, denen die Gerüchte zu Ohren kamen. Geschäftsleute, der Geldadel. Damit beginnt sich die Spirale zu drehen. Immer weniger Aufträge, und dann erst recht weniger Aufträge, weil jeder weiß, dass sie immer weniger Aufträge reinbekommen! Und dazu die Geschwindigkeit, mit der Lewis sein Geld ausgegeben hat.«
    »Wofür?«
    »Du meine Güte, Andy, was machen eigentlich deine Untertanen? Er liebt – oder liebte – das süße Leben. Wein, Weib und Gesang. Hab ich wenigstens gehört. Ich war bei seinen Exzessen nie dabei.«
    »Gräm dich nicht«, sagte Dalziel, stand auf und ging zur Tür. »Und Sturgeon?«
    »Netter Kerl. Selfmademan, hat mit nichts angefangen und sich seine eigene kleine Holzfirma aufgebaut. Seine Frau hat ihn, glaube ich, überredet, alles zu verkaufen und in Rente zu gehen.
Er
wollte sich noch lange nicht zur Ruhe setzen, du weißt ja, wie diese Yorkshire-Typen sind!«
    »Keiner, der’s besser wüsste. Dank dir. Ich muss gehen. Du schickst mir die Rechnung?«
    »Aber klar doch«, antwortete Grainger und nahm den Diätplan, den Dalziel auf den Tisch zurückgelegt hatte. »Und bezahl sie schnell, wenn du dir das nicht mitnimmst. Den Ärger mit deinen Nachlassverwaltern würde ich mir gern ersparen.«
    »Ach, gib her!«, sagte Dalziel, nahm den Zettel und stopfte ihn in seine Jackentasche. »Und hüte dich vor zu vielen unerlaubten Eingriffen. Tschüs.«
    Geräuschvoll verließ er den Raum. Grainger schüttelte lächelnd den Kopf. Doch in seinen Augen lag eine Spur von Besorgnis.

Acht
    P ascoe kam es vor, als hätte er den ganzen Morgen am Telefon verbracht, in einem Balanceakt zwischen offiziellen und inoffiziellen Gesprächen. Der erste Anruf galt Sergeant Lauder in Lochart, der ihn sofort an der Stimme erkannte.
    »Schön, wieder von Ihnen zu hören, Sergeant Pascoe«, sagte er. »Sonst wär’s kein richtiger Tag.«
    »Ja, ja, kleine Gespräche erhalten die Freundschaft«, antwortete Pascoe.
    »Diesmal geht’s um einen Mann namens Lewis, Matthew Lewis. Er hatte ein Cottage irgendwo in der Nähe von Lochart, glaube ich.«
    »Und warum habe ich wohl gerade über den nachgedacht?«, wollte Pascoe wissen.
    »Weil ich zu denen gehöre, die nich’ an Zufälle

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