Der Luftraum darf nicht mit dem Fahrrad verletzt werden - Gesetzliche Kuriositäten und bürokratische Monster
noch nicht so klappt und Yeter nicht die Jüngste in der Familie bleibt, geben Eltern dem Nachzügler – wenn es ein Junge ist – den Namen „Imdat“, was so viel heißt wie „Hilfe!“ Letztere findet übrigens auch der Türke am besten in der Apotheke seines Vertrauens. Sonst muss er sein allerletztes Kind noch „Abstinenz“ muss.
Tiger in der Wiege
Unter diesen Umständen kann man gegen den Namen Tiger eigentlich nicht mehr viel sagen. Im chinesischen Horoskop wird die große Katze als charmant, empfindsam und mutig beschrieben, durchaus Eigenschaften, mit denen man sich identifizieren möchte. Warum also nicht Tiger für unsere Tochter, hat sich ein Ehepaar aus dem Raum Hannover gedacht allerdings mit dem weiblichen Beinamen Emma. Diese Kombination, Emma Tiger, hatten sie sich bei Schauspieler Til Schweiger abgeguckt, der diesen Namen für seine Tochter in den USA problemlos anmelden ließ.
Aber so einfach geht das bei uns noch lange nicht. Das zuständige Amtsgericht jedenfalls winkte ab. Das Landgericht ebenfalls. Zu wenig weiblich, der Tiger, auch nicht wenn’s ein Emma-Tiger ist. Erst
beim Oberlandesgericht Celle hatte man ein Einsehen und erlaubte dem Hannoveraner Paar, ihre eigene Emma Tiger großzuziehen. Die Schweiger-Tochter wurde dabei sogar als Bezugsfall genannt. Sie werde den Namen so bekannt machen, dass sich irgendwann keiner mehr daran stören werde, so die Überlegung der Richter. Ein interessanter Gedanke, wie sie wohl argumentiert hätten, hätte Til Schweiger seine Kinder Faultier, Wildsau oder Warzenschwein genannt.
Waterloo für Winnetou
Natürlich gehört es zu den spannendsten Dingen, mit denen sich Eltern beschäftigen müssen, wenn sie in freudiger Erwartung sind, sich über den passenden Namen für den Nachwuchs klar zu werden. Er soll zum Nachnamen passen, jeder Name weckt ja bestimmte Assoziationen. Mit der Wahl ist eine Aussage über das Weltbild und die Sicht der Eltern auf sich selbst verbunden. Bildungsbürger – und solche, die sich dafür halten – geben ihren Kindern andere Namen als Menschen, die eher der Unterschicht zugerechnet werden können.
Der Name wird zum Ausdruck des sozialen Status, sagen Namensforscher, er ist ein Akt der Selbstverwirklichung geworden. So soll es Menschen geben, die ihre Söhne nach großen Feldherren genannt haben. Sag mir den Namen deines Kindes, dann sag ich dir, wer du bist!
Philosophen, Politiker, Schauspieler, Rockstars, Rennfahrer, Schriftsteller oder ihre Romanfiguren, alles schon da gewesen; Napoleon, Wilhelm, Liam (nach Liam Gallagher, dem Sänger der sich im Februar 2011 gerade wieder zusammengefundenen englischen
Rockband Oasis), Darwin, Umberto, Winnetou, Pumuckl, sogar Metallica geistern als Vornamen durch die Republik. Und irgendwo in Deutschland gibt es nun auch ein Kind, das Google heißt.
Extra-doof
Kommen wir also zu Emily-Extra. Das Oberlandesgericht Schleswig-Holstein hat den Namen gebilligt mit dem Hinweis darauf, dass das Recht zur Erziehung nicht nur das Recht zur Namensfindung, sondern auch zur Namenserfindung beinhaltet. Hauptsache, der Mensch werde durch den Namen nicht herabgewürdigt oder diskriminiert.
Beim zuständigen Standesamt war der Name zunächst abgelehnt worden, weil man dort genau das befürchtet hatte. Einen Vorteil wird die kleine Extra später im Leben aber allemal haben: Sie wird im Kindergarten oder in der Schule nicht mit anderen Kindern verwechselt – sondern eher mit einer Handelskette oder einem Reisebüro.
Adermann im Birkenfeld oder: Kein Pepsi-Carola für Singh Singh
Dabei hat Emily-Extra es noch gut getroffen, verglichen mit Adermann (weiblich oder männlich?), Birkenfeld (hört sich irgendwie nach Pantoffeln an) oder Alke (Prost!). Auch Gor, Lafayette, Mikado, Sweer, Raven, Prestige, Speedy, Katzbachine, Jazz, Pepsi-Carola, Fanta, Gneisenauette, Singh und Latoya fanden Gnade vor deutschen Gerichten. Nun, mag man einwenden, der eine heißt wie eine noble Autokarosse, der andere wie die schnellste Maus von Mexiko, zwei teilen sich den Namen mit einem zuckerhaltigen Softgetränk, eine andere heißt wie der Star aus einem Softporno. Gor ist der Name einer Fantasiewelt, in der Testosteron gesteuerte Muskelmaschinen ihre Macho-Fantasien ausleben und Frauen in Ketten gehalten werden – wer’s mag, für den ist dies das Höchste.
Die Frage sei nun erlaubt, welche Begründungen die Standesämter und Gerichte gefunden haben, den Namen La Toya abzulehnen, Latoya aber zu
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