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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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ist es vielleicht wirklich besser, wenn du gehst.«
    »Ich hole nur meinen Hut«, sagte Catfish, legte die National in ihren Koffer und ließ die Schlösser zuschnappen. Er nahm seinen Hut vom Tisch und einen Moment später war er verschwunden.
    Estelle drehte sich um und starrte auf die Tür. Als sie hörte, wie der Motor des Kombi angelassen wurde, fiel sie zu Boden und spürte plötzlich, wie das, was einmal wie eine von Wärme erfüllte Zukunft ausgesehen hatte, zu einem schwarzen Fleck wurde.
     
     
    IN DER ZWISCHENZEIT ZU HAUSE AUF DER RANCH
    Die Höhle lag unterhalb eines Abhangs in weniger als einer Meile Entfernung von dem Feldweg, der zu Theos Hütte führte. Von ihrem schmalen Eingang aus überblickte man eine breite, grasbewachsene Ebene, die sich bis zum Pazifik erstreckte, und in ihrem Inneren, das sich wie eine Kathedrale aufwölbte, hallte das Krachen der Wellen nach. Die Wände waren übersät von versteinerten Seesternen und Trilobiten, während der Boden mit einer Patina aus Fledermausguano und kristallisiertem Meersalz bedeckt war. Das letzte Mal, als Steve dieser Höhle einen Besuch abgestattet hatte, hatte sie noch unter Wasser gelegen, und er hatte hier einen angenehmen Herbst verbracht, in dem er sich an den Grauwalen sattgefressen hatte, die die Küste entlang zur Baja wanderten, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen. Natürlich hatte er keine bewußte Erinnerung an die Höhle, doch als er spürte, daß Molly nach einem Versteck suchte, hatte er sich von der Karte in seinem Gehirn, die vor langer Zeit in Instinkt übergegangen war, hierherführen lassen.
    Seit ihrer Ankunft in der Höhle war Steve von einer düsteren Stimmung befallen worden. Und Molly ebenso. Sie hatte noch ein paar Mal den Rasentrimmer zum Einsatz gebracht, um ihn ein bißchen aufzumuntern, doch jetzt war ihr das Benzin für die Sexmaschine ausgegangen, und außerdem wurde sie allmählich wund zwischen den Schenkeln von den wiederholten Ritten auf seiner Zunge. Es waren zwei Tage vergangen, seit sie zum letzten Mal etwas gegessen hatte, und auch Steve verschmähte seine Kühe (schwarze Angus-Stiere, jetzt, da Molly wußte, daß er auf Milchprodukte allergisch reagierte).
    Seit dem Auftauchen des Seeungeheuers war Molly von einer kontrollierten Euphorie befallen gewesen. Die Sorgen über ihre geistige Gesundheit waren dahingeschmolzen, und sie hatte mit ihm den Zen-Moment der animalischen Existenz geteilt; doch seit seinem Traum und der schrecklichen Erkenntnis seiner selbst, die sich über Steve gesenkt hatte, war in Mollys Bewußtsein eine Ahnung aufgestiegen, wie eine Forelle, die auf eine Fliege zusteuert: Sie paßten nicht zusammen.
    »Steve«, sagte sie, während sie sich auf ihr Schwert stützte und ihm in eines seiner basketballgroßen Augen starrte. »Du hast einen Mundgeruch, der haut glatt 'nen Geier von 'nem Wagen voller Scheiße.«
    Das Seeungeheuer verzichtete lieber darauf, sich gegen diese Anschuldigung zu wehren (denn die einzige Art, sich zu wehren, die Steve einfiel, bestand darin, ihr die Beine abzubeißen). Statt dessen beschränkte er sich darauf, ein jämmerliches Gewinsel anzustimmen, und er versuchte, seinen Kopf unter eines seiner Vorderbeine zu stecken. Augenblicklich bedauerte Molly ihre Bemerkung und bemühte sich, den Schaden wiedergutzumachen.
    »Ach, ich weiß ja, daß es nicht deine Schuld ist. Vielleicht verkaufen sie ja demnächst Tic Tacs, die so groß sind wie Ohrensessel. Wir schaffen das schon.« Doch sie meinte es nicht ernst, und Steve spürte ihre Unaufrichtigkeit. »Vielleicht sollten wir öfter vor die Tür gehen«, fügte sie hinzu.
    Draußen dämmerte es bereits, und ein Sonnenstrahl schien in die Kathedrale wie die Stablampe eines Polizisten durch eine verräucherte Bar. »Wie wär's mit Schwimmen?« fragte Molly. »Deine Kiemen scheinen ja ganz gut verheilt zu sein?« Woher sie wußte, daß es sich bei den an kleine Bäume gemahnenden Auswüchsen an seinem Hals um Kiemen handelte, war ihr auch nicht ganz klar - vielleicht gehörte dies ja zu den Dingen, über die Verliebte keine Worte verlieren müssen.
    Steve hob den Kopf, und Molly dachte schon, sie hätte seine Aufmerksamkeit geweckt, doch dann bemerkte sie den Schatten, der den Eingang der Höhle verdunkelte. Sie hob den Kopf und sah ein halbes Dutzend Leute in Chorgewändern an der Stelle stehen, wo sich die Decke der Höhle zur Kathedrale aufwölbte.
    »Wir sind gekommen, um unser Opfer darzubringen«, brachte eine

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