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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Howard.
    »Und wieso?« fragte Val, die offensichtlich von dem Tonfall des steifen Restaurantbesitzers irritiert war.
    »Die Tradition der Opferung ist so alt wie die Menschheit. Gut möglich, daß es mehr ist als einfach nur eine Tradition. Die Babylonier brachten Tiamet, der Schlange, Opfer dar. Die Azteken und Mayas opferten Schlangengottheiten. Vielleicht handelt es sich bei diesem Wesen um die Schlange, die schon die Mayas und Azteken verehrt haben.«
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Val. »Das Ding frißt Leute.«
    Howard lachte in sich hinein. »Die Menschen haben über Jahrtausende hinweg rachsüchtige Götter verehrt. Wer sagt denn, daß es nicht die Rache ist, die jene Liebe inspiriert? Möglicherweise existiert, wie Dr. Fenton bereits ausgeführt hat, eine wie auch immer geartete symbiotische Beziehung zwischen dem Jagdverhalten dieser Kreatur und der Gehirnchemie seiner Beute. Vielleicht wird dadurch sowohl Liebe als auch sexuelle Stimulation hervorgerufen. Wissen Sie, dieses Gefühl muß nicht notwendigerweise auf Gegenseitigkeit beruhen. Es kann gut sein, daß dieses Wesen seiner Gefolgschaft gegenüber ebenso gleichgültig ist wie jede andere Gottheit. Es nimmt die Opfer als etwas Selbstverständliches hin, ohne daß damit irgendeine Verantwortung von seiner Seite einhergeht.«
    »Das ist wirklich ein Haufen Bockmist, der stinkt ja schier zum Himmel«, platzte Catfish heraus. »Ich war schon ganz nahe dran an dem Vieh, und das einzige, was es bei mir hervorgerufen hat, war, daß ich mir fast in die Hosen geschissen hätte vor Angst.«
    »Ist das hundertprozentig richtig, Mr. Fish?« sagte Howard. »Oder ist es nicht vielmehr so, daß die Inspiration durch dieses Wesen zu einer lebenslangen musikalischen Karriere geführt hat? Vielleicht sollten Sie sich bei der Bestie bedanken.«
    »Wenn ich überhaupt irgendwem was schulde, dann euch, und zwar 'ne Freifahrt zur Klapsmühle.«
    »Schluß jetzt!« rief Gabe. »Ich mach mich auf den Weg. Ihr könnt mitkommen oder hierbleiben, aber ich werde Theo helfen und zusehen, ob ich dafür sorgen kann, daß dieses Wesen am Leben bleibt. Mavis, kann ich mir deinen Wagen leihen?«
    Mavis warf die Schlüssel auf die Bar. »Ich würde liebend gern mitkommen, Kleiner.«
    »Darf ich mich Ihnen anschließen?« fragte Howard.
    Gabe nickte und schaute zu Val. »Es sind deine Patienten.«
    Sie preßte sich mit dem Rücken gegen die Bar. »Das geht doch in die Hose, und wenn alles rauskommt, wander ich ins Gefängnis. Und dabei soll ich auch noch helfen?«
    »Ja«, sagte Gabe.
    »Warum?«
    »Weil es das Richtige ist, und weil es mir wichtig ist und du mich liebst.«
    Val starrte ihn an und schnappte sich dann ihre Handtasche, die auf der Bar lag. »Ich komme mit, aber ich schwöre euch, daß ich euch allen bitterböse Briefe aus dem Gefängnis schreiben werde.«
    Mavis schaute zu Catfish hinüber. »Wie sieht's aus?«
    »Fahrt ihr mal. Ich muß mich mit dem Blues rumschlagen.«
    Sie gingen zur Tür hinaus. »Mach dir keine Gedanken, Süße«, rief Mavis ihnen nach. »Du landest schon nicht im Knast. Dafür wird Mavis sorgen.«

-29-
GABE
    Bis zu dem Zeitpunkt, als Steve den Ort heimgesucht hatte, war das furchteinflößendste prähistorische Wesen an der Central Coast Mavis Sands 1956er Cadillac Cabrio gewesen. Es war gelb wie ein Zitronenkuchen und hatte einen riesigen verchromten Kühlergrill, der den Eindruck machte, als würde er die Straße im Fahren aufschlabbern. Außerdem war er mit goldfarbenen Bordsteinfühlern ausgestattet, die im Fahrtwind zitterten wie Schnurrhaare aus Metallfedern. Bei der Stammbesetzung hieß der Wagen nur »die Banane«, und irgendwann einmal hatten sie in einem Anfall von Ehrgeiz und Schaffenskraft ein überdimensionales blaues Chiquita-Schild gemalt und es auf den Kofferraumdeckel geklebt, während Mavis bei der Arbeit war. »Na ja«, sagte Mavis, die von den Anstrengungen ihrer Klientel nicht schlecht überrascht war, »es ist nicht die erste Banane, auf der ich rumgeritten bin, aber was die Größe angeht, schlägt sie alle anderen um mindestens einen halben Meter.«
    Mit so was wie der Banane war Gabe selbst in seiner Jugend niemals rumgefahren. Der Wagen lenkte sich wie ein Schiff und schaukelte und schwappte über Unebenheiten und Schlaglöcher wie ein leckgeschlagener Kahn. Beim Einsteigen hatte Gabe aus Versehen das automatische Verdeck geöffnet und seitdem noch nicht herausbekommen, wie man es wieder zumachte.
    Gabe sah Vals

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