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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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war wirklich tote Hose. Das war ein grundsätzliches Problem mit der Stadt. Ihr fehlte einfach die laute, überschwängliche Geschäftigkeit, die man in größeren Orten wie Glasgow und Newcastle antraf. Kaum Verkehr, was bedeutete, dass Allans Auto auffallen würde. Andererseits hatten sie einen kleinen Vorteil: Mike kannte Chibs BMW, während Chib nicht die leiseste Ahnung hatte, welche Marke Allan fuhr. Hinzu kam, dass Chib Allan nur einmal, und da auch nur flüchtig gesehen hatte und Hate ihn überhaupt nicht kannte. Was auch erklärte, warum Mike flach auf dem Rücksitz des Audi lag, nachdem er Allan eingeschärft hatte, die Augen nach BMWs offen zu halten. Immer, wenn sie an Kreuzungen oder vor roten Ampeln halten mussten, krampften sich Allans Hände um das Lenkrad. Wenn ein Auto hinten oder seitlich heranfuhr, versteifte sich sein Rückgrat, und er starrte wie gebannt durch die Windschutzscheibe. Mike wusste, wie er wirkte – wie ein alkoholisierter Fahrer, der innerlich darum betete, dass das Röhrchen an ihm vorüberginge. Er hoffte nur, Chib und Hate würden das gegebenenfalls auch so sehen.
    Hier und da waren noch Taxis unterwegs, deren Dachbeleuchtung anzeigte, dass sie noch immer auf der Suche nach Fahrgästen waren. Mike hatte kurz an einen kleinen Umweg über Westies Straße gedacht, nur um mal eben die Lage zu checken, aber er vermutete, dass Allan nicht scharf darauf und es insgesamt das Risiko nicht wert gewesen wäre. Gissing lebte am südwestlichen Stadtrand, und dorthin waren sie jetzt unterwegs. Er bewohnte ein großes frei stehendes Anwesen in Juniper Green. Mike und Allan waren schon ein paarmal zu Partys eingeladen gewesen, bei denen der Professor sie mit Kritikern, Dozenten und etablierten Künstlern bekannt gemacht hatte, von denen einer einmal während des Essens seine Papierserviette vollgekritzelt hatte; Allan hatte das Resultat, bevor es mit dem schmutzigen Geschirr abgeräumt wurde, listigerweise eingesteckt. Als sie jetzt das Stadtzentrum hinter sich ließen, erinnerte Mike den Freund an das Ereignis in der Hoffnung, ihn dadurch auf andere Gedanken zu bringen.
    »Ich hatte es eigentlich einrahmen lassen wollen«, erklärte Allan nickend. »Was ich immer bedauern werde, ist, dass ich ihn nicht gebeten habe, das verdammte Ding zu signieren …«
    Nach vielleicht anderthalb Kilometern sagte Mike, sie wären bald da. »Halt jetzt besser«, meinte er. Sie waren noch ein paar hundert Meter von Gissings Haus entfernt. Es lag, von einer niedrigen Steinmauer umgeben, an einer Straße, die mittlerweile zu einer Hauptverkehrsader für Pendler geworden war. Früher einmal krönte die Mauer ein Eisengeländer, doch die Gitterstäbe waren während des Zweiten Weltkriegs als Rohmaterial für die Rüstungsindustrie abmontiert worden. Gissing hatte die Geschichte einmal bei Port und Brandy erzählt.
    »Alles Bockmist natürlich«, hatte er schmunzelnd gesagt. »Die haben damals Tonnen von dem Zeug eingesammelt und es am Ende einfach in den Firth of Forth gekippt. Hätte zu nichts mehr getaugt, aber auf die Art hatten die Zivilisten das Gefühl, ihren Beitrag zur Kriegsanstrengung geleistet zu haben.«
    Mike erinnerte Allan an die Anekdote, während dieser Zündung und Scheinwerfer ausschaltete. Allan nickte nur und reichte ihm sein Handy nach hinten. Sie hatten sich darauf verständigt, dass sie, sollte es eine Telefonzelle in der Nähe geben, von dort aus anrufen würden, aber es gab keine. Mike tippte die Nummer ein, wartete, bis sich jemand meldete, und holte dann tief Luft.
    »Nebenan sind Einbrecher!«, rief er atemlos. »Ich hab gehört, wie die eine Scheibe eingeschlagen haben. Der Alte wohnt da ganz allein, deswegen mach ich mir wirklich Sorgen – ich geh schon mal nachschauen, aber schicken Sie bitte einen Wagen!« Er rasselte Gissings Adresse herunter und legte dann auf. »Und jetzt warten wir«, sagte er und gab das Handy wieder nach vorn.
    »Jetzt haben sie dich auf Band«, meinte Allan.
    »Die geringste meiner Sorgen.«
    »Höchstwahrscheinlich«, räumte Allan ein. »Eine Aufnahme von Westie haben die ja auch noch – Ransome hat sie mir vorgespielt. Er sagte, die könnten anhand des Motorgeräusches die Automarke identifizieren.«
    »Ransome redet einen Haufen Scheiße«, erwiderte Mike und hoffte, selbstsicherer zu klingen, als er sich fühlte. Da er mit Ransome gesprochen hatte, würde der Detective kaum Probleme damit haben, seine aufgezeichnete Stimme zu erkennen. Andererseits

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