Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
hören. Er hoffte, dass Chibs Jungs sich ordentlich benahmen. Einer von ihnen hatte die Tür zur Laderampe aufgemacht, wodurch Tageslicht und der Geruch von frischer Luft und Freiheit ins Lager hereinströmte. Mike sah, dass der Transporter schon wartete. Gissing hatte ihn in Position gebracht, und die Hecktüren waren schon geöffnet. Gissing stand jetzt im hinteren Teil des Transporters. Er schien erleichtert zu sein, Mike zu sehen, woraufhin sich Mike prompt fragte, ob es mit Allan und Westie Probleme gab. Wo, zum Teufel, blieben die beiden? Er reichte Gissing das erste Bild – einen Cadell –, und der Professor packte es aus, während Mike die Kopie vom Boden des Transporters aufhob. Gissing löste die Leinwand aus dem Rahmen. Seine Hände waren geübt, und er brauchte dafür lediglich eine halbe Minute. Zwischen Rahmen und Keilrahmen befanden sich Hartholzstückchen, um jedes Spiel zu verhindern, und die zog Gissing jetzt rasch und ruhig als Erstes heraus.
    Mike beobachtete mit angehaltenem Atem, wie er Westies Fälschung dann in den Originalrahmen legte. Sie passten perfekt ineinander, und Mike stieß ein leises zufriedenes Zischen zwischen den Zähnen hervor. Gissing drückte die Holzkeile wieder hinein und überprüfte die Rückseite des Originalgemäldes – Leinwand wie Keilrahmen – auf etwaige Erkennungsmerkmale. Sollte er welche finden, konnten sie nicht hoffen, sie auf die Schnelle noch überzeugend zu kopieren. Ihre Zeit war knapp bemessen. Aber Gissing befand das Bild für »sauber«. Wie er vorhergesagt hatte, wurden die Markierungen und Etiketten eher am Rahmen als am eigentlichen Gemälde angebracht. Das war ein weiterer Grund, warum sie sich für kleinformatige Gemälde entschieden hatten: umso geringer waren die Chancen, auf Kreuzverstrebungen zu stoßen und damit auf eine weitere Oberfläche mit möglichen Markierungen …
    »Einpacken«, knurrte Gissing, während er sich schon an das zweite Kunstwerk machte: das Monboddo-Porträt. Mike hörte ein Geräusch, und als er sich umdrehte, sah er Allan und Westie aus dem Lager herauskommen, jeder mit drei Bildern beladen. Wie hatte er nur so dumm sein können? Deswegen hatten sie länger als er gebraucht! Jeder von ihnen drei und er nur zwei.
    »Keine Probleme?«, fragte er mit leicht zittriger Stimme.
    »Keine Probleme«, bestätigte Allan, dem der Schweiß vom Kinn tropfte. Mike kam ein (idiotischer?) Gedanke: Ließen sich aus Schweißspuren DNA-Proben nehmen? Aber die Frage wäre jetzt wohl unangebracht gewesen. Westie hatte schon angefangen, das erste seiner Bilder auszupacken. Wie Gissing wusste er genau, was er tat; wusste außerdem, dass sie keine Zeit verlieren durften. Man konnte nicht sagen, wie bald schon der nächste Schwung Besucher aufkreuzen würde. Mike schaute am Transporter vorbei zum Torhäuschen. Vom Wachmann war nichts zu sehen – er kauerte offensichtlich auf dem Fußboden. Aber an seinem Platz saß der eine von Chibs Jungs mit der Schirmmütze des Wachmanns – keine dumme Idee, aber Mike bezweifelte, dass bei näherer Betrachtung jemand darauf hereinfallen würde, noch dazu, wo das halbe Gesicht des Teenagers hinter dem Schal verborgen war.
    Als er wieder in den Transporter blickte, stellte Mike fest, dass Gissing allmählich ins Keuchen kam. Er hatte allerdings nach wie vor einen klaren Kopf und erinnerte sie, darauf zu achten, dass die Etiketten sichtbar blieben, wenn sie die Fälschungen einpackten.
    »Die müssen genauso aussehen wie vorher …«
    »Wissen wir«, maulte Westie und fügte hinzu: »Ich glaube nach wie vor, dass wir das genauso gut woanders hätten machen können.«
    Den Einwand hörte Mike nicht zum ersten Mal, doch er war schon von Anfang an Allans Meinung gewesen: Solange sie sich auf dem Gelände befanden, würde kein Alarm ausgelöst werden. Dann erst würde die Zeit wirklich knapp werden. Besser, die Bilder jetzt austauschen, so würden sie später, wenn die Bullen anrückten, umso schneller wegkommen.
    »Drei erledigt«, meldete Allan, der Westie und Gissing bei ihrer Arbeit beobachtete. Mike sah wieder auf seine Uhr. Zwölf Minuten, seit sie das Lager betreten hatten. Es lief alles wie ein Uhrwerk. Nein, besser – es lief wie ein Computer. Er rang sich ein Lächeln ab und gab Allan einen Klaps auf den Rücken.
    »Bisschen zu früh dafür«, knurrte Gissing und wischte sich den Schweiß aus dem Gesicht. »Jetzt beide wieder rein – Endkontrolle!«
    Endkontrolle: die Türen der Stahlkammern weit

Weitere Kostenlose Bücher