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Der Lustmolch

Der Lustmolch

Titel: Der Lustmolch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Moore
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so?«
    »Dafür ist keine Zeit.«
    »Es ist haufenweise Zeit. Wo sind die Schlüssel?«
    »An meinem Schlüsselring. Im Zündschloß von meinem Wagen.«
    »Alles klar. Bin gleich wieder da.«
    Und schon war sie verschwunden. Theo hörte ein paar dumpfe Schläge und dann ein Geräusch, das sich anhörte, als würde Sicherheitsglas zerspringen. Eine Sekunde später war Molly wieder zurück und stand in der Tür. Sie warf die Schlüssel auf den Boden unweit von seinem Kopf. »Kommst du da ran?«
    »Kannst du die Dinger nicht aufschließen?«
    »Ähmm, im Augenblick eigentlich lieber nicht. Aber du kommst da schon irgendwann ran, oder?«
    »Molly!«
    »Ja oder nein?«
    »Sicher, aber ...«
    »Okay. Bis später, Theo. Tut mir leid wegen deinem Auto.«
    Und schon war sie wieder verschwunden.
    Als er durch den Dreck zu seinem Schlüssel hinrobbte, machte er sich noch immer Sorgen über die unvermittelte Welle von Geilheit, die über ihn hinweggebrandet war. Konnte es sein, daß sie von den Handschellen ausgelöst worden war? Vielleicht stand er schon seit Jahren auf Fesselungen und hatte es einfach nur nie gemerkt. Andererseits hatte er, als er damals - kurz bevor Sheriff Burton ihn erpreßt hatte, den Posten des Constable zu übernehmen - verhaftet worden war, fast zwei Stunden mit Handschellen gefesselt zugebracht, und er konnte sich nicht erinnern, daß dies eine besonders erotische Erfahrung gewesen wäre. Vielleicht war es der drohende Tod gewesen. Machte ihn der Gedanke, gleich erschossen zu werden, etwa an? Oh, Mann, ich bin ja wohl wirklich krank im Hirn, dachte er.
    Es dauerte zehn Minuten, bis er sich sowohl von den Handschellen als auch von den nervenden Gedanken an Tod und Sex befreit hatte. Molly, Joseph Leander und der Trailer waren verschwunden, und er stand vor den Trümmern seines Volvo und sah sich einer Flut gänzlich neuer Fragen ausgesetzt. Das Dach seines Kombi war platt gedrückt und lediglich noch genauso hoch wie die Motorhaube, drei der vier Reifen waren geplatzt, und am Boden um den Wagen herum befanden sich überall Fußspuren von etwas, bei dem es sich eigentlich nur um ein sehr, sehr großes Tier handeln konnte.
    In Richtung des Hügels und darüber hinaus war das Gras in zwei Bahnen niedergedrückt. Bei der einen handelte es sich offensichtlich um die Spur eines Menschen. Die andere hingegen war breiter als der Feldweg, der auf die Ranch führte.
    Er streckte den Arm in den Volvo und suchte nach seinem Handy und seiner Pistole, obwohl er bei beidem nicht wußte, was er damit anfangen sollte. Es gab niemanden, den er hätte anrufen können, und erschießen wollte er schon gar niemanden. Außer Sheriff Burton vielleicht. Als er das Gelände absuchte, fand er Joseph Leanders Pistole und steckte sie in den Hosenbund seiner Jeans. In dem allradgetriebenen Pick-up steckten die Schlüssel, und nachdem er eine Minute die moralischen Bedenken, die ein »Ausleihen« des Pick-up mit sich brachte, gegen die Tatsache abgewogen hatte, daß er entführt, mit Handschellen gefesselt und beinahe umgebracht worden war, stieg er in den Wagen und fuhr über die Wiese den Spuren hinterher.
    GABE
    Gabe und der Rancher standen über die zermatschten Überreste eines Holsteinrinds gebeugt und wischten sich die Fliegen aus dem Gesicht, während Skinner ein paar Meter weiter weg mit angelegten Ohren im Gras kauerte und knurrend die Sauerei betrachtete, die sich vor ihm ausbreitete.
    Der Rancher schob schaudernd seinen Stetson in den Nacken. »Wir züchten seit sechzig Jahren Milch- und Schlachtvieh auf dieser Ranch, aber ich hab noch nie von so was gehört, Gabe, und mit eigenen Augen gesehen schon gar nicht.«
    Sein Name war Jim Beer. Er war fünfundfünfzig, doch man hätte ihn auch für siebzig halten können. Seine Haut war ledrig von zuviel Sonne und Streß, und in jedem Wort, das er sagte, schwangen Einsamkeit und Traurigkeit mit. Er war groß und dünn, doch seine Haltung war gebeugt wie bei einem geschlagenen Mann. Seine Frau hatte ihn schon vor Jahren verlassen; sie hatte sich einfach in ihren Mercedes gesetzt und war nach San Francisco gefahren, um von nun an dort zu leben, und sie hatte eine Urkunde mitgenommen, der zufolge ihr die Hälfte von Jim Beers hundert Hektar Land gehörte. Sein einziger Sohn, der eigentlich die Ranch hätte weiterführen sollen, war mittlerweile achtundzwanzig und in erster Linie damit beschäftigt, sich aus Colleges und Entzugskliniken überall im Land hinauswerfen zu lassen. Jim

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