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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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eine kleine Spritztour zur Bank, gefolgt von einem Freundschaftsbesuch bei unserem so gut wie toten Kunstfälscher.«
    Mike hatte das Porträt der Beatrice aufgehoben. »Das können nicht alles Fälschungen sein«, sagte er, fast zu sich selbst.
    »Was zählt ist: Meins war eine«, stellte Chib fest. »Böser Fehler.«
    »Aber nicht mein Fehler, Chib.«
    Der Gangster zuckte die Schultern. »Aber du bist nun mal der mit dem Geld.«
    »Das die Bank nicht einfach so rausrücken wird!«
    »Schon mal was von Überweisungen gehört, Mike? Ich hab überall Konten, unter den verschiedensten Namen. Die Kohle landet auf einem davon, ich löse das Konto sofort auf, und Hate kriegt seinen Anteil.«
    Hate schien von diesem Vorschlag nicht restlos begeistert zu sein. Mike vermutete, dass der Mann für seinen Geschmack schon zu lange hingehalten worden war.
    »Was glaubst du, warum Westie das getan hat?«, fragte Mike Chib.
    »Das werden wir bald erfahren.« Chib hielt Allans zwei Bilder in den Händen und betrachtete sie. Sein wertloser Utterson lag unbeachtet auf dem Fußboden, wo jeder, dem danach war, drauftreten durfte. Chib hielt Mr. Allison einen der Coultons hin. »Was meinst du, Jimmy – sind die hier zur Abwechslung echt?« Ohne eine Reaktion abzuwarten, wandte er sich Mike zu. »Vielleicht nehm ich die mit, oder hättest du was dagegen?«
    »Die gehören Allan, nicht mir.«
    »Dann kannst du das ja mit ihm klären.«
    Mikes Augen ruhten auf dem Kurator. Er brauchte eine Ablenkung, und der arme Mr. Allison war so ziemlich alles, worauf er setzen konnte. »Das Ganze tut mir wirklich leid«, sagte er leise, obwohl er sich keineswegs sicher war, dass Allison noch allzu viel hören konnte. »Ich meine, es tut mir leid, was bald mit Ihnen passieren wird …« Der Mann starrte ihn jetzt – im Rahmen seiner Möglichkeiten – an: Mit seinen Ohren war also alles in Ordnung. »Mich brauchen die noch«, fuhr Michael mit seiner Erklärung fort, »zumindest noch einen Tag lang. Ich hab Geld, wissen Sie, und das wollen die haben. Aber Sie, Mr. Allison … mit Ihnen sind die praktisch fertig. Und Hate sieht mir nicht wie die Sorte Mensch aus, die gern Unerledigtes zurücklässt. Sie können ihm beim Leben Ihrer Enkel schwören, dass Sie nicht zu den Bullen rennen werden, aber Hate wird das Risiko trotzdem nicht eingehen.«
    »Schnauze!«, zischte der Skandinavier.
    »Ich meinte nur, er sollte Bescheid wissen.« Mike richtete seine Aufmerksamkeit auf Chib. »Ich weiß wirklich nicht, was Westie sich dabei gedacht hat. Gissing hat doch alle acht Gemälde geprüft …« Er verstummte, als eine leise Ahnung in ihm aufzusteigen begann.
    »Was?«, bohrte Chib nach.
    »Nichts.«
    »Soll ich Hate auf dich loslassen? Du hast ja gesehen, was er kann.«
    Wie um dem Nachdruck zu verleihen, war Hate schon ein paar Schritte näher gekommen. Eine bessere Chance würde sich Jimmy Allison nicht mehr bieten. Er sprang auf, rannte los und warf sich gegen die erstbeste Tür, die aufflog. Als er versuchte, sie hinter sich wieder zuzudrücken, warf Hate sich noch rechtzeitig dazwischen. Chib lachte laut los, als er begriff, dass der Kurator in Mikes Schlafzimmer getappt war – aus dem es keinen anderen Ausgang gab. Mike dagegen wusste genau, was er tat. Er stieß den abgelenkten Gangster mit der Schulter beiseite und flitzte dann seinerseits los – den Flur entlang zur Tür. Er riss sie auf und stürzte sich die Treppe hinunter, immer drei Stufen auf einmal. Als er ins Freie trat, stellte er zu seiner Erleichterung fest, dass Chib nicht daran gedacht hatte, seine Aufpasser mitzubringen. Der BMW war allerdings abgeschlossen, also lief Mike sofort weiter, auf die Umfassungsmauer zu. Er kletterte hinüber und landete im Nachbargarten. Im Licht des Mondes durchquerte er den Rasen und schwang sich über die nächste Mauer in einen weiteren Garten. Zwei Katzen funkelten ihn von einem Fenstersims aus an, aber wenigstens gab es keine Hunde, dementsprechend auch kein Hundegebell. Noch eine Mauer, und er war wieder auf der Straße. Besser gesagt, auf einer Gasse, die Anwohner als Abkürzung nahmen, die aber zu eng für Autos war. In die bog er ein und joggte weiter. Er klopfte sich die Hosentaschen ab und vergewisserte sich, dass er seine Brieftasche dabeihatte. Das bedeutete Kreditkarten und Bargeld, wenn auch kein Handy. Und keine Hausschlüssel – immer mal angenommen, er würde es jemals wagen, wieder zurückzukehren. Er versuchte, sich nicht vorzustellen,

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