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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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kannte er aber auch Allans Stimme. Es spielte also keine Rolle. Nichts davon spielte eine Rolle, jedenfalls im größeren Kontext …
    Es war eine ruhige Nacht für die Polizei von Lothian and Borders – davon konnte man jedenfalls ausgehen, da es nur vier, fünf Minuten dauerte, bis der Streifenwagen kam und mit seinem kreiselnden Blaulicht die umgebenden Häuser und Bäume streifte. Sobald der Wagen stand, verlosch das Licht. Die Sirene war gar nicht erst eingeschaltet worden – vielleicht wollten die Beamten die Einbrecher nicht vorwarnen oder es war auch nur Rücksicht auf die schlafenden Nachbarn gewesen. Typisch Edinburgh. Zwei uniformierte Beamte stiegen aus. Beide ohne Mütze. Sie trugen schwarze Schutzwesten über weißen kurzärmligen Hemden. Der eine hielt eine Stablampe in der Hand und richtete sie auf das Haus des Professors. Sie öffneten das Gartentor und gingen auf die Haustür zu. Mike wartete. An der Straße parkten noch ein halbes Dutzend weitere Autos, und er wollte sehen, ob eines davon plötzlich zum Leben erwachte.
    »Nichts«, erklärte Allan. Die zwei Polizisten waren um die Ecke des Hauses verschwunden.
    »Also gut dann, schön langsam …«
    Allan schaltete Motor und Scheinwerfer an, und sie fuhren langsam am Haus vorbei, während Mike vom Rücksitz aus hinausstarrte. Die Stablampe warf riesige Schatten auf das Nachbarhaus und die Garage, die Gissing, seit er aus seinem Sportwagen herausgewachsen war, nie mehr benutzt hatte.
    »Fahr ein Stück weiter und wende«, befahl Mike.
    »Ja, Sahib.« Allan bog in eine Querstraße ein, wendete und fuhr denselben Weg wieder zurück. Die Beamten waren jetzt wieder vor dem Haus, klingelten, spähten durch den Briefschlitz. Mike hörte das Knistern eines Funksprechgeräts.
    »Niemand zu Hause«, sagte Allan.
    »Oder er reagiert einfach nicht«, fügte Mike hinzu. Nicht dass er das auch nur einen Augenblick lang geglaubt hätte. Sie parkten wieder, diesmal auf der anderen Straßenseite und von Gissings Haus abgewandt. Schon nach ein paar Minuten zog der Streifenwagen ab. Kurz darauf meldete sich Allans Handy.
    »Das wird die Polizeizentrale sein«, überlegte er laut, »die wissen möchte, warum wir uns solche dummen Späße erlauben.«
    »Ein guter Grund, nicht dranzugehen.«
    »Hatte ich auch nicht vor. Ich kann das Handy ja immer noch als gestohlen melden …«
    »Wie du meinst, aber ich bezweifle, dass Ransome darauf reinfällt.«
    »Auch wahr.«
    Irgendwann hörte das Telefon auf zu klingeln. Sie warteten zur Sicherheit noch fünf Minuten ab, und dann klopfte Mike seinem Freund auf die Schulter.
    »Parken wir vor dem Haus?«, fragte Allan.
    »Laufen wir die paar Schritte. Die Luft wird uns guttun.«
    Sie stiegen aus und gingen leise zum Haus. Nirgendwo war ein Licht angegangen, keines der Autos in der Nähe war ein BMW.
    »Vielleicht hat ihn sich Calloway schon geschnappt«, zischte Allan.
    »Vielleicht«, sagte Mike, ohne es so recht zu glauben.
    »Die Bullen könnten jeden Augenblick zurückkommen.«
    »Ja.«
    Mike drückte das hölzerne Tor auf und ging den Weg entlang auf das große Erkerfenster des Wohnzimmers zu. Er presste das Gesicht an die Scheibe, aber die Jalousien waren geschlossen. Auf der linken Seite der Tür befand sich ein weiteres Fenster – Gissings Esszimmer, in dem Allan die Serviette des Künstlers eingesteckt hatte –, aber auch hier waren die Jalousien zu.
    »Fingerabdrücke!«, flüsterte Allan, und Mike wurde bewusst, dass er die Hände an die Fensterscheibe gelegt hatte. Er zuckte die Achseln und bog um die Ecke des Hauses, lief den Pfad entlang, der an der Garage vorbeiführte.
    »Ich kapier das nicht«, sagte Allan, der ihm dicht auf den Fersen blieb. »Sieht wie ausgestorben aus. Ist er untergetaucht? Wenn er zur Abschlussausstellung nicht erscheint, werden die Leute ziemlich argwöhnisch werden.«
    Im Garten war alles still, und als der Mond plötzlich zwischen den Wolken hervorkam, hatte Mike mehr als genug Licht. Der Wintergarten wirkte vollkommen leer; dort hatten sie nach dem Abendessen auf knarrenden Korbmöbeln Portwein und Kaffee getrunken. Am Küchenfenster gab es auch keine Rollos, weshalb Mike hineinspähen konnte. Auch dieses Zimmer war leergeräumt worden.
    »Er ist abgehauen!«, keuchte Allan.
    »Die einzige mögliche Erklärung«, bestätigte Mike. Er war ein paar Schritte auf den Rasen getreten, der mal wieder hätte gemäht werden müssen. Mikes Schuhe versanken im Gras, aber dann spürte er die

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