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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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beendet, als er endlich bei ihm ankam, mit dem Ergebnis, daß der Ball von seinem Holz behutsam zu Rudder zurückgeschlagen wurde, der ihn mit einem Triumphschrei in die Luft warf.
    »Kontakt und Schlag! Von Nummer drei hast uns befreit? Komm an mein Herz, aromer Sohn! O blumer Tag! O Schlüsse Fron!«
    Beim Mittagessen schäumte Hugo vor Wut. Seine Seitewar mit vierzehn Läufen ausgepunktet worden. Er konnte es nicht fassen.
    »Ich bring sie um!« sagte er. »Ich kastriere sie und häng ihre Hodensäcke an der Anzeigentafel auf.«
    »Keine Angst«, sagte Adrian. »Unsere nächsten zehn gehen bestimmt alle daneben.«
    »Ich werde die gesamte Mannschaft gegen Jungen aus der Sixth Form der Stipendiaten auswechseln. Die haben wenigstens etwas Hirn. Was hat man von Ballgefühl ohne Menschenverstand? Also wirklich, einen direkten Halbvolley nach rechts schlagen zu wollen! Ich kotz gleich.«
    Adrian war sich sicher, er hätte nicht ganz so taktlos geschmollt, wenn seine Seite vierzehnmal abgeschlagen worden wäre. Aber Cartwright war schon immer ehrgeizig gewesen. Er erinnerte sich daran, wie sie damals von Biffens Nachmittagstee zurückgekehrt waren und Cartwright davon gesprochen hatte, daß er nach Cambridge wollte. Das war an dem Tag gewesen, an dem Trotter sich erhängt hatte.
    Adrian unterdrückte den plötzlichen Wunsch, mit seinem Löffel ans Glas zu klopfen, um Ruhe zu bitten und bekanntzugeben: »Dieser Mann hier, mir gegenüber, mein Schiedsrichterkollege, hat mir, was Sie vielleicht interessieren könnte, eines Nachts in einer Pension einen geblasen, als er glaubte, ich schliefe.«
    »Komisches altes Spiel«, bemerkte er statt dessen.
    »Paß auf«, sagte Hugo. »Falls ihr uns nach dem Mittagessen sofort einmacht, was hältst du davon, wenn wir dann zwei Innings draus machen?«
    »Also …«
    »Ihr verbucht es natürlich als euren Sieg, aber wir müssen Übung kriegen.«
    »Einverstanden«, sagte Adrian. »Ich werde es mit meiner Mannschaft besprechen.«
    Hooper hatte seine Zweifel.
    »Wir haben noch nie zwei Innings gespielt, Sir. Was ist, wenn wir ihr erstes Ergebnis übertreffen?«
    »Wir holen uns vor dem Schlußball so viele Punkte wie möglich.«
    »Sir, angenommen, sie schaffen keinen Schlußball?«
    »Dann mußt du das Inning für beendet erklären, mein Guter. Geh sicher, das so zu timen, daß Zeit bleibt, sie wieder zuschanden zu laufen, sie auseinanderzuwerfen und ihre Gesamtpunktezahl vor Spielabbruch zu überholen. Wir wollen doch kein Unentschieden.«
    »Wann wird spätestens abgebrochen?«
    »Narboroughs Mr. Cartwright und ich haben uns auf sieben Uhr geeinigt. Ich muß die Schule anrufen und dem Direktor Bescheid sagen. Ihr kommt natürlich zu spät ins Bett, aber dafür wird’s der absolute Riesenspaß.«
    Nach dem Mittagessen kam die ganze Schule raus, um zuzuschauen. Wie Adrian befürchtet hatte, brachte Narboroughs Anschneider Ellis seine Jungen vollständig durcheinander. Sobald sie sich dran gewöhnt hatten, daß der angedrehte Ball nach der einen Seite wegging, schickte er ihnen überschnittene und nicht zu erkennende Googlies, die den Ball direkt ins wartende Innenfeld rüberfliegen ließen. Nach anderthalb Stunden quälender Blamage hatte Chartham neununddreißig Fehlbälle. Hugo sah sehr zufrieden aus, als Narborough sich auf das zweite Inning vorbereitete.
    »Wir liegen nur noch fünfundzwanzig vorne«, sagte Adrian.
    »Das macht doch nichts, oder, Sir?« sagte Rudder.»Wenn wir sie wieder vierzehnmal zu Fehlbällen bringen, haben wir mit einem Inning und elf Läufen gewonnen.«
    »Wenn.«
    Bei Spieleröffnung liefen die Leute von Narborough entschlossen und siegesgewiß dreinblickend zu ihrem Wicket. Jetzt war es für sie ein Heimspiel, und sie hatten die Genugtuung erlebt, das Team aus Chartham sich winden zu sehen.
    Rudders erster Ball war vom Schläger nicht zu erreichen. Adrian zeigte das mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Tut mir leid«, sagte Rudder grinsend.
    Sein nächster Ball wurde links hinter ihn geschlagen, der nächste nach rechts verzogen, um sechs zu punkten. Der vierte, ein No-Ball, war für zwei angeschnitten, bekam aber sechs, nachdem vier Fehlbälle addiert worden waren. Die nächsten beiden gingen an die Grenze und wurden als Vierer anerkannt. Rudder drehte sich zu Adrian, um seinen Sweater abzuholen.
    »Noch zwei Bälle, Simon.«
    »Sir?«
    »Einer war nicht zu erreichen, und bei einem ist er übergetreten. Noch zwei Bälle.«
    »Ach ja. Hatt ich vergessen,

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