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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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süßsauren Geruch seines Atems (eine Mischung aus Old Spice, mannhaften Mexikanern und gekotzten Kühen) über sich hinwegströmen.
    »Weißt du«, sagte sie, »ich hab noch nie einen Kerl geküßt, der nach stellvertretendem Schuldirektor aus dem Mund gerochen hat.«
     
     
    -19-
ALLES, WAS MAN DARÜBER WISSEN MUSS
    Das Intimleben, also das, was zwischen zwei Menschen in ihrer Privatsphäre vor sich geht (oder zwischen einem Menschen und einem Seeungeheuer auf einer Wiese), geht niemanden etwas an außer die betreffenden Akteure. Doch für den Voyeur in uns allen sei hiermit der Mantel der Verschwiegenheit kurz gelüftet, um die allgemeine Neugierde durch ein oder zwei Appetithäppchen zu befrieden ...
    Molly gab sich nicht nur Mühe, sie unternahm heldenhafte Anstrengungen, doch selbst eine so wunderbar durchtrainierte Frau wie sie war dieser Aufgabe nicht gewachsen. Allerdings gelang es ihr, in der Nähe des Schuppens einen benzingetriebenen Rasentrimmer aufzutreiben (den die verstorbenen Drogenköche dazu benutzt hatten, feuergefährliches Material aus der näheren Umgebung zu entfernen), und durch den bestimmten, aber sanften Einsatz jener rohen Maschine und unter gutem Zureden schaffte sie es, Steve in einen Zustand zu versetzen, den die Franzosen in ihrer Unergründlichkeit den »kleinen Tod« nennen.
    Und bald darauf entpuppte sich das, was zunächst wie ein unüberwindliches Hindernis ausgesehen hatte - nämlich der Größenunterschied -, als ein Vorteil, der es Molly ermöglichte, daß sie mit Steve an jenem Ort des Friedens und der Glückseligkeit vereint war. Wie? Man stelle sich vor, langsam ein glitschiges Geländer in Form einer Zunge hinunterzurutschen, wo jede Geschmacksknospe einen genau an der richtigen Stelle kitzelt, und schon wird man verstehen, wie es dazu kam, daß Molly als ein Pfützchen schieren Wohlgefühls in jener Kuhle zwischen Hals und Schulter endete, die Frauen so lieben (außer, daß in Steves Fall niemandem der Arm dabei einschlief).
    Natürlich gab es auch hier einen Moment der Verlegenheit, wie er sich häufig einstellt, wenn frisch Verliebte, die sich kaum kennen, einander erkunden, und so wurde Theos Volvo unter einigem Getöse zertrümmert, bevor Steve merkte, daß sich im Gras herumzurollen nicht die angemessene Art war, seiner Begeisterung Ausdruck zu verleihen. Doch was ist schon ein eckiges schwedisches Auto im Vergleich zu großer Leidenschaft, wenn man in größeren Relationen dachte.
    Und das ist alles, was man darüber wissen muß.

-20-
THEO
    Im Lauf der Jahre hatte Theo gelernt, sich selbst dafür zu verzeihen, daß ihm zu unpassenden Gelegenheiten unangemessene Gedanken durch den Kopf schossen (er sich beispielsweise bei Begräbnissen die Witwe nackt vorstellte oder bei Erdbeben in der Dritten Welt danach gierte, daß die Zahl der Todesopfer möglichst hoch war, oder er sich überlegte, ob weiße Sklavenhändler sich auf bequeme Ratenzahlungen einließen). Doch just in diesem Augenblick, da er mit Handschellen an einen Stuhl gefesselt war und auf seinen Scharfrichter wartete, überkam ihn nun doch eine gewisse Besorgnis angesichts der Tatsache, daß seine Gedanken eher darum kreisten, eine Nummer zu schieben, als irgendwelche Fluchtversuche zu unternehmen oder seinen Schöpfer um Vergebung zu bitten. Sicher, er hatte bereits versucht zu fliehen, mit dem Resultat, daß der Stuhl umgekippt war und er nun den Dreck auf dem Fußboden aus der Kakerlakenperspektive betrachten konnte. Doch kurz danach, als die Stimmen draußen verstummt waren, war er heimgesucht worden von Gedanken an Frauen, die er gehabt hatte und solche, bei denen das nicht der Fall gewesen war - unter anderem war da eine erotische Gedankenmontage, die die ehemalige Schauspielerin Molly Michon betraf.
    Insofern war es eine Kombination aus Verlegenheit und Erleichterung, die er empfand, als im Anschluß an die Geräusche eines Rasentrimmers und ein metallisches Krachen Molly ihren Kopf zur Tür des Schuppens hereinstreckte.
    »Hallo, Theo«, sagte sie.
    »Molly, was machst du hier?«
    »Spazierengehen.« Sie kam nicht herein, sondern reckte nur ihren Kopf um die Ecke.
    »Du mußt von hier verschwinden, Molly. Da draußen treiben sich ein paar Typen rum, die gefährlich sind.«
    »Kein Problem. Du willst also keine Hilfe?«
    »Doch, geh Hilfe holen. Aber mach, daß du von hier wegkommst. Die Typen da draußen haben Knarren.«
    »Ich meine, du willst nicht, daß ich dir die Handschellen abnehme oder

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