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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Kante von etwas Festerem unter dem Absatz. Es handelte sich um ein an einen Holzpfahl genageltes Pappschild. Er richtete es auf, so dass Allan die Worte ZU VERKAUFEN lesen konnte; darüber war ein weiteres Stück Pappe befestigt. Darauf ein einziges Wort in Druckbuchstaben: VERKAUFT.
    »Und vermutlich schon am Oberlauf des verdammten Limpopo«, murmelte Mike und ließ das Schild wieder zu Boden fallen.
     
    33
     
    Der Morgen graute, als Allan Mike vor seinem Haus absetzte.
    »Du bist dir auch wirklich sicher?«, fragte Allan. Mike nickte.
    »Geh zu den Bullen oder lass es bleiben … Deine Entscheidung, Allan.«
    »Du willst nicht, dass ich mitkomme?« Allan verdrehte den Hals, so dass er zum Penthouse hinaufschauen konnte. »Für den Fall, dass sie noch da sind?«
    Mike schüttelte den Kopf. »Aber danke für das Angebot.« Mike hoffte, selbstsicher zu klingen. Er fühlte sich völlig ausgelaugt. »Denk dran: Was du auch tust, geh nicht nach Hause – nicht, ehe das alles, wie auch immer, zu Ende ist.«
    »Wie kommt’s dann, dass du nach Hause gehst?«
    »Weil ich derjenige bin, der die Antworten hat.« Mike beugte sich hinein ins Auto und schüttelte dem Freund die Hand. Gleichzeitig ließ er etwas in sie gleiten: die Karte mit Ransomes Handynummer. Dann schloss er die Tür, klopfte zweimal aufs Dach und sah dem wegfahrenden Auto nach. Chib Calloways BMW war nicht zu sehen. Das schloss natürlich nicht aus, dass er seine Schläger in der Wohnung postiert hatte, aber Mike machte sich trotzdem auf den Weg nach oben, und diesmal nahm er den Lift. Es war nur ein paar Stunden her, dass er diese Treppe in Todesangst hinuntergerannt war und drei Männer in seiner Wohnung zurückgelassen hatte. Was er jetzt wirklich nicht gern vorgefunden hätte, wäre die erkaltende Leiche Jimmy Allisons gewesen …
    Als die Fahrstuhltür in seiner Etage aufglitt, zögerte er einen Augenblick. Seine Wohnungstür stand sperrangelweit offen, genauso wie er sie zurückgelassen hatte. Er trat in den Flur und erkannte, dass hier blutige Rache genommen worden war. Die Gemälde, die an den Wänden gehangen hatten, lagen jetzt auf dem Fußboden verstreut, irreparabel zertreten und zerfetzt, als hätte ein wildes Tier seine Krallen daran gewetzt. Er konnte sich den frustrierten Gangster vorstellen, wie er sie wütend zerriss und auf ihnen herumtrampelte und sich anschließend viel, viel besser fühlte.
    »Was erzähle ich bloß der Versicherung …?«, dachte Mike laut nach.
    Glas knirschte unter seinen Sohlen, als er langsam in den Wohnbereich ging. Kein Empfangskomitee, aber auch, soweit feststellbar, keine Leiche. Mike stieß die Luft aus, die er die ganze Zeit zurückgehalten hatte. Vereinzelte Blutstropfen auf dem Sessel, auf dem Allison gesessen hatte, und im Schlafzimmer eine kleine Blutlache, die langsam in den Teppich sickerte – Indiz dafür, dass der Kurator für seinen Fluchtversuch noch einmal Prügel bezogen hatte. Mike fragte sich einen Moment, was aus dem Mann geworden sein mochte. Er wusste, dass er sich eigentlich eher über sein eigenes Schicksal hätte Gedanken machen sollen und darüber, inwieweit er es noch beeinflussen konnte. Aber wieder übermannte ihn die Erschöpfung, und er ließ sich auf das Sofa fallen. Drüben vor dem Kamin glänzte eine Pfütze, und es roch entfernt nach Urin. Wieder Calloway, vielleicht aber auch Hate. Der zertrümmerte Fernseher war wahrscheinlich ebenfalls Hates Werk. Allans Coultons waren verschwunden, aber Mike hob das lädierte Monboddo-Porträt vom Boden auf. Beatrice lächelte ihn mit den traurigen Überresten ihres Gesichts an. Er versuchte, die Leinwandfetzen wieder glatt zu streichen, aber dabei bröselten Ölfarbenschuppen ab. Beatrice sah aus wie das Opfer eines Verkehrsunfalls – das Gesicht ein Patchwork aus Narben.
    »Tut mir leid«, entschuldigte er sich und platzierte sie neben sich.
    Wenn man vom Fernseher und den Bildern absah, hielt sich der Schaden in Grenzen. Er stand auf, ging in die Küche und füllte ein Glas mit Wasser. Der Fernseher hatte beim Kaputtschlagen wahrscheinlich einen ziemlichen Krach gemacht, was die zwei Männer daran erinnert haben könnte, dass es auch Nachbarn gab, die möglicherweise aufwachen würden. Er nahm das volle Glas mit in sein Computerzimmer und trank schon im Gehen. Auf dem Fußboden lag alles Mögliche herum, aber nichts, was sich nicht leicht hätte wieder wegräumen lassen. Die Tastatur schwamm in Whisky – dem Inhalt der Flasche, die

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