Der Lustmolch
hinunterzuschlucken. Was hatte er mal irgendwo gehört? Solange sie reden, schießen sie nicht, also sorg dafür, daß sie reden. »Sie haben also Ihre Frau umgebracht, weil Sie einen Großbildfernseher haben und mit Betsy ins Bett steigen wollten? Sich scheiden zu lassen ist Ihnen nicht eingefallen?«
Leander lachte, und Theo spürte, wie ihm ein kalter Schauer durch den ganzen Körper lief. »Sie sind wirklich mit Blödheit geschlagen, Crowe. Sehen Sie den Schuppen da? Allein im letzten Jahr habe ich aus diesem Schuppen Metamphetamin für achtundzwanzig Millionen Dollar abgekarrt. Selbst wenn man in Rechnung stellt, daß ich nur einen Teil davon kriege, ist es immer noch ein ganz schönes Sümmchen, das bei mir hängenbleibt. Denn ich bin der einzige Kurier. Ich bin Vertreter, habe Familie, bin harmlos und unauffällig. Wer würde da jemals irgendeinen Verdacht schöpfen, Mister Stullenhirn?«
»Ihre Frau vielleicht?«
»Bess hat es rausgefunden. Das Komische daran ist, daß sie mir hinterhergeschnüffelt hat, weil sie dachte, ich hätte eine Affäre, aber das mit Betsy und mir hat sie nie rausgekriegt. Sie wollte mich verpfeifen und dafür sorgen, daß ich in den Bau wander. Ich hatte keine Wahl.«
Theo steuerte den Wagen vor den Schuppen und stellte den
Motor ab. »Aber jetzt haben Sie eine Wahl, Joseph. Sie müssen das hier nicht machen.«
»Ich werde überhaupt nichts tun, außer mein Leben so weiterführen wie bisher, und wenn ich genug Geld auf meinen Konten im Ausland habe, mache ich mich aus dem Staub. Verstehen Sie mich nicht falsch, Crowe. Bess umzubringen hat mir absolut keinen Spaß gemacht. Ich bin kein Killer. Zum Teufel, ich habe noch nie in meinem Leben Drogen genommen. Das hier ist kein Verbrechen, es ist einfach nur eine Liefertour, die richtig gut bezahlt wird.«
»Sie werden mich also nicht erschießen?« Theo versuchte von ganzem Herzen, daran zu glauben, was er gerade gesagt hatte.
»Nicht, wenn Sie tun, was ich Ihnen sage. Steigen Sie aus dem Wagen. Lassen Sie die Schlüssel stecken. Rutschen Sie zu meiner Seite rüber und kommen Sie raus.«
Theo tat wie ihm geheißen, während Leander die ganze Zeit die Pistole auf ihn gerichtet hielt. Woher wußte Leander, wie man so was machte? Solange hatte er seinen Fernseher doch noch gar nicht. Der Kerl mußte ein Fernstudium absolviert haben oder so was.
»Miguel! Ignacio! Kommt mal raus!« Leander gestikulierte mit der Pistole in Richtung des Schuppens. »Gehen Sie da rein.«
Theo duckte sich unter dem Türrahmen hindurch und sah sich einen Augenblick später von Regalen voller Laborgläser, Röhren und Plastikflaschen mit Chemikalien umringt. Ein einzelner Metallstuhl stand vor einem halben Dutzend Elektrokocher, die den Schuppen mit einer unangenehmen Hitze erfüllten.
»Setzen Sie sich«, befahl Leander.
Noch während er sich niederließ, spürte Theo, wie ihm seine Handschellen aus der Gesäßtasche gezerrt wurden.
»Legen Sie die Hände auf den Rücken.« Theo tat wie ihm geheißen, und Leander fädelte die Handschellen zwischen den beiden Metallstäben an der Rückenlehne des Stuhls hindurch und ließ sie um Theos Handgelenke einschnappen.
»Ich muß die Jungs suchen«, sagte Leander. »Vermutlich halten sie gerade Siesta. Was hat sich Burton bloß dabei gedacht, als er den Trailer gleich nebenan aufgestellt hat? Ich bin gleich wieder da.«
»Und was dann?«
»Dann wird Ignacio Sie erschießen, nehme ich an.«
MOLLY
So was war ihr noch nie passiert: ein Kerl, der wirklich tat, was man ihm sagte. Als sie hörte, daß ein Auto den Feldweg heraufkam, hatte sie Steve gebeten, sich in einen Trailer zu verwandeln, und er hatte es getan. Na ja, sie hatte ihm erst mit den Händen in der Luft aufzeichnen müssen, was sie meinte, und beim ersten Mal hatte er's auch nicht ganz geschafft, weil er versucht hatte, so auszusehen wie die Wellblechhütte vor seiner Nase - was allerdings kläglich danebengegangen war, weil nur sein Kopf sich verwandelt hatte und er daraufhin aussah wie ein Drache mit einer Aluminiumtüte über dem Kopf. Doch nach ein paar Sekunden hatte er es geschafft. Was für ein Kerl! Zugegeben, sein Schwanz, der im Trailer-Park immer im Bachbett gelegen hatte, schaute noch raus, aber vielleicht fiel das ja niemandem weiter auf.
»Was für ein Kerl«, sagte sie und tätschelte seine Klimaanlage. Oder zumindest das, was in diesem Augenblick aussah wie eine Klimaanlage. Keine Ahnung, welches Körperteil es gewesen war,
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