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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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wie Hate und Chib im Penthouse wüteten oder ihre schlechte Laune an dem armen Mr. Allison ausließen.
    Mike standen nicht allzu viele Möglichkeiten offen. Er konnte sich irgendwo verstecken und bis zum Morgen warten – und sich dabei den Hintern abfrieren –, oder versuchen, eine Hauptverkehrsstraße zu erreichen, und hoffen, dass ein Taxi vorbeikam. Nach zehn, fünfzehn Minuten blieb er, völlig außer Atem, stehen und hockte sich hinter eine Hecke. Diese Straße war von viktorianischen Häusern gesäumt: drei- oder vierstöckig, jeweils zwei Haustüren nebeneinander. Ein paar Häuser beherbergten jetzt kleine Hotels. Eine Sekunde lang spielte er mit dem aberwitzigen Gedanken, irgendwo als sehr später Gast einzuchecken. Aber er befand sich immer noch zu nah an seiner Wohnung.
    »Kein Friede den Gottlosen«, sagte er zu sich, während er langsam wieder etwas zu Atem kam. Schadensfeststellung: abgeschürfte Knöchel sowie angeschlagene Schienbeine und Knie. In der Brust ein stechender Schmerz und wie Feuer brennende Lungen. Er wusste, dass er schnurstracks zu Westie gemusst hätte, um ihn zu warnen. Kannte Chib die Adresse des Studenten? Falls ja, würde das auch sein erstes Ziel sein.
    »Du könntest immer noch zu den Bullen gehen«, flüsterte er laut. Würde das reichen, um Allison das Leben zu retten? Aber andererseits – was sollte er sagen? Und was hätte das überhaupt für einen Sinn gehabt, wo Chib, Hate und Allison das Penthouse doch vermutlich sowieso schon längst verlassen hatten? Er kniff die brennenden Augen fest zu und versuchte, etwas Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    Angenommen, Chib wusste, wo er Westie finden konnte – dann wäre es für Mike das Klügste gewesen, zu Allan zu fahren. Sie konnten dann immer noch versuchen, Westie zu erreichen. Vielleicht war er ja auch unterwegs, auf der Suche nach Alice … Und überhaupt, warum machte sich Mike solche Sorgen um ihn? Der kleine Scheißkerl hatte ihnen die ganze Suppe doch erst eingebrockt!
    »Mit einiger Unterstützung«, musste Mike dann einräumen.
    Von seinem Versteck aus hörte Mike das charakteristische Dieselbrummen eines nahenden Taxis. Bremsen quietschten, als es vor einem der Hotels hielt. Ein Paar mittleren Alters stieg aus, laut und nicht mehr sehr artikuliert schwatzend. Mike spähte über die Hecke und schätzte, dass er eine Chance hatte. Er tauchte mit der größtmöglichen Selbstverständlichkeit aus seinem Versteck auf, hob den Arm und winkte. Der Taxifahrer hatte gerade sein Leuchtschild wieder eingeschaltet, machte es aber sofort wieder aus, als er ihn sah. Mike stieg hinten ein und verlor vom pappsüßen Duft, den die Frau hinterlassen hatte, fast die Besinnung. Er zog die Tür zu und ließ das Fenster herunter, gierig nach frischer Luft.
    »Gayfield Square«, ließ er den Fahrer wissen.
    »Sie können von Glück sagen«, erwiderte der Mann. »Ich wollte eigentlich Feierabend machen.« Er hatte Probleme damit, seinen Fahrgast im Rückspiegel zu sehen. Mike hatte sich so tief wie möglich in seinen Sitz sacken lassen. »Scheint ja ein lustiger Abend gewesen zu sein«, plapperte der Fahrer weiter. »Nicht dass da was gegen einzuwenden war. Ab und zu müssen wir alle mal ein bisschen Dampf ablassen, oder? Sonst würde das ganze Land explodieren.«
    »Da haben Sie bestimmt recht.« Mike hielt Ausschau nach einem patrouillierenden BMW oder nach zwei massigen Gestalten zu Fuß. Aber die Straßen lagen wie ausgestorben da.
    »In der Stadt ist richtig tote Hose«, erklärte der Taxifahrer. »Ist das Einzige, was mich an Edinburgh echt stört – da passiert nie was, stimmt’s, Sir?«
     
    32
     
    Der Ausdruck des Entsetzens in Allans Gesicht verstärkte sich, als Mike seine Geschichte erzählte. Etwas wie ein Aufatmen kam erst, als Mike anfing, sich dafür zu entschuldigen, dass Chib sich die Coultons geschnappt hatte.
    »Die kann er herzlich gern behalten«, sagte Allan und klang so, als ob er es wirklich so meinte. »Und jetzt, wo wir unser unrechtmäßig erworbenes Gut wieder los sind, liefern wir Calloway an Ransome aus.«
    »Und lassen den Professor hängen? Außerdem würde Chib bestimmt nicht zögern, der Polizei alles zu erzählen, was für uns ebenfalls Knast bedeuten würde. Dann wär ja da noch Westie …«
    Sie versuchten, den Studenten auf seinem Handy zu erreichen, aber es meldete sich nur die Mailbox. Nach dem Piepton hinterließ Mike eine Warnung, der Allan den gebrüllten Zusatz folgen ließ: »Und das ist

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