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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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wußte schon, als ich sie gemalt habe, daß da noch was fehlte. Aber bis eben wußte ich nicht, was es war.«
    Catfish schlüpfte in seine Hose und ging mit freiem Oberkörper zwischen den Bildern hin und her. Schuppige Schwänze, Krallen, Klauen und Zähne ragten aus den Wellen, und gierige Raubtieraugen blitzten auf den Leinwänden auf. Es wirkte beinahe, als seien sie heller als das Kerzenlicht, das sie beleuchtete.
    »Du hast überall das alte Mädchen reingemalt?«
    »Es ist kein Mädchen. Es ist ein Männchen.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß es halt.« Estelle wandte sich wieder ihrem Bild zu. »Ich spüre das.«
    »Woher weißt du, daß es so aussieht?«
    »So sieht's doch aus, oder? Ganz genau so?«
    Catfish kratzte sich die Bartstoppeln an seinem Kinn und betrachtete die Gemälde. »Ziemlich ähnlich. Aber es ist kein Männchen. Das alte Monster ist das gleiche wie das, das hinter mir und Smiley her war, weil wir sein Junges gefangen haben.«
    Estelle hörte auf zu malen und wandte sich ihm zu. »Mußt du heute abend spielen?«
    »Demnächst, ja.«
    »Kaffee?«
    Er trat zu ihr hin, nahm ihr Pinsel und Palette aus der Hand und küßte sie auf die Stirn. »Das war mächtig süß von dir.«
    Sie schlurfte zum Schlafzimmer und kam in einem alten Kimono zurück. »Sag schon, Catfish. Was ist passiert?«
    Er saß am Tisch. »Ich glaube, wir haben einen Rekord aufgestellt. Ich kann mich kaum noch rühren.«
    Estelle lächelte, doch sie ließ nicht locker. »Was ist damals an dem Bayou passiert? Habt ihr das Ding irgendwie mit 'ner Beschwörungsformel aus dem Wasser gelockt?«
    »Was glaubst du, Frau? Wenn ich so was könnte, würde ich
    wohl kaum in irgendwelchen Clubs spielen.«
    »Erzähl mir: Was war das für ein Gefühl damals, als das Ding aus dem Sumpf aufgetaucht ist?«
    »Ich hatte Angst.«
    »Und außerdem?«
    »Da war nichts außerdem. Ich hab's doch gesagt. Ich hatte Angst und sonst nichts.«
    »Aber gestern, als wir wieder hier waren, da hattest du keine Angst.«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Was war das dann für ein Gefühl damals, als das Ding hinter dir her war?«
    »Ganz anders als jetzt.
    »Und wie ist das?«
    »Ich fühle mich einfach prima, hier zu sitzen und mich mit dir zu unterhalten.«
    »Ach, echt? Geht mir genauso. Aber damals?«
    »Hör auf, mich zu nerven, Süße. Ich erzähl's dir ja schon. Aber ich muß in einer Stunde spielen, und ich hab keine Ahnung, wie ich das machen soll.«
    »Wieso?«
    »Der Blues ist weg. Du hast ihn verscheucht.«
    »Ich kann dich ohne Hemd nach draußen in die Kälte scheuchen, wenn du glaubst, daß das was hilft.«
    Catfish zuckte auf seinem Stuhl zusammen. »Vielleicht doch lieber 'nen Kaffee.
     
     
    CATFISHS GESCHICHTE
    Und dann legte Catfish los: »Irgendwann hatten wir dann einigen Vorsprung vor dem Vieh oder was immer uns verfolgt hat, und wir haben den alten Ford Model T angehalten, und Smiley und ich haben den dicken, ollen Catfish auf den Rücksitz gewuchtet. Das Vieh war so lang, daß der Schwanz auf der einen Seite vom Wagen rausgehangen hat und der Kopf auf der anderen. So hatte ich mir das Ganze überhaupt nicht vorgestellt - bei Smiley immer noch keine Spur vom Blues und bei mir dafür um so schlimmer. Doch dann geht mir auf, daß wir demnächst fünfhundert Dollar absahnen, und schwuppdiwupp verzieht sich der Blues.
    Ich sage: >Smiley, so wie ich die Sache sehe, haben wir schwer was zu feiern. Und dazu brauchen wir erst mal 'ne Ladung Schnaps und zum Abschluß 'n paar süße Delta-Pussys. Was hältst du davon?<
    Der olle Smiley traut sich wie üblich nicht, einem in die Parade zu fahren, aber er kann sich's natürlich nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, daß wir erstens kein Geld haben und Ida May von irgendwelchen Pussys von außerhalb überhaupt nichts hält. Aber ich spüre, daß er auch irgendwie scharf drauf ist, und es dauert nicht lange, da fahren wir über einen Schleichweg zu einem Schwarzbrenner namens Elmore, der auch an Farbige verkauft.
    Der alte Knabe hat zwar nur noch zwei Zähne im Mund, aber man konnte glatt hören, wie er damit geknirscht hat, als wir vorfuhren. Der Kerl war stinksauer und hat mit seiner Flinte in der Luft rumgefuchtelt wie irre, als ob er dachte, wir wollten seine Destille hochnehmen. Ich sage: >Hey, Elmore, wie geht's deiner süßen Frau und deiner Schwester?<
    Er sagt, der geht's prima, aber wenn wir nicht schnell mit Geld rausrücken, schießt er sich 'n paar Nigger und macht, daß er

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