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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Felsvorsprung bezieht, von dem aus man das Vomitorium überblicken kann.« Er richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf die Felswand zu ihrer Linken, und sie entdeckte eine schmale, niedrige Öffnung gleich über dem Tunnelboden. »Die Öffnung ist ziemlich niedrig, und er wird sich auf allen vieren da reinzwängen müssen, aber nach knapp zwei Metern vergrößert sich der Spalt, da kann er sich aufrichten und auf den Vorsprung klettern.«
    »Den Spalt hätte ich nie gesehen, wenn Sie mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätten.«
    »Ebenso wenig wird Aldo ihn entdecken«, sagte Trevor und ging weiter. »Es gibt so viele Abzweigungen von diesem Tunnel, dass er so eine kleine Öffnung gar nicht bemerken wird.
    Da wird er mehr mit der Qual der Wahl beschäftigt sein.«
    »Sind wir bald am Vomitorium?«
    »Ja, noch ein paar Minuten.«
    »Dann beeilen wir uns. Ich will hier raus.«
    Es schien ihr viel länger als ein paar Minuten zu dauern, bis Trevor erneut stehen blieb und mit seiner Taschenlampe in die Dunkelheit vor ihnen leuchtete. »Da sind wir. Nicht unbedingt der vornehmste Raum aus Ciras Zeit. Aber auf diesen sechs marmornen Sockeln haben wahrscheinlich einmal Statuen von Göttern und Göttinnen gestanden, vielleicht auch eine des damaligen Kaisers.«
    Von den Sockeln waren nur noch gezackte Reste übrig, die die Eingänge zu den drei Tunneln, die von dem Raum weg führten, wie abgebrochene Zahnstümpfe säumten. Neben den Sockeln standen drei Fotolampen und eine Batterie, die Jane jedoch nicht weiter beachtete. Sie machte einen Schritt in den Raum hinein, den Blick in die Mitte gerichtet. Auf dem felsigen Boden lag ein langes Stück roter Samt.
    »Was ist das?«
    »Das gehört zu meinen Requisiten. Ich wollte Aldo wissen lassen, dass er hier richtig ist.«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass die Lampen ihn misstrauisch machen.«
    »Ich gebe zu, es ist vielleicht ein bisschen sehr theatralisch.
    Ich bin eben ein Amateur.«
    Gebannt starrte Jane auf den roten Samt, der im Halbdunkel wie eine große Blutlache wirkte. »Da soll der Sarg hin?«

    »Demnächst, ja. Aber wir wollen, dass Aldo weiß, was kommen wird. Wir werden ihn bis hierher locken, und dann soll er sich auf die Suche begeben. Wenn er diesen Raum erst einmal entdeckt hat, wird er anfangen, Pläne zu schmieden.« Er schaute sich um. »Die Fackeln habe ich schon angebracht.« Er zeigte auf eine Wand zur Linken. »Sehen Sie die kleine Öffnung im Felsen in etwa zehn Metern Höhe? Das ist das Ende des Spalts, den ich Ihnen eben gezeigt habe. Joe wird mit dem Gewehr im Anschlag da oben auf dem Vorsprung liegen. Übrigens werden wir jetzt gerade von der Videokamera, von der ich gesprochen habe, gefilmt.« Er wies auf einen großen, flachen Felsbrocken dicht über dem Boden. »Da werde ich mich verstecken, und falls irgendetwas schief geht, rolle ich den Felsen da beiseite und eile Ihnen zu Hilfe.«
    Sie schaute nach rechts. »Zwei Tunnel führen von hier weg?«
    »Mit dem, den Sie benutzen werden, sind es insgesamt drei.«
    »Und in einem davon wird Aldo sich aufhalten?« Sie konnte ihren Blick kaum von den gähnenden, dunklen Schlünden abwenden. Es war, als versteckte er sich jetzt schon dort und beobachtete sie. »Gibt es denn keine Möglichkeit, ihn zu verfolgen und zu schnappen, wenn wir erst einmal wissen, dass er hier ist? Sie sagten doch, in diesem Tunnelsystem kennt er sich nicht aus.«
    »Joe und ich haben über diese Möglichkeit gesprochen.« Er schüttelte den Kopf. »Jemanden hier in diesem unterirdischen Labyrinth zu verfolgen, könnte zu einem Albtraum ausarten. Es handelt sich um ein weit verzweigtes Tunnelsystem, das außer dem in der Via Spagnola mindestens zwei Ausgänge hat. Aldo könnte zufällig einen davon finden, und dann würden wir ihn verlieren.« Er überlegte. »Aber wenn Ihnen nicht wohl ist bei dem Gedanken, ihn hierher zu locken, sagen Sie es mir. Es ist Ihre Entscheidung, Jane.«
    »War ja nur eine Frage. Ich werde es mir nicht anders überlegen.«

    Seine Mundwinkel zuckten. »Ich hatte fast gehofft, dass Sie es sich anders überlegen würden.«
    »Wie seltsam.« Sie machte noch einen Schritt auf das Stück Samt zu. »Es sieht aus wie …«
    Blut. Schmerz.
    Aldo, der dasteht und triumphierend auf den Samt hinunterblickt.
    Pure Einbildung.
    Die Angst unterdrücken.
    Sie schluckte. »Wirkt sehr dramatisch.« Sie wandte sich ab und machte sich auf den Rückweg. »Das hätte Cira bestimmt gefallen.«
    »Nur, wenn es sich

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