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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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beim Auspacken eines Snickers außer Atem geriet.
    »Keine Adresse«, sagte Nailsworth. »Nur ein Postfach. Ich habe das Führerscheinamt, die Zulassungsstelle und die Sozialversicherung überprüft. Sie arbeitet im H. P.'s Cafe in Pine Cove. Wollen Sie die Adresse?«
    »Es ist fünf Uhr morgens, Nailsworth. Ich muß diese Frau jetzt gleich auftreiben.«
    Spider seufzte. »Der Laden macht um sechs Uhr auf. Wollen Sie die Adresse?«
    Burton schäumte vor Wut. »Geben Sie sie mir«, sagte er zähneknirschend.
    Der Spider gab ihm eine Adresse in der Cypress Street und sagte: »Probieren Sie mal die Eier Sothoth, die sind angeblich ganz hervorragend.«
    »Woher wissen ausgerechnet Sie das? Sie verlassen doch nie Ihr gottverdammtes Büro?«
    »Ach, was für Narren sind diese Sterblichen«, erwiderte der
    Spider mit einem grauenhaften britischen Akzent. »Ich weiß alles, Sheriff. Alles.« Dann legte er auf.
    Burton atmete tief durch und schaute auf seine Rolex. Er hatte genug Zeit, um Jim Beer noch einen Besuch abzustatten, bevor das Restaurant öffnete. Der alte Scheißer war vermutlich schon auf den Beinen und gab den Kühen eins zwischen die Hörner oder was zum Teufel Rancher sonst so um diese Uhrzeit anstellten. Jedenfalls ging er nicht ans Telefon. Burton stieg in seinen schwarzen Eldorado und röhrte über den holprigen Feldweg in Richtung auf das Gatter bei Theos Hütte.
    Als er auf der Küstenstraße war, um im Bogen um die Ranch herum zum vorderen Gatter zu fahren (nie im Leben hätte er den Caddy zwei Meilen über Kuhfladen gescheucht, eher sollte er der Verdammnis anheimfallen), trat jemand in den Lichtkegel seiner Scheinwerfer, und er stieg mit beiden Füßen auf die Bremse. Das Antiblockiersystem pulste und pochte, und der Caddy kam knapp vor einer Frau in einem weißen Chorgewand zum Stehen. Es war eine ganze Reihe von diesen Gestalten, die den Coast Highway entlangschritten und dabei brennende Kerzen gegen den Wind abschirmten. Sie hoben nicht einmal den Blick, sondern gingen wie in Trance an seinem Wagen vorbei.
    Burton kurbelte das Fenster herunter und streckte den Kopf hinaus.
    »Hey, Leute, was macht ihr da? Es ist fünf Uhr morgens.«
    Ein Mann mit hoher Stirn und einem Chorgewand, das drei Nummern zu klein war, hob den Kopf und zeigte ein glückliches Lächeln. Er sagte: »Wir wurden vom Heiligen Geist gerufen. Wir wurden gerufen.« Dann ging er weiter.
    »Na ja, es hätt' nicht viel gefehlt, und ihr hättet ihn jetzt schon gesehen!« rief Burton, doch niemand achtete auf ihn. Er ließ sich auf seinen Sitz zurücksinken und wartete, bis die Prozession vorbeigezogen war. Es waren nicht nur Leute in Chorgewändern, sondern auch alternde Hippies mit Birkenstock-Sandalen, ein halbes Dutzend Angehörige der Generation X in Sonntagsanzügen und ein dürrer Kerl im safrangelben Gewand eines buddhistischen Mönchs.
    Burton zerrte seinen Aktenkoffer vom Beifahrersitz und ließ ihn aufklappen. Gefälschter Paß, Führerschein, Sozialversicherungskarte, ein falscher Bart und ein Flugticket zu den Cayman Islands: sein Notgepäck de Luxe, das er immer bei sich trug, falls er sich schnellstens abseilen mußte. Vielleicht war es ja jetzt an der Zeit, sich aus dem Staub zu machen.
    SKINNER
    Na also, der Futter-Typ hat endlich ein Weibchen abbekommen, dachte Skinner. Lag vermutlich daran, daß er den Geruch haschierter Kühe an sich hatte. Skinner war selbst versucht gewesen, sich in der Brühe zu wälzen, doch er hatte Angst gehabt, daß der Futter-Typ ihn anbrüllen würde. (Und das haßte er.) Außerdem, das hier war noch besser: in einem neuen Auto rumzufahren, zusammen mit dem Futter-Typ, seinem neuen Weibchen und dem langen Kerl, der immer nach verbranntem Gras roch und ihm manchmal Hamburger gab. Er schaute aus dem Fenster und wedelte mit dem Schwanz, den er
    Theo bei dieser Gelegenheit mehrfach ins Gesicht klatschte.
    Jetzt hielten sie an. Junge, Junge, vielleicht würden sie ihn ja im Wagen lassen. Das wäre prima; die Sitze hatten Biß und schmeckten nach Kuh. Aber nein, sie ließen ihn raus, sagten, er solle mitkommen zu einem kleinen Haus. Ein alter Kerl machte die Tür auf, und Skinner rammte ihm zur Begrüßung die Nase in den Schritt. Der alte Kerl kraulte ihm die Ohren. Skinner mochte ihn. Er roch wie ein Hund, der die ganze Nacht lang geheult hat. In seiner Nähe fühlte Skinner das Bedürfnis, ebenfalls zu heulen, was er dann auch tat, aber nur ein einziges Mal, wobei er den traurigen Klang seiner

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