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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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warf einen kurzen Blick in den Schuppen, um sicherzugehen, daß alles in Ordnung war, und soweit er es beurteilen konnte, war dies der Fall. Dann nahm er sein Sturmgewehr und rannte auf die Wiese. Er war gerade mal drei Schritte weit gekommen, als er eine weiße Frau sah, die über den Hügel kam. Sie hatte das Gesicht und den Körper einer heißen Senorita, doch das zerzauste, graublonde Haar einer alten Frau, und zum tausendsten Mal fragte er sich, was es war, das mit den amerikanischen Frauen nicht stimmte. Waren sie alle verrückt? Er senkte sein Sturmgewehr, doch er lächelte dabei, in der Hoffnung, die Frau abzuschrecken, ohne daß sie neugierig wurde.
    »Sie stehenbleiben«, sagte er auf englisch. »Betreten verboten.« Er hörte, wie das Handy im Schuppen klingelte, und drehte sich für einen kurzen Moment um.
    Die Frau kam weiter auf ihn zu. »Wir haben Ihren Freund getroffen«, sagte Molly.
    »Wer ist >wir    Die Antwort kam hinter der Frau über den Hügel. Zuerst sah es so aus wie zwei verbrannte Krüppelkiefern, doch dann erschienen die riesigen Katzenaugen. »Heilige Maria, Mutter Gottes«, sagte Ignacio, während er an dem Sicherungsbolzen seines Sturmgewehrs herumfummelte.
    THEO
     
     
    Acht Jahre hatte Theo an der Grenze zur Ranch gelebt, und noch kein einziges Mal war er auch nur ein Stück weit auf der unbefestigten Straße hinunterspaziert. Er hatte strikte Anweisungen, dies zu unterlassen. Doch was nun? Er hatte im Verlauf der Jahre Lastwagen hinein- und herausfahren sehen, gelegentlich Männer rufen und brüllen gehört, aber irgendwie hatte er es fertiggebracht, all das zu ignorieren, und außerdem waren bisher noch nie Schüsse gefallen. Die Grenze zur Ranch zu überschreiten, um eine Schießerei mit automatischen Waffen zu untersuchen, schien ihm eine ausnehmend blöde Art und Weise zu sein, mit seiner neugefundenen Freiheit umzugehen, doch wenn er der Sache nicht auf den Grund ging, so ließ sich daraus etwas ableiten, dem er ganz und gar nicht gerne ins Auge blickte. Konnte es sein, daß er wirklich nichts weiter war als ein Feigling?
    Als er dann einen Mann in der Ferne schreien hörte, wurde ihm die Entscheidung abgenommen. Es war nicht der Schrei von jemandem, der einfach nur Luft abläßt, sondern ein die Kehle zerfetzender Schrei, aus dem blankes Entsetzen sprach. Theo fegte mit dem Fuß die Scherben seiner Wasserpfeifensammlung von der Treppe und ging nach drinnen zum Schrank, um seine Pistole zu holen.
    Die Smith & Wesson lag eingewickelt in ein öliges Tuch auf dem Regalbrett seines Kleiderschranks neben einer Schachtel Patronen. Er wickelte die Pistole aus, ließ den Zylinder herausschnappen und steckte sechs Patronen in die Kammern, wobei er gegen das heftige Zittern ankämpfen mußte, das von den Händen auf seinen ganzen Körper überging. Er steckte weitere sechs Patronen in seine Hemdtasche und ging hinaus zu seinem Volvo.
    Er startete den Wagen und schnappte sich das Mikrophon des Funkgeräts, um Verstärkung anzufordern. Doch was sollte ihm das schon groß nutzen? Vom Revier des Sheriffs brauchte man unter Umständen eine geschlagene halbe Stunde bis Pine Cove, was einer der Gründe war, weshalb es den Posten des Constable hier überhaupt gab. Und was sollte er sagen? Er hatte nach wie vor die strikte Anweisung, keinen Fuß auf die Ranch zu setzen.
    Er ließ das Mikro neben die Pistole auf den Sitz fallen und legte den ersten Gang ein. Er wollte gerade losfahren, als ein Dodge Mini-Van neben ihm anhielt. Am Steuer saß Joseph Leander und winkte ihm lächelnd zu.
    Theo schaltete in den Leerlauf. Leander kletterte aus seinem Mini-Van, beugte sich zum Fenster der Beifahrerseite herein und sah die .357 auf dem Sitz. »Ich muß mit Ihnen reden«, sagte er.
    »Vor einer Stunde hatten Sie dazu aber noch keine große Lust.«
    »Dafür aber jetzt.«
    »Später. Auf der Ranch ist irgendwas los, da muß ich mich drum kümmern.«
    »Das trifft sich ganz hervorragend«, sagte Leander und schob eine kleine automatische Pistole zum Fenster herein, um sie Theo genau unter die Nase zu halten. »Da fahren wir doch gleich zusammen.«

-18-
DR. VAL
    Die Büste des Hippokrates starrte Val Riordan vom Schreibtisch aus an. » Ich will Schaden abwenden ...«
    »Ja, beiß mich doch«, sagte die Psychiaterin und warf dem alten Griechen ihren Versace-Schal übers Gesicht.
    Val hatte einen miesen Tag. Der Anruf von Constable Crowe, aus dem hervorging, daß die Art und Weise, wie sie

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