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Der Lügner

Der Lügner

Titel: Der Lügner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Fry
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bezahlt! Es war bloß ein Gefallen, ich wußte nicht, was drin war.«
    »Mm.« Wachtmeister Canter sah auf seine Notizen. »Ganz schön viel Bares auf Ihrem Postsparbuch, oder? Woher kommt das denn alles?«
    »Das gehört mir! Ich … ich hab’s gespart. Ich hatte nie was mit Rauschgift zu tun. Ich schwöre es!«
    »Aber ich schaue auf meine Notizen und sehe keine Namen. Alles, was ich sehe, ist: ›Hugo Bullock verhaftet im Besitz einer Viertelunze bestem bolivianischem Coco.‹ Sonst keiner für meine Klageschrift. Bloß Hugo Bullock. Ich brauche den Namen des Mannes, bei dem Sie es abgeholt haben, und ich brauche den Namen Ihres Freundes, nicht wahr?«
    Adrian schüttelte den Kopf.
    Der Kriminalwachtmeister tätschelte ihm die Schulter.
    »Ihr Liebhaber?«
    Adrian wurde rot.
    »Er ist … bloß ein Freund.«
    »Ja. Natürlich. Ja. Wie alt sind Sie, Hugo?«
    »Nächste Woche achtzehn.«
    »Sehen Sie. Ich glaube, ich erfahre besser einen Namen, finden Sie nicht auch? Er verdirbt einen netten, gut erzogenen Jungen und schickt ihn los, um für ihn Kokain abzuholen. Das Gericht wird dicke Tränen um Sie weinen, mein Sohn. Bewährung und Mitleid.«
    Adrian starrte die Tischplatte an.
    »Der andere Mann«, sagte er. »Der Mann, von dem ich es habe. Seinen Namen kann ich Ihnen geben.«
    »Na, das ist doch ein Anfang.«
    »Aber er darf nicht erfahren, daß ich es Ihnen gesagt habe.«
    Plötzlich hatte er die Vision, wie ein mafiamäßiger Rachedurst an ihm gestillt wurde. Adrian, der Mann, der gesungen hatte, im Gefängnis zu Brei geschlagen, ein Paket in braunem Packpapier mit zwei toten Fischen, das seinen Eltern geschickt wurde.
    »Ich meine, er wird es niemals erfahren, oder? Ich muß nicht gegen ihn aussagen oder so?«
    »Beruhigen Sie sich, Hugo, alter Junge. Wenn er ein Dealer ist, lassen wir ihn observieren und nehmen ihn in flagranti fest. Ihr Name taucht dabei überhaupt nicht auf.«
    Wachtmeister Canter beugte sich vor, hob mit einem Finger sachte Adrians Kinn hoch und sah ihm in die Augen.
    »Das ist ein Versprechen, Hugo. Glauben Sie mir.«
    Adrian nickte.
    »Aber Sie fangen lieber langsam an zu reden. Ihr Freund wird sich schon Sorgen machen, wo Sie stecken. Wirmöchten doch nicht, daß er seinen Dealer an die Strippe bekommt?«
    »Nein.«
    »Nein. Sonst ist der so schnell weg wie Scheiße von der Schaufel, und dann ist Hugo Bullock immer noch der einzige Name auf meiner Liste.«
    »Er … mein Freund wird mich erst abends vermissen.«
    »Verstehe, wo arbeitet er denn?«
    »Hören Sie, ich hab’s doch gesagt. Ich werde Ihnen nur von dem anderen Mann erzählen.«
    »Mein Bleistift ist gezückt, Hugo.«
    Nachdem Adrian seine Aussage unterzeichnet hatte, brachten sie ihm eine Tasse Tee. Ein Kriminalbeamter kam herein, um sie durchzulesen. Er warf Adrian einen Blick zu.
    »Sieht aus, als hätten Sie Schwein gehabt, Bullock. Zak ist uns nicht gerade unbekannt. Etwa eins fünfundsiebzig, sagen Sie?«
    »Also, ich sagte, ich glaube, daß er etwa genauso groß ist wie Inspektor Canter.«
    »Knopf am linken Ohr?«
    »Ich bin ziemlich sicher, daß es das linke war.«
    »Ja. Wir haben das Schwein vor ein paar Monaten verloren. Wenn er da ist, wo Sie gesagt haben, haben Sie uns einen kleinen Gefallen getan.«
    »Ja nun. Jederzeit gern zu Diensten.«
    Der Kriminalbeamte lachte.
    »Laß ihn anklagen und besorg ihm einen Beistand, John. Rauschgiftbesitz.«
    »Was ist ein Beistand?« fragte Adrian, nachdem der Inspektor gegangen war.
    »Anwalt.«
    »Ach so. Ich dachte … wissen Sie, Rechtshilfe. Stellen Sie die nicht?«
    »Bei einem Jungen wie Ihnen … Ihre Eltern werden einen benennen wollen.«
    »Meine Eltern?«
    »Ja. Wie lautet die Adresse?«
    »Ich … ich würde meine Eltern aus dem Ganzen lieber raushalten. Wissen Sie, sie haben keine Ahnung, wo ich bin, und ich habe ihnen schon genug Ärger gemacht.«
    »Haben sie Vermißtenanzeige erstattet?«
    »Ja … ich meine, ich glaube, sie sind zur Polizei gegangen. Ich bin meinem Patenonkel über den Weg gelaufen, und der sagte es mir.«
    »Ich denke, dann wären sie glücklicher, wenn sie wüßten, wo Sie sind, meinen Sie nicht auch?«
    Aber Adrian blieb standhaft und wurde zum Tisch geführt, um als Hugo Bullock angeklagt zu werden.
    »Leeren Sie Ihre Hosentaschen bitte auf den Tisch aus.«
    Sein Hab und Gut wurde untersucht und in einem Hauptbuch aufgelistet.
    »Sie müssen unterschreiben, damit Sie, wenn Sie es zurückbekommen, wissen, daß wir Ihnen nichts geklaut

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