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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Nackenhaare zu Berge stehen.
    Er war gerade auf dem Rückweg zu seinem Volvo, um die Suche nach dem vermißten Jungen fortzusetzen, als sein Handy klingelte. Sheriff John Burton hielt sich nicht mit Begrüßungsfloskeln auf.
    »Suchen Sie 'ne Telefonzelle«, sagte Burton.
    »Ich bin gerade auf der Suche nach einem vermißten Jungen«, erwiderte Theo.
    »Und einer Telefonzelle, Crowe, Und zwar sofort. Meine Privatnummer. Sie haben fünf Minuten.«
    Theo fuhr zu der Telefonzelle vor dem Head of the Slug und schaute auf seine Uhr. Als fünfzehn Minuten vergangen waren, wählte er Burtons Nummer.
    »Ich hab gesagt fünf Minuten.«
    »Stimmt.« Theo konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen, obwohl Burton sich anhörte, als würde er gleich ausrasten und losbrüllen.
    »Niemand betritt die Ranch, Crowe. Der vermißte Junge ist nicht auf der Ranch, ist das klar?«
    »Die Ranch gehört aber zum offiziellen Suchgebiet, wie's in der Notfallplanung vorgeschrieben ist. Wir müssen das gesamte Areal abdecken. Ich wollte schon ein paar von den Deputies anfordern, damit sie uns helfen. Die Jungs von der freiwilligen Feuerwehr sind nach der Explosion von heute morgen immer noch völlig fertig.«
    »Nein. Keiner von meinen Leuten. Und auch nicht die Highway Patrol oder das CCC. Und auch keine Flugzeuge. Wenn die Ranch aus dem Suchgebiet rausgestrichen werden muß, dann streichen Sie sie raus. Jedenfalls betritt niemand das Gelände. Ist das klar?«
    »Und was ist, wenn der Junge tatsächlich auf der Ranch ist. Ist Ihnen klar, daß es sich dabei um Hunderte Hektar Wald und Weiden handelt, die Ihretwegen nicht abgesucht werden?«
    »Scheiße, Mann, der Junge sitzt vermutlich irgendwo in einem Baumhaus mit 'nem Stapel Playboys. Er wird erst wie lange vermißt? Seit zwölf Stunden?«
    »Und was, wenn nicht?«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Theo wartete und beobachtete, wie drei neue Pärchen in weniger als einer Minute das Head of the Slug verließen. Neue Pärchen: In Pine Cove kannte jeder jeden, und jeder wußte, wer mit wem zusammen war. Doch diese Leute hier gingen nicht miteinander. Samstag morgens um zwei Uhr früh wäre dies kein allzu ungewöhnliches Phänomen gewesen, doch heute war Mittwoch, und es war gerade mal acht Uhr. Vielleicht war er ja nicht der einzige, der von einer gewissen Geilheit geplagt wurde. Die Pärchen da draußen machten jedenfalls aneinander rum, als wollten sie das Vorspiel schon abgehakt haben, bevor sie zu ihren Autos kamen.
    Burton meldete sich wieder. «Ich werde dafür sorgen, daß die Ranch abgesucht wird, und Sie anrufen, wenn sie den Jungen finden. Aber ich will es als erster erfahren, falls Sie den Jungen finden.«
    »War's das?«
    »Finden Sie den kleinen Scheißer, Crowe.« Burton legte auf.
    Theo stieg in seinen Volvo und fuhr zu seiner Hütte am Rande der Ranch. Mittlerweile waren mindestens zwanzig freiwillige Helfer mit der Suche nach Mikey Plotznick beschäftigt. Da konnte er sich schon mal die Zeit nehmen, kurz zu duschen und seine verräucherte Kleidung zu wechseln. Als er den Volvo parkte, fuhr ein teurer, schwer aufgemotzter roter Pickup die Einfahrt zur Ranch hinauf und rollte langsam vorbei. Ein Latino saß lachend auf der Ladefläche und winkteTheo mit dem Lauf eines AK-47-Schnellfeuergewehrs zu.
    Theo schaute weg und betrat die dunkle Hütte mit dem Wunsch, daß da drin jemand war, der auf ihn wartete.

-11-
CATFISH
    Als Catfisch aufwachte, bot sich ihm der Anblick einer mit Ölfarbe vollgekleckerten Frau, die mit weiter nichts als einem Paar Wollsocken bekleidet durch das Haus stapfte. In den Wollsocken steckten diverse Pinsel, und jedesmal, wenn die Frau sich bewegte, verzierten diese ihre Waden mit ockerfarbenen, olivgrünen oder titanweißen Strichen. Leinwände standen auf Staffeleien, Stühlen, Ablagen und Fensterbrettern. Alle zeigten Meerespanoramen. Eine Palette in der Hand huschte Estelle von einer Leinwand zur nächsten und malte wie besessen Details in die Wogen und Strände.
    »Aufgewacht und von der Inspiration gepackt«, sagte Catfish.
    Die Sonne war schon untergegangen. Sie hatten den ganzen Tag verschlafen, und so malte Estelle nun im Schein von fünfzig Kerzen und der glühenden Holzscheite in dem Kanonenofen, dessen Türen offenstanden. Zum Teufel mit der Farbenlehre. Die Bilder mußte man im Schein des Feuers betrachten.
    Estelle hörte auf zu malen und hob den Arm mit dem Pinsel in der Hand vor ihre Brüste. »Die waren alle noch nicht fertig. Ich

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