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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Sir.«
    Die nächsten beiden wurden über Rudders Kopf weggeschlagen und punkteten vier an der Grenze.
    »Was klappt denn nicht, Sir?«
    »Es klappt nicht, weil du nicht ordentlich wirfst. Lang und Linie, Schatz, lang und Linie.«
    In den nächsten zwei Stunden schlug sich das Eröffnungspaar von Werfer und Fänger heiß und heftig und legte 174 Punkte zu, bis einer der Schläger, derselbe, denRudders erster Ball am Morgen so sauber runtergeputzt hatte, sich zurückzog, um ein paar seiner Freunde im Schlachten schwelgen zu lassen.
    Hugos Ausgelassenheit beim Tee war unerträglich, trotz dem Weiß seiner Zähne und dem Funkeln seiner Augen.
    »Also, das gefällt mir schon eher«, sagte er. »Am Vormittag fing ich schon an, mir Sorgen zu machen.«
    »Lieber alter Freund meiner Kindheit«, sagte Adrian, »ich fürchte, ihr habt unsere Achillesferse entdeckt.«
    »Was, daß ihr nicht werfen könnt, meinst du?«
    »Nein, nein. Mitleid. Meine Jungen waren von eurem Verdruß beim Mittagessen einfach niedergeschmettert, deswegen nahmen wir uns vor, euch durch ein bißchen Schlagpraxis aufzumuntern. Ich nehme an, ihr erklärt das Inning überm Tee für beendet?«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen. Halb sechs spätestens räumt ihr mit eingeklemmtem Schwanz das Feld.«
    »Kann man sich da drauf verlassen?« fragte eine Stimme hinter ihnen. Es war Professor Trefusis.
    »Natürlich, Sir«, sagte Hugo.
    »Was glauben Sie, Mr. Healey?«
    »Lassen Sie mich überlegen … vor sieben müßten wir 239 machen. Ich denke, das können wir schaffen, wenn wir nicht in Panik geraten.«
    »Ellis ist nicht müde, das kann ich dir gleich sagen«, sagte Hugo. »Der kann stundenlang ohne Unterbrechung werfen.«
    »Meine Jungs haben am Ende angefangen, ihn zu durchschauen«, sagte Adrian. »Wir können es schaffen.«
    »Ich habe gerade eine Wette mit meinem Neffen Philip abgeschlossen«, sagte Trefusis. »Zweihundert Pfund fünf zu eins darauf, daß Chartham gewinnt.«
    »Was?« fragte Adrian. »Ich meine … was?«
    »Ihr Aufnahme-Essay hat mir gefallen, sehr unterhaltsam. Ich wüßte nicht, warum Sie verlieren sollten.«
    »Also«, sagte Hugo, als Trefusis davonschlenderte, »was für ein absoluter Idiot.«
    »Na, ich weiß nicht«, sagte Adrian und stopfte sich ein Sandwich in den Mund, »schlaue Kapitalanlage, wenn du mich fragst. Wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich muß meine Truppe instruieren.«
    »Willst du eine Zusatzwette?« rief Hugo ihm nach.
     
    »Folgendes«, sagte Adrian zu seiner Mannschaft. »Da draußen ist ein Mann, der nach allem, was er gesehen hat, so sicher ist, daß ihr es schaffen könnt, daß er zweihundert Pfund darauf gesetzt hat, daß ihr diese Schwachköpfe aus den Pantinen fegt.«
    Sie scharten sich im Pavillon um ihn, mutlos, aber tapfer, wie Christen, die sich auf ein Auswärtsspiel gegen Löwen vorbereiten. »Aber was sollen wir bloß wegen Ellis machen, Sir?« fragte Hooper. »Den schaffen wir nie.«
    »Das ist eine Pißnelke. Den schnappt ihr euch und schleift ihn durch den ganzen Park. Laßt euch bloß nicht gegen das Wicket drücken. Zielt auf die im Innenfeld, wenn ihr den Ball verfehlt, setzt ihr sie beim Durchschwingen vielleicht mit dem Schläger außer Gefecht.«
    »Ist das nicht ein bißchen unsportlich, Sir?«
    »Arschlöcher. Pfeift, summt, seht unbeteiligt drein, seht gelangweilt aus. Sobald er werfen will, tretet ihr vor und sagt, ihr wärt nicht bereit. Bringt ihn aus dem Rhythmus, zeigt ihm, was ihr von ihm haltet. Vergeßt nicht, ich bin da draußen, und weil der Platz abschüssig ist, wird er von meinem Ende aus werfen wollen.«
    »Sie wollen doch nicht
schummeln
, Sir?«
    »Schummeln? Um Himmels willen! Dies ist ein Kricketspiel unter Amateuren zweier führender Prep Schools, ich bin Engländer und Lehrer, von dem man erwartet, daß er seinen jungen Pflegebefohlenen ein Beispiel ist. Wir spielen das kunstvollste und schönste Spiel, das die Menschheit je ersonnen hat. Natürlich werd ich auf Teufel komm raus schummeln. Gebt mir mein Oberkleid, setzt mir die Krone auf – ich kann es kaum erwarten, bis ich unsterblich in …«
    Draußen im Mittelfeld nahm der kleine Ellis den Ball und schnellte ihn mit dem beunruhigenden Können des geborenen Anschneiders von einer Hand in die andere.
    Adrian tätschelte ihm den Kopf.
    »Viel Glück, kleiner Mann«, sagte er. »Reg dich nicht auf, wenn sie dich ein wenig bestrafen. Es ist doch bloß ein Spiel, was?«
    Ellis sah verwirrt aus. »Ja,

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