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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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jedermann, nicht alle Tassen im Schrank zu haben. Ich bekomme jeden Monat einen Scheck vom Staat, weil ich nicht alle Tassen im Schrank habe. Der Staat gibt mir Geld, damit ich mir kaufen kann, was immer ich brauche, um weiterhin nicht alle Tassen im Schrank zu haben. Und in diesem Augenblick brauche ich diese Kiste mit Brandsalbe. Also tippen Sie's endlich ein, damit ich mich vom Acker machen und irgendwo anders nicht mehr alle Tassen im Schrank haben kann. Okay?«
    Die Hennen steckten die Köpfe zusammen und kicherten.
    »Oder muß ich vielleicht einen Karton von den extragroßen, orange fluoreszierenden Kondomen mit den Lustnoppen oben dran kaufen und sie in der Glückwunschkartenabteilung aufblasen?« Mit den Sandpiraten mußte man nie so hart umspringen, dachte Molly.
    Die Hennen reckten entsetzt die Köpfe in die Luft und schauten sich voller Verzweiflung um.
    »Ich hab gehört, die sind wie tausend kleine Finger, die einen so fertigmachen, daß man kaum noch das Wasser halten kann«, fügte Molly hinzu.
    Daraufhin schafften es die vier in nur zehn Minuten, Mollys Einkauf in die Kasse einzutippen und zumindest den Wechselgeldbetrag vor dem Komma richtig zu evaluieren.
    Molly war schon auf dem Weg nach draußen, als sie sich noch einmal umdrehte und ihnen zurief: »In der Atomwüste wärt ihr schon längst verwurstet worden.«

-15-
STEVE
    In die Luft gejagt zu werden hatte dem Seeungeheuer schwer auf die Stimmung geschlagen, es war verunsichert und verängstigt. Normalerweise, wenn es von einer solchen Gefühlslage gepackt wurde, schwamm es zur Kante eines Korallenriffs und lag im Sand herum, während die neonglänzenden Putzerfische die Parasiten und Algen von seinen Schuppen knabberten. An seinen Flanken blitzte dann ein kurzer Farbschimmer auf, der die kleinen Fische wissen ließ, daß ihnen nichts passieren würde, wenn sie in seinem Maul herumschwirrten und Nahrungsreste zwischen den Zähnen herauspickten wie winzige Zahnärzte. Gleichzeitig sandten die kleinen Fische eine elektromagnetische Botschaft aus, die grob übersetzt in etwa lautete: »Es dauert nicht lange, tut mir leid wegen der Unannehmlichkeiten. Bitte fressen Sie mich nicht.«
    Eine ähnliche Nachricht empfing er nun von dem Warmblüterweibchen, das seine Verbrennungen verarztete, und so ließ er einen Farbschimmer an seinen Flanken aufleuchten, um ihr zu signalisieren, daß er verstanden hatte. Bei Warmblütern hatte er manchmal gewisse Verständnisschwierigkeiten, was ihre Botschaften anging, doch dieses Exemplar hier war auf eine seltsame Art anders. Er spürte, daß sie keine Gefahr für ihn darstellte und daß sie ihm sogar etwas zu Essen besorgen würde. Jedenfalls war das die Botschaft, die er heraushörte, wenn sie dieses »Steve«-Geräusch machte, während sie mit ihm redete.
    »Steve«, sagte Molly. »Hör auf mit diesen Farben. Willst du vielleicht, daß die Nachbarn alles mitkriegen? Es ist hellichter Tag.«
    Sie stand auf einer Trittleiter und hielt einen Pinsel in der Hand. Für einen unaufmerksamen Betrachter sah es so aus, als würde sie den Trailer ihres Nachbarn anstreichen. Doch in Wirklichkeit verteilte sie großzügige Portionen Brandsalbe auf dem Rücken des Seeungeheuers. »Erstens heilt dann alles schneller, und zweitens brennt es nicht so.«
    Nachdem sie die rußgeschwärzten Stellen des Trailers mit Brandsalbe eingeschmiert hatte, deckte sie die betreffenden Partien mit Glaswollebandagen ab und verteilte mit einer Schöpfkelle flüssigen Dachteer auf dem Gewebe. Einige ihrer Nachbarn beobachteten das Geschehen kurzfristig durch ihre Fenster, doch sie taten ihre Handlungsweise als ein weiteres Beispiel für die exzentrischen Aktivitäten der durchgeknallten Lady ab und kehrten wieder zu ihren nachmittäglichen Game-Shows im Fernsehen zurück.
    Molly war gerade dabei, den Dachteer mit der Spritzdüse auf den Glaswollebandagen zu verteilen, als sie hörte, wie ein Wagen vor ihrem Trailer vorfuhr. Les, der Typ aus dem Heimwerkerladen, stieg aus dem Lieferwagen, richtete seine Hosenträger und kam auf sie zu. Er machte einen leicht nervösen, aber dennoch entschlossenen Eindruck, und auf seinem kahlen Kopf glänzten trotz der herbstlichen Kühle Schweißperlen.
    »Meine Liebe, was machen Sie denn da? Ich dachte, Sie wollten warten, bis ich Ihnen helfe.«
    Molly stieg von der Leiter und hielt die Spritzdüse quer vor der Brust, während schwarze Schmiere davon heruntertroff. »Ich wollte schon mal anfangen, bevor es

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