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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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dunkel wird. Danke, daß Sie hergekommen sind.« Sie schenkte ihm ein zuckersüßes Lächeln - eins von der Sorte, das aus ihren Tagen als Filmstar noch übriggeblieben war.
    Les floh vor dem Lächeln ins Reich des Heimwerkertums. »Ich hab keine Ahnung, was Sie da veranstalten, aber was immer es ist, es sieht so aus, als hätten Sie's schon ordentlich versaubeutelt.«
    »Nein, kommen Sie mal rüber und schauen Sie sich's an.«
    Vorsichtig kam Les an Mollys Seite und schaute an dem Trailer hoch. »Woraus ist das verdammte Ding überhaupt gemacht? Aus der Nähe sieht's fast aus wie Plastik.«
    »Vielleicht sollten Sie sich's mal von innen anschauen«, sagte Molly. »Da ist der Schaden auch viel besser zu erkennen.«
    Der Verkäufer aus dem Baumarkt verzog den Mund zu einem anzüglichen Grinsen. Molly konnte förmlich spüren, wie sich seine Blicke durch ihr Sweatshirt bohrten. »Na ja, wenn Sie meinen. Gehen wir doch mal rein und betrachten uns die Sache ein wenig näher.« Er ging auf die Tür des Trailers zu.
    Molly packte ihn an der Schulter. »Einen Moment noch. Wo sind die Schlüssel zu Ihrem Lieferwagen?«
    »Die stecken. Warum? Hier kommt nichts weg.«
    »Ach, nur so.« Molly verpaßte ihm ein weiteres Lächeln. »Warum gehen Sie nicht schon mal rein, und ich komme nach, sobald ich mir den Teer von den Händen geschrubbt habe.«
    »Aber klar doch, kleine Lady«, sagte Les. Er trippelte auf die Eingangstür des Trailers zu wie ein Mann, der mal dringend aufs Klo muß. Molly ging rückwärts in Richtung Lieferwagen. Als der Kerl aus dem Baumarkt die Hand auf die Türklinke legte, rief sie: »Steve! Lunch!«
    »Ich heiße nicht Steve«, sagte Les.
    »Stimmt«, sagte Molly. »Sie sind der andere.«
    »Les, wollten Sie sagen?«
    »Nein, Lunch«, sagte Molly und schenkte ihm ein letztes Lächeln.
    Steve erkannte seinen Namen und spürte instinktiv, was es mit dem Wort »Lunch« auf sich hatte.
    Les bemerkte, daß sich etwas Feuchtes um seine Beine schlang, und riß den Mund auf, um einen Schrei auszustoßen, doch just in diesem Augenblick legte sich die Spitze der Reptilienzunge über sein Gesicht und schnitt ihm die Luft ab. Das letzte, was Les sah, waren die nackten Brüste der gefallenen Leinwandfurie Molly Michon, die ihr Sweatshirt hochgezogen hatte, um ihm noch ein letztes Vergnügen zu bieten, bevor er unter großem Geschlabber im hungrigen Rachen des Seeungeheuers verschwand.
    Molly hörte das malmende Geräusch berstender Knochen und zuckte zusammen. Junge, Junge, manchmal hat's auch sein Gutes, wenn man nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Jemandem, der klar im Kopf ist, würde so was vermutlich ziemlich sauer aufstoßen.
    Eines der Fenster an der Frontseite des Trailers schloß sich langsam und öffnete sich dann wieder - ein Vorgang, der sich immer dann einstellte, wenn das Seeungeheuer seine Mahlzeit die Kehle hinunterdrückte. Molly hielt es allerdings für ein Augenzwinkern.
     
     
    ESTELLE
    Dr. Vals Praxis war in Estelles Augen stets eine Insel der Normalität gewesen, ein Status quo auf hohem Bildungsniveau, immer sauber, ruhig und straff durchorganisiert. Wie so viele Künstler lebte Estelle in einem chaotischen Durcheinander, das Außenstehende gern als künstlerischen Charme deuteten, doch in Wahrheit nichts anderes war als eine zivilisierte Methode, mit der relativen Armut und Ungewißheit umzugehen, die einherging mit der Notwendigkeit, die eigene Phantasie im Austausch für Geld auszuschlachten. Wenn man sein Innerstes schon nach außen kehren mußte, dann war es angenehm, dies in einem Raum zu tun, der nicht mit Farbe vollgekleckert oder mit Leinwänden vollgestellt war, die darauf warteten, endlich bemalt zu werden. Dr. Vals Praxis war eine Stätte der Zuflucht, der Erholung und des Ausruhens. Doch nicht am heutigen Tag.
    Nachdem sie ins Sprechzimmer gebeten worden war, und noch bevor sie sich in einen der Ledersessel gesetzt hatte, sagte Estelle: »Ihre Sprechstundenhilfe trägt Grillhandschuhe, wußten Sie das?«
    Valerie Riordan, deren Haare heute ausnahmsweise nicht so perfekt saßen wie sonst, rieb sich die Schläfen, stierte auf ihren Löschpapierabroller und sagte: »Ich weiß, sie hat Probleme mit ihrer Haut.«
    »Aber sie sind mit Klebeband festgemacht.«
    »Es sind halt sehr ernste Hautprobleme. Wie geht's Ihnen denn heute?«
    Estelle warf einen Blick zurück zur Tür. »Das arme Ding. Sie schien ganz außer Atem, als ich hereinkam. War sie schon mal beim Arzt?«
    »Estelle,

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