Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lüster - Roman

Der Lüster - Roman

Titel: Der Lüster - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Main> Schöffling & Co. <Frankfurt
Vom Netzwerk:
war sie nicht erschrocken, der Impuls konnte nicht mithalten mit der geheimsten Eigenheit des Seins, im eiskalten Halbdunkel wuchs eine neue Genauigkeit; nein! nein! das war keine verfallende Empfindung! aber der Wunsch, unklar, unklar, sich zu unterbrechen, die Schwierigkeit, die Schwierigkeit, die vom Himmel kam, die kam. Das erste wirkliche Ereignis, der einzige Umstand, der als Ausgangspunkt für ihr Leben dienen könnte, frei wie wenn man einen Kristallkelch aus dem Fenster wirft, die unwiderstehliche Bewegung, die man nicht mehr zurückhalten könnte. Als Übung war auch gedacht gewesen, als sie versuchte, den Geruch der Baustellen wahrzunehmen, sie hatte den Geruch probiert im Halbdunkel, Kalk, Holz, kaltes Eisen, Staub, der sich gesetzt hatte und jetzt lauerte. --- wie hatte sie vergessen können: Ja, ---, ---. Das Feld, leer von Gräsern im Wind ohne sie, gänzlich ohne sie, ohne irgendeine Empfindung, nur der Wind, die Unwirklichkeit, die näher rückte in schillernden Farben, mit hoher Geschwindigkeit, leicht, durchdringend. Nebelschwaden, die sich zerstreuten und feste Formen entdeckten, ein stummer Klang, der aus der erahnten Intimität der Dinge barst, die Stille, die in der Dunkelheit Erdkrumen zusammenpresste, und schwarze Ameisen, langsam und hoch, die über dicke Erdbrocken liefen, der Wind, der hoch oben weiterzog, ein reiner Würfel, der in der Luft schwebte, und das Licht, das parallel lief zu allen Punkten, sie war anwesend, so war es gewesen, so würde es sein, und der Wind, der Wind, sie, die so beständig gewesen war.
    Da versammelten sich die Leute um die Frau, während der Wagen floh.
    »Also, ich habe selbst gesehen, wie das Auto angefahren kam, genau in dem Moment, es hat sie einfach umgefahren!«
    »Diese Fahrer spinnen, mein Sohn wäre fast auch einmal unter die Räder gekommen, aber zum Glück …«
    »Er hat gesagt, genau in dem Moment …«
    »Ruft denn hier keiner einen Krankenwagen?«
    »Warum rufen Sie nicht selber einen? immer diese Unsitte, den …«
    »Lassen Sie mich mal durch, ich fühle der Frau den Puls, ich bin Medizinstudent …«
    »Ich rufe nicht an, weil ich nicht von hier bin, mein Herr, Sie …«
    »Ah, er ist Medizinstudent, er hat gesagt, dass er der Frau den Puls fühlt …«
    »Der Fahrer hat sich ja sauber aus der Affäre gezogen, ist einfach getürmt, nicht dass er …«
    »Rufen Sie doch einen Krankenwagen, keiner unternimmt etwas … ich bin nicht von hier, ich habe doch keine Ahnung! rufen Sie einen Krankenwagen!«
    »Also, ich bin Medizinstudent, und das sieht ein Kleinkind, dass die Frau tot ist! Rufen Sie die Polizei, wenn Sie wollen, das ja!«
    »Die Ärmste, aber es kostet doch nichts, den Krankenwagen zu rufen, wer weiß, ob …«
    »Da kommt ein Polizeibeamter …«
    »Er hat gesagt, er ist Medizinstudent, und dass ein Kleinkind sieht …«
    »Na so was!«, schrie entsetzt und triumphierend eine dickleibige Frau, »diese … diese … jetzt hätte ich fast etwas gesagt, das sich bei einer Toten nicht gehört!« Sie hielt sich die Hand vor den Mund.
    »Ja, was? wie meinen Sie das?«, fragten mehrere Umstehende interessiert.
    »Gott möge mir vergeben, aber diese Frau hat meinem Mann schöne Augen gemacht – und die Strafe folgt auf dem Fuß! Mein Mann arbeitet als Hausmeister in dem Gebäude, wo sie gewohnt hat, und diese … diese … Sie hat angefangen, meinen Mann auf ihrem Zimmer zu empfangen! stellen Sie sich das mal vor! so was Schamloses! Ich habe meinem Mann gesagt, dass er sofort damit aufhören soll, fast wäre ich hingegangen und hätte sie erwürgt, diese … Aber so etwas auch, dass ich sie dann wirklich sterben sehe …«, schnaufte die gute Frau atemlos.
    »Aber sind Sie sicher?«, fragte leise und interessiert eine alte Dame in Schwarz und schüttelte die harte Rose am Hut.
    »Und ob ich sicher bin!«, rief die Frau und breitete die Arme aus. Einige Leute lachten, andere brummten etwas über die Pietätlosigkeit dieses Gesprächs.
    »Die Ärmste, aber wenn die Frau tot ist, wie der Herr hier gesagt hat, dann wird kein Krankenwagen helfen, rufen Sie den Leichenwagen, ich bin nicht von hier, ich kenne mich nicht aus …«
    »Wenn sonst keiner etwas tut, dann mache ich das! Aber drängeln Sie nicht so, Gnädigste, es hat doch jetzt keine Eile, oder? Ich rufe … Ah, nicht nötig, hier ist schon ein Polizeibeamter!«
    Eine weit aufgerissene und zitterige Klarheit bebte in seiner Brust, er sah sie auf dem Boden

Weitere Kostenlose Bücher