Der Lügner
sich zu verbreiten gestattet habe. Zur Sicherheit«, sagte er und tippte sich an den Nasenflügel. »Ich kann Ihnen auch sagen, daß Hugo Bullock nicht mein richtiger Name ist.«
Morahan starrte ihn unfreundlich an.
»Soso. Ein geheimnisvoller Mann aus dem Nichts. Weiß Tony das?«
»Meine Güte, meinen Sie, er müßte es wissen?«
»Ganz bestimmt nicht«, sagt Angela. »Jeder merkt doch, daß man sich auf Sie verlassen kann.«
Sie gingen ins Wohnzimmer hinüber, Adrian trocknete sich die Hände an einer blau-weiß gestreiften Fleischerschürze ab, die er beim Kochen gerne trug.
»Ich muß auf ihn aufpassen, wissen Sie«, sagte Morahan. »Minderjährig und namenlos macht mir Sorgen.«
»Ich werde in ein paar Wochen achtzehn.«
»Damit sind Sie immer noch drei Jahre zu jung. Das kann einem Mann die Karriere ruinieren. Letztes Jahr wäre es fast soweit gewesen.«
»
Meine
Karriere würde es auch nicht gerade fördern, nicht wahr? Wir befinden uns also in einer Position gegenseitigen Vertrauens, sollte man denken.«
»Was genau haben Sie zu verlieren?«
»Die Seifenblase Reputation.«
»Tatsächlich?«
»Ja, tatsächlich.«
Angela schritt ein.
»Wir müssen bloß sichergehen … ich bin sicher, daß Sie das verstehen, Hugo, Schatz … wir müssen sichergehen, daß Sie … daß Sie Tony nicht
weh tun
werden.«
»Aber warum, um alles in der Welt, sollte ich das?«
»Ach, kommen Sie, Mann!« schnaubte Morahan. »Sie wissen genau, was wir meinen.«
»Sie meinen, daß Guy, der fünfunddreißig Jahre alt ist, reich, berühmt und erfahren in allen Dingen des Lebens, ein armes, zutrauliches Unschuldslamm ist, das man beschützen muß, und daß ich, halb so alt, ein verderblicher Teufel bin, der ihm weh tun könnte? Ihn erpressen, meinen Sie wahrscheinlich.«
»Ich bin sicher, Michael hat es nicht so gemeint …«
»Ich gehe in die Küche und presse Knoblauch.«
Angela folgte ihm dorthin.
»Es ist sein Beruf, Hugo. Das müssen Sie verstehen.«
Vielleicht lag es am Knoblauch und an den Zwiebeln, die er hackte, vielleicht war es Zorn, vielleicht war es nichts als eine Vorstellung – weil es unter diesen Umständen dramaturgisch das Richtige zu sein schien –, aber aus was für Gründen auch immer, Adrian hatte Tränen in den Augen. Er wischte sie weg. »Es tut mir leid, Angela.«
»Schatz, machen Sie sich nicht lächerlich. Alles wird gut werden. Michael wollte bloß … haben Sie wohl eine Zigarette für mich? … er wollte bloß sichergehen.«
Sie hörten, wie Guy die Treppe hochkam.
»Juhu, Honigbär! Daddy ist da.«
Adrian krümmte sich, als er die Ausdrücke hörte. Angela drückte ihm den Arm.
»Sie lieben ihn, nicht wahr, Schatz?« flüsterte sie.
Adrian nickte. Er konnte diese schreckliche Frau genausogut auf seiner Seite haben.
»Alles wird gut werden«, sagte sie und küßte ihn auf die Wange.
Während des Essens zeigte Adrian genau die richtige Art von Zuneigung zu Guy. Nicht hurenhaft, sondern bewundernd; nicht klammernd oder besitzergreifend, sondern glücklich und vertrauensvoll. Michael und Angela verabschiedeten sich voller Lob für seine Küche, seinen Witz und seine Verschwiegenheit.
Guy war äußerst gerührt. Auf dem Sofa kuschelte er sich an Adrian.
»Du bist mein ganz besonderes Junges, und ich habe dich gar nicht verdient. Du bist zauberhaft und wunderbar, und du darfst niemals fortgehen.«
»Niemals?«
»Niemals.«
»Was ist, wenn ich fett und haarig werde?«
»Sei nicht dumm, Kleines. Komm herbei zu Guy-Guy.«
Am Abend vor dem letzten Tag seiner Dreharbeiten bat Guy Adrian, einen Umschlag in einem Haus in Battersea abzugeben und die Antwort wieder mitzubringen. Zak, der Mann, dem er den Umschlag überreichen sollte, erwarte ihn, sei aber ein berühmter holländischer Popstar, der Öffentlichkeit scheue, und Adrian solle sich nicht wundern, wenn er sich komisch benehme.
Adrian fielen keine holländischen Popstars ein, die in Südlondon die Öffentlichkeit scheuen konnten, aber Guys Verhalten und das Fehlen kitschiger Kosewortedeuteten an, daß es um etwas Ernstes ging, daher sagte er nichts und machte sich am nächsten Morgen fröhlich auf den Weg.
Zak war recht freundlich.
»Tonys Freund? Hi, nett, dich kennenzulernen. Hast du was für mich?«
Adrian händigte ihm den Umschlag aus.
»Guy … ich meine Tony … sagte, ich würde eine Antwort bekommen.«
»Eine Antwort? Klar hab ich eine Antwort. Warte einen Augenblick hier.«
Der Umschlag, der die Antwort
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