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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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Vorliebe für rohes Datenmaterial hatte der Spider eine Schwäche für Junkfood, Internet-Pornos und hochklassiges Marihuana. Letzteres war Theos Eintrittskarte in das unterirdische Reich des Spider. Er legte den Plastikbeutel auf die Tastatur vor Nailsworth. Immer noch ohne Theo eines Blickes zu würdigen, öffnete Spider den Beutel, schnüffelte daran, zerdrückte eine Knospe zwischen Daumen und Zeigefinger, um den Beutel anschließend wieder zu verschließen und in seiner Brusttasche verschwinden zu lassen.
    »Nett«, sagte er. »Was brauchen Sie?« Er pulte die Marshmallow-Glasur von einem Kuchen, stopfte sie in den Mund und warf den Kuchenboden in den Papierkorb zu seinen Füßen.
    Theo stellte die Tüte mit den Süßigkeiten neben den Papierkorb. »Ich brauche den Autopsiebericht von Bess Leander.«
    Nailgun nickte - kein leichtes Unterfangen für einen Mann, der allem Anschein nach gar keinen Hals besaß. »Und?«
    Theo wußte nicht, was er fragen sollte. Nailsworth rückte nur höchst selten freiwillig mit Informationen heraus, man mußte ihm schon die richtigen Fragen stellen. Es war wie eine Unterhaltung mit einer aufgeblasenen Sphinx. »Ich habe mich gefragt, ob Sie mir vielleicht was liefern könnten, das mir dabei hilft, Mikey Plotznik zu finden.« Theo wußte, daß er keine weiteren Erklärungen abgeben mußte. Der Spider wußte sowieso schon alles über den vermißten Jungen.
    Spider griff in die Tüte zu seinen Füßen und zog ein Twinkie heraus. »Zuerst fischen wir uns mal die Autopsie raus.« Seine fetten Wurstfinger huschten über die Tastatur. »Brauchen Sie einen Ausdruck?«
    »Das wäre nett.«
    »Hier steht aber nichts von wegen, daß Sie die polizeilichen Ermittlungen leiten.«
    »Deswegen bin ich ja hergekommen. Das Büro des Gerichtsmediziners hat sich geweigert, mir Einblick in den Bericht zu geben.«
    »Hier steht als Todesursache Herzstillstand infolge von Sauerstoffmangel. Selbstmord.«
    »Ja, sie hat sich aufgehängt.«
    »Das glaube ich aber nicht.«
    »Ich habe die Leiche gesehen.«
    »Ich weiß. Hing im Eßzimmer.«
    »Und was soll das nun heißen: >Glaube ich aber nicht    »Die Würgemale an ihrem Hals sind dem Bericht zufolge postmortem. Kein gebrochenes Genick, also ist sie nicht plötzlich heruntergefallen.«
    Theo betrachtete blinzelnd den Bildschirm und versuchte aus den Daten schlau zu werden. »An der Wand waren Kratzspuren von ihren Absätzen. Sie muß sich selbst erhängt haben. Sie litt unter Depressionen, deswegen hat sie Zoloft genommen.«
    »Davon steht aber nichts in der toxikologischen Analyse.«
    »Was?«
    »Es wurde eine toxikologische Untersuchung nach Antidepressiva durchgeführt, weil Sie es zu Protokoll gegeben hatten, aber es wurde nichts gefunden.«
    »Hier steht aber Selbstmord.«
    »Das ist schon richtig, aber es stimmt vom Zeitpunkt her nicht überein. So wie's aussieht, hatte sie einen Herzanfall. Anschließend hat sie sich aufgehängt.«
    »Sie ist also umgebracht worden?«
    »Sie wollten den Autopsiebericht sehen. Da drin steht Herzstillstand, nichts weiter. Andererseits ist Herzstillstand die Todesursache bei allem und jedem. Egal ob man sich eine Kugel im Kopf einfängt, von einem Auto überfahren wird oder Gift schluckt. Das Herz bleibt halt irgendwann stehen.«
    »Gift schlucken?«
    »Nur so als Beispiel, Crowe. Das ist nicht mein Gebiet. Wenn ich Sie wäre, würde ich versuchen rauszukriegen, ob sie früher schon mal Probleme mit dem Herzen hatte.«
    »Sie haben gesagt, das ist nicht Ihr Gebiet.«
    »Ganz richtig.« Der Spider drückte eine Taste, und in der Dunkelheit des Raumes begann irgendwo ein Laserdrucker zu surren.
    »Über den Jungen hab ich kaum Informationen. Ich kann Ihnen aber eine Liste seiner Abonnenten geben, damit Sie seine Route abklappern können.«
    Theo erkannte, daß er zum Fall Bess Leander nicht mit weiteren Informationen rechnen konnte. »Die Liste hab ich schon. Wie wär's mit einer Aufstellung sämtlicher Kinderschänder in der Gegend?«
    »Kein Problem.« Die Finger des Spider huschten erneut über die Tastatur. »Glauben Sie, daß jemand den Jungen entführt hat?«
    »Ich weiß einen Scheiß«, sagte Theo.
    Der Spider sagte: »In Pine Cove sind keine Pädophilen bekannt. Wollen Sie den ganzen Bezirk?«
    »Warum nicht?«
    Der Laserdrucker surrte erneut, und der Spider deutete in die Dunkelheit auf die Geräuschquelle. »Alles, was Sie wollten, ist da hinten. Das ist alles, was ich für Sie tun kann.«
    »Danke,

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