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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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Stadt einen Toast auf euch ausbringen wird. Gewisse skrupellose Männer werden euch hier im Umkleideraum ihre Aufwartung machen. Sie werden euch mitBlumen überhäufen, mit Komplimenten, mit Phiolen Tokaiers und kostbarsten, methusalemischen Champagnern. Vor solchen Männern müßt ihr euch hüten, meine Herzchen, ihnen ist nicht zu trauen.«
    »Wieso, was werden sie uns antun?«
    »Sie werden die zarte Blüte deiner Unschuld nehmen, Jarvis, und sie zerquetschen.«
    »Tut das weh?«
    »Nicht, wenn man darauf vorbereitet ist. Wenn du heute abend in mein Zimmer kommst, will ich dich auf diese Prozedur vorbereiten mit einer milden Salbe meiner eigenen Erfindung. Trag etwas Grünes, du solltest immer Grün tragen, Jarvis.«
    »Ooh, kann ich auch kommen?« fragte Rundell, der im Begriff stand, zur Dirne des Hauses zu werden.
    »Und ich?« quiekte Harman.
    »Ihr seid alle willkommen.«
    Die Stimme von Robert Bennett-Jones blaffte von den Duschen her. »Haltet endlich die Klappe und zieht euch an, verdammt noch mal.«
    »Du bist auch eingeladen, R. B.-J., hab ich das noch nicht erwähnt?«
    Bennett-Jones, behaart und untersetzt, trat aus der Dusche und stampfte zu Adrian hinüber.
    Cartwright ließ sein Rugbyhemd in den Wäschekorb fallen und verließ den Umkleideraum, seine Sporttasche über den Boden schleifend. Als die Türen hinter ihm zuschwangen, hörte er Bennett-Jones’ rauhen Bariton.
    »Du bist widerlich, Healey, weißt du das?«
    Er sollte bleiben, um mitzubekommen, wie fabelhaft Healey ihn demütigen würde, aber wozu? Man sagte, als Healey ankam, habe er die besten Noten bekommen, dieein Neu-Stipendiat je erhalten hatte. Im ersten Semester war Cartwright einmal kühn genug gewesen, ihn zu fragen, warum er so schlau war, was für Übungen er machte, um sein Gehirn fit zu halten. Healey hatte gelacht.
    »Das ist Gedächtnis, Cartwright, alter Knabe. Gedächtnis, die Mutter der Musen … zumindest demzufolge, was der alte Dingens sagte.«
    »Wer?«
    »Du weißt schon, Wie heißt er gleich, so ein griechischer Dichtertyp. Hat die
Theogonie
geschrieben … wie
hieß
er doch gleich? Fängt mit ›H‹ an.«
    »Homer?«
    »Nein, mein Bester. Nicht Homer, der andere. Nee, ist weg. Egal. Gedächtnis, das ist der Schlüssel.«
    Cartwright ging in die Schulbibliothek und nahm sich den ersten Band von
Chambers Enzyklopädie
. Er war immer noch nicht über Bismarck hinausgekommen.
    Im Umkleideraum knurrte Bennett-Jones Adrian ins Gesicht.
    »Ganz einfach widerlich, zum Kotzen.«
    Die anderen, von denen einige durch den Raum stolziert waren, ihre Handtücher wie Boas um den Hals gelegt, sanken in sich zusammen und blieben schuldbewußt stehen.
    »Du bist eine verdammte Tunte, und du machst das ganze Haus zu verdammten Tunten.«
    »Eine Tunte bin ich?« sagte Healey. »Sie haben Oscar Wilde eine Tunte genannt, sie haben Michelangelo eine Tunte genannt, sie haben Tschaikowsky eine –«
    »Und sie waren Tunten«, sagte Sargent, der zweite Präfekt.
    »Nun ja, da ist was dran«, willigte Healey ein, »meineBeweisführung ist da nicht ganz stichhaltig, zugegeben, aber was ich meine, ist, meine Tür steht dir immer offen, R. B.-J., und dir natürlich auch, Sargent, und wenn einer von euch Probleme hat, mit seiner Sexualität ins reine zu kommen, solltet ihr nicht zögern, mich aufzusuchen und darüber zu reden.«
    »Also, verdammt noch mal –«
    »Gemeinsam können wir es schaffen. Ich persönlich glaube ja, es liegt an eurer Angewohnheit, euch mit Shorts zu verkleiden und über ein Feld zu tänzeln, und an dieser bizarren Manie, eure Arme um die anderen Mannschaftsmitglieder zu legen und der letzten Reihe euren Kopf zwischen die Beine zu schieben. Das ist die Wurzel dieser ungesunden Fixierung. Mir scheint, die Dame protestiert zuviel.«
    »Werfen wir ihn einfach raus, verdammt noch mal«, sagte Sargent und kam näher.
    »Also, ich warne euch«, sagte Adrian, »wenn einer von euch mich anrührt …«
    »Ja?« schnaubte Bennett-Jones. »Was machst du dann?«
    »Ich werde einer massiven Erektion standzuhalten haben, das ist es, und für die Folgen will ich nicht haftbar gemacht werden. Eine nachfolgende Art Ejakulation ist so gut wie sicher, und wenn einer von euch schwanger werden sollte, könnte ich mir das nie verzeihen.«
    Das reichte, um die Lacher wieder auf seine Seite und die Präfekten zum Rückzug zu bringen.
    »So, meine Angebeteten, ich werde euch jetzt verlassen müssen. Heute abend bin ich der Prinzessin Despina

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