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Der Maedchenmaler

Der Maedchenmaler

Titel: Der Maedchenmaler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Feth
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konzentriert zuhörte.
    »Kannst du dir vorstellen«, fragte ich sie, als ich fertig war, »dass jemand einen Haufen Probleme mit sich rumschleppt, und die Menschen in seiner Umgebung kriegen nichts davon mit?«
    Ich hatte den Satz kaum ausgesprochen, da wurde mir heiߟ und kalt. War es mit Caro nicht ähnlich gewesen? Hätten wir damals genauer hingeguckt...
    »Wenn Ilka so weit ist, wird sie mit Mike reden. Oder mit uns.«
    »Und wenn nicht?«
    »Dann nicht.« Merle pulte noch eine Rosine aus dem Kuchen und betrachtete sie nachdenklich. »Es ist ihre Entscheidung.«
    Es klingelte. Zweimal. Kurz und energisch. Pünktlich auf die Minute. Ich stand auf, ging zur Wohnungstür und drückte nachdenklich auf den Summer. Merle hatte Recht. Wenn wir uns Ilka nicht aufdrängten, würde sie sich uns vielleicht von selbst anvertrauen.
    Mit der Leichtfüߟigkeit eines Mädchens stieg meine Mutter die Treppen hoch. Sie machte keine Pause und geriet nicht auߟer Atem. Im Gegenteil. Fröhlich summte sie eine Melodie vor sich hin. Sie war nicht immer so gewesen. Es lag an Tilo. Er hatte aus ihr wieder eine glückliche Frau gemacht.
    »Hallo, Süߟe.« Sie nahm mich in die Arme. Dann hielt sie mich ein Stück von sich ab und erforschte mein Gesicht. »Wie geht es dir?«, fragte sie leise.
    »Prächtig.« Ich nahm ihr die Tasche ab, die wieder mal verdächtig schwer war. Insgeheim schien meine Mutter immer noch zu befürchten, Merle und ich könnten verhungern.
    »Hab ich von meiner Reise mitgebracht«, sagte sie. »Alles regionale Schmankerln, ein luftgetrockneter Schinken, hausgemachte Marmelade, Griebenschmalz, Holundersaft, Bienenwachskerzen...«
    Abrupt blieb sie stehen.
    »Gefällt€™s dir?« Ich merkte, mit welchem Stolz ich ihr die renovierte Wohnung präsentierte. Das hier war ein Teil von mir. Er hatte mit ihr nichts mehr zu tun. Ich bastelte an meinem eigenen Leben.
    Diese Gedanken gingen ihr wohl auch durch den Kopf, denn ich sah Tränen in ihren Augen. Sie wandte sich ab, betrachtete die Bilder an den Wänden eine Spur zu intensiv. Dann hatte sie sich wieder gefasst und drehte sich zu mir um.
    »Wie hell und freundlich jetzt alles ist.«
    Der Kaffee dampfte schon in den Tassen. Merle hatte den Kuchen angeschnitten und jedem ein Stück auf den Teller gelegt. Meine Mutter umarmte sie, vergewisserte sich, dass auch mit ihr alles in Ordnung war, erst dann setzten wir uns an den Tisch.
    »Und?«, fragte meine Mutter. »Wie ist er denn so, euer Mike? Ist er nicht da? Ich bin fürchterlich neugierig auf ihn.«
    »Er kommt später«, sagte ich. »Vielleicht bringt er Ilka mit. Die beiden werden dir gefallen.«
    Meine Mutter nickte. Man sah ihr die Anstrengungen der Lesereise an. Sie war blass und wirkte angespannt. Richtig wohl fühlte sie sich nur zu Hause an ihrem Computer, wo sie sich ihre eigenen Welten erfinden konnte, statt sich mit der abzugeben, die sie um sich herum vorfand.
    »Wie versteht ihr euch denn?«, fragte sie.
    »Bestens!«, sagte Mike. Er war unbemerkt hereingekommen, und stand nun an den Türpfosten gelehnt, ein paar Schneeflocken im Haar und auf den Schultern. Er lächelte und eroberte das Herz meiner Mutter im Sturm.
    Sie stand auf und hielt ihm die Hand hin. »Ich bin Jettes Mutter. Meine Tochter hat mir viel von Ihnen erzählt.«
    Das war glatt gelogen. Mike grinste mich an, löste sich vom Türrahmen und nahm ihre Hand. »Störe ich?«, fragte er.
    »Quatsch.« Merle hasste Höflichkeitsfloskeln. »Hol dir einen Kaffee und setz dich.«
    »Meine Freundin ist ein Fan von Ihnen«, sagte Mike zu meiner Mutter. »Sie hat jedes Ihrer Bücher verschlungen.«
    Das war mir neu. Auch Merle schien nichts davon zu wissen, ich sah es an ihrem erstaunten Blick. Wäre es nicht das Selbstverständlichste von der Welt gewesen, das mal zu erwähnen?
    »Ich habe auch zwei gelesen«, fuhr Mike fort. »
Aufrechter Gang
 und 
Falsche Gefühle
. Eigentlich bin ich kein Liebhaber von Krimis, aber sie haben mir gefallen.«
    »Das freut mich«, sagte meine Mutter.
    Ich befürchtete, sie würde darauf einsteigen und sich in ein Gespräch über ihre Bücher verwickeln lassen, doch sie war vollauf damit beschäftigt, Mike zu beobachten und sich ein Bild von ihm zu machen.
    Er war nicht in Höchstform, nicht so geistreich und mitteilsam wie sonst. Vielleicht hatte er sich mit Ilka gestritten. Merkwürdig, dass sie nicht mitgekommen war.
    »Wo ist Ilka?«, fragte Merle da auch schon.
    »Besucht ihre Mutter«, sagte Mike

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