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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Schließlich fand er sein Telefon - verstrickt in eine Damenstrumpfhose - und drückte die Sprechtaste.
    STEVE
    Feinde erkannte er auf den ersten Blick. Er spürte die Wellen der Aggression und Furcht, die sie ausstrahlten, und er hatte gefühlt, daß solche Schwingungen nun von seiner warmblütigen Freundin ausgingen. Sogar jetzt, da sie durch die Gruppe der Beutemenschen auf ihn zukam, spürte er ihre Furcht. Wenn sie doch sowieso schon ein neues Männchen gefunden hatte, warum hatte sie sich dann noch die Mühe gemacht, ihm sein Futter auszupacken?
    Es störte ihn nicht im geringsten, daß sie mit dem scharfen Ding auf ihn eingeschlagen hatte, im Gegenteil, es fühlte sich ganz gut an, und er dachte, sie wollte sich wieder mit ihm paaren. Doch dann, als sie es auf sein Auge gerichtet hatte, da wußte er, daß sie ihn umgebracht hätte. Er spürte es. Sie hatte die Fronten gewechselt, und ihre Loyalität galt nun jemand anderem. Er zog in Erwägung, ihr den Kopf abzubeißen - nur um ihr zu zeigen, wie mies er sich fühlte.
    Als sie nun auf ihn zukam, steckte er den Kopf unter eines seiner Vorderbeine. Sie rieb eine seiner Kiemen, und er ließ einen scharlachroten Balken auf seinem Rücken aufleuchten, um ihr zu bedeuten, daß sie aufhören sollte.
    »Es tut mir leid, Steve. Ich habe nicht allzu viele Freunde. Ich konnte nicht zulassen, daß du Theo auffrißt.«
    Er spürte das Wohlwollen in ihrem Tonfall, doch er traute ihr nicht mehr. Vielleicht sollte er ihr einfach mal probehalber einen Arm abbeißen. Er leuchtete abwechselnd in Magenta und Blau.
    »Du mußt verschwinden, Steve. Ein Sondereinsatzkommando ist auf dem Weg hierher. An dem Kerl draußen kommst du ohne Probleme vorbei. Du kannst ihn fressen, wenn du willst. Ich fände es sogar richtig prima, wenn du den Kerl draußen fressen würdest.«
    Sie machte ein paar Schritte von ihm weg. »Steve, du mußt hier raus, oder die bringen dich um.«
    Er ließ ein trübes, olivfarbenes Muster aufleuchten und steckte seinen Kopf weiter unter sein Vorderbein. Sie wollte, daß er wegging, das konnte er deutlich spüren. Und er wollte ja auch weg, aber er wollte nicht, daß sie wollte, daß er wegging. Er wußte, daß sie niemals das sein konnte, was er wollte, und er verstand mittlerweile auch, was niemals bedeutete, doch er wollte auch nicht, daß der andere Warmblüter sie für sich hatte. Farbwogen kräuselten sich wie Sorgenfalten über seine Schuppen.
    »Ich will dich nicht loswerden«, sagte Molly. »Ich versuche nur, dir das Leben zu retten.«
    Sie drängte sich zwischen den Pilgern hindurch, die alle auf dem Boden knieten und schluchzten. Eine rothaarige Frau in den Dreißigern mit künstlichen Brüsten, die der Schwerkraft spotteten, packte sie am Arm. »Ich kann das Opfer bringen«, sagte die Frau. »Wirklich.«
    Molly entwand sich dem Griff der Frau. »Verpiß dich, Alte«, sagte Molly. »Martyrium ist ein Klacks, für so was braucht man nur 'nen Klempner zu bestellen.«
    THEO
    Erst als er das Telefon an sein Ohr hielt, fiel Theo wieder ein, daß Burton ihn mit einem seiner Schläge genau dort getroffen hatte. »Auaah, verdammte Scheiße, auaah!« schrie er und humpelte im Kreis herum, obwohl seine Beine nicht im geringsten verletzt waren.
    »Theo?« drang Gabes Stimme blechern aus dem Hörer.
    »Ja, ich bin's.« Theo wechselte mit dem Handy ans andere Ohr, doch er hielt es trotzdem ein paar Zentimeter weit weg.
    »Wo bist du? Wer war eben am Telefon?«
    »Das war Molly Michon. Wir sind in der Höhle oben auf der Ranch, wo früher die Pilzfarm war. Burton hat uns hier festgenagelt und ein SWAT-Team angefordert.«
    »Hast du's gesehen?«
    »Ja, ich hab's gesehen, Gabe. Ich glaube, du hast recht mit dem, was du über die Hirnchemie gesagt hast. Hier ist ein Haufen Leute, die alle völlig weggetreten sind und sagen, sie wurden hergerufen, um sich zu opfern. Sie haben alle Medikamente dabei, die ihnen von Val verschrieben wurden.«
    »Wow«, sagte Gabe. »Wow. Wie sieht das Ding aus?«
    »Ziemlich groß, Gabe.«
    »Könntest du dich ein bißchen genauer ausdrücken?«
    »Paß auf, Gabe, wir brauchen Hilfe. Burton will uns umbringen. Ich brauche Zeugen hier oben, damit er nicht behaupten kann, wir hätten auf seine Leute geschossen. Ruf das Fernsehen an und die Zeitungen. Sorg dafür, daß ein Hubschrauber vom Nachrichtensender herkommt.«
    Theo spürte, wie Molly ihn an der Schulter packte. Er drehte sich um und sah, daß sie den Kopf schüttelte. »Einen Moment

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