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Der Mackenzie Coup

Der Mackenzie Coup

Titel: Der Mackenzie Coup Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Rennen.
    »Da kommen die ersten zwei«, meldete Allan.
    Mikes Herz pochte heftig; er hörte, wie ihm das Blut in den Ohren rauschte. Er sah, dass Westie die Hände zwischen die Knie geklemmt hielt, wie um sie am Zittern zu hindern. Aber er hatte seine Sache gut gemacht. Der Transporter war als Erstes vor seiner Wohnung vorgefahren, wo sie die acht Fälschungen – von Gissing noch ein abschließendes Mal begutachtet und für »erstklassig« befunden (die Note, wie er hinzufügte, mit der Westie für seine Abschlussarbeiten rechnen dürfe) – eingeladen hatten. Gissings letzte Bemerkung sollte dem Studenten wohl die Nervosität nehmen, doch auf Mike hatte sie die umgekehrte Wirkung: Chibs Leute, die während des Einladens und der Prüfung der Gemälde im Transporter saßen, wussten jetzt, dass ein Student unter ihnen war – und einer seiner Dozenten wahrscheinlich auch. Westie hatte erklärt, die Sache habe ihn »total fertiggemacht«, und tatsächlich sah er nicht besonders gut aus: das Gesicht käsebleich, die geschwollenen Lider nur einen Schlitz weit geöffnet. Mike hatte den Eindruck, dass er nur noch von Koffein wach gehalten wurde. Das Letzte, was sie brauchten, war, dass einer von ihnen während des Coups einschlief oder unkonzentriert wurde.
    Coup: Schon allein bei dem Wort begann Mikes Haut zu kribbeln.
    Aber da waren sie nun und warteten, zu allem bereit.
    »Zwei weitere«, sagte Allan. »Fehlt nur noch einer …«
    In Westies Wohnung war von Alice keine Spur zu sehen gewesen. Mike hatte das Geld, das sie wollte, herausgerückt und betont, der Betrag sei als Vorschuss und nicht etwa als Draufgabe zu verstehen; anschließend hatte er die Videokamera mitsamt Aufnahmen vernichtet. Aber wem wollte er was vormachen? Sie hatten schon so jede Menge Spuren hinterlassen, und weitere würden folgen. Er starrte auf den Stapel ungerahmter Gemälde, die auf dem Boden des Transporters lagen. Westie hatte sie alle gewarnt, nicht versehentlich in eines reinzutreten.
    »In dem Fall wird’s nämlich teuer!«, hatte er gekeift – und damit bei Chibs Jungs lediglich ein müdes Lächeln hervorgerufen. So weit war der Morgen gut gelaufen. Mike hatte sich mit Allan um sieben am Marine Drive getroffen, wo sie den Audi stehen ließen und mit dem Maserati zum Penthouse zurückfuhren. An den Sandwiches hatten sie nur lustlos herumgeknabbert, aber immerhin Orangensaft und Kaffee getrunken, bevor sie in ihre jeweilige Verkleidung schlüpften. Als Allan mit der Perücke auf dem Kopf ins Wohnzimmer kam, konnte sich Mike vor Lachen kaum mehr einkriegen.
    »Hab ich aus einem Trödelladen«, erklärte Allan. »Juckt irgendwie ein bisschen …«
    In Gracemount hatte Gissing schon auf sie gewartet, sichtlich nervös und alles andere als unauffällig, wie er da auf und ab ging. Mike hatte den Maserati geparkt und gehofft, dass keiner sich in ihn vergucken oder an ihm vergreifen würde. Fünf Minuten später war der Transporter erschienen, bemannt mit Chibs vier Jungs, aber ohne Calloway – was Mike aufatmen ließ. Er hatte halb erwartet, der Gangster würde mitfahren wollen. Dann hatte er versucht, sich ein bisschen mit den Halbwüchsigen zu unterhalten, um vielleicht das Eis zu brechen, bis man ihm mitteilte, »Mr. Calloway« hätte gesagt, sie sollten tun, was man ihnen befahl, aber ansonsten »die Fresse halten«.
    »Nix für ungut«, hatte einer von ihnen hinzugefügt, bevor er in den Laderaum des Transporters geklettert war. Danach hatten sie nur noch Grunzlaute sowie einen steten Strom von Nikotin von sich gegeben. Was, wie Mike jetzt bewusst wurde, eine Straftat darstellte, da in Schottland das Rauchen am Arbeitsplatz – wozu ja auch Transporter gehörten – verboten war.
    Pfui, dachte er. Das Gesetz brechen! Er rieb sich mit der Hand über das Gesicht. Wie alle anderen auch trug er Latexhandschuhe, die er in einer Drogerie in Bruntsfield erworben hatte.
    »Jetzt geht gerade der Letzte rein«, meldete Allan plötzlich mit einer um eine halbe Oktave höheren Stimme.
    »Von jetzt ab zwei Minuten«, erklärte Mike und sah auf seine Uhr. Normalerweise trug er eine Cartier; zu anderen Gelegenheiten die antike Taschenuhr von Bonnar’s. Allan hatte aber etwas weniger Auffälliges empfohlen. Das jetzige Modell kostete in der Drogerie nicht mal einen Zehner, schien aber trotzdem zu funktionieren, auch wenn der Sekundenzeiger jetzt über das Ziffernblatt eher kroch als lief. Konnte es sein, dass die Batterie dabei war, den Geist

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