Der Maedchensammler
viele verschiedene Gesichter.«
Seine Berührung ließ sie erschauern, doch sie war unfähig, sich ihm zu entziehen. »Jeder hat mehrere Gesichter.«
»Nicht wie Sie. Sie lächeln, dann verdüstert sich Ihre Miene, mal strahlen Sie … Ich könnte Ihnen tausend Jahre lang zusehen, ohne mich zu –« Er holte tief Luft und ließ seine Hand sinken. »Gehen Sie ins Bett. Ich benehme mich daneben, und wenn das so weitergeht, kann ich für nichts garantieren.«
Sie rührte sich nicht.
»Gehen Sie ins Bett.«
Sie trat auf ihn zu und legte ihm zögernd eine Hand auf die Brust.
»O nein.« Er schloss die Augen. »Das darf nicht wahr sein.«
Sein Herz klopfte wie wild unter ihrer Hand …
Er öffnete die Augen und schaute sie an. »Nein.«
»Warum nicht?« Sie schob sich noch näher an ihn heran. »Ich glaube, ich möchte –«
»Ich weiß.« Er holte tief Luft und trat einen Schritt zurück.
»Und es bringt mich um.« Er drehte sich um und ging zur Tür.
»So sind Sexsüchtige nun mal.«
Sie konnte sich kaum erinnern, dass sie ihn so genannt hatte.
»Wo gehen Sie hin?«
»Ein bisschen frische Luft schnappen. Das brauche ich jetzt.«
»Sie laufen vor mir weg.«
»Da haben Sie verdammt Recht.«
»Warum?«
Er blieb an der Tür stehen und schaute sie an. »Weil ich keine Schulmädchen vögle, Jane.«
Sie spürte, wie sie rot wurde. »Ich habe nicht gesagt, dass ich mit Ihnen vögeln will. Außerdem ist das keine sehr nette Art, so was zu –«
»Es sollte auch nicht nett klingen. Ich versuche, Sie abzuwimmeln, Jane.«
»Sie tun ja gerade so, als wäre ich über Sie hergefallen. Ich habe Sie doch nur berührt.«
»Das reicht. Wenn Sie es tun.«
Sie reckte ihr Kinn vor. »Warum? Schließlich bin ich doch nur ein kleines Schulmädchen. Da gibt es doch nichts zu befürchten.«
»Genauso wenig wie vor der schwarzen Pest im Mittelalter.«
»Vergleichen Sie mich jetzt etwa schon mit der Pest?«
»Nur, was die Zerstörungskraft angeht.« Er musterte ihr Gesicht. »Habe ich Sie gekränkt? Gott, ich vergesse immer, dass Sie viel verletzlicher sind, als Sie vorgeben.«
»Sie können mich gar nicht verletzen.« Sie sah ihn trotzig an.
»Das würde ich nicht zulassen. Auch wenn Sie sich alle Mühe gegeben haben. Mal sehen. Sie haben mich schwarze Pest genannt und Schulmädchen und Cira.«
»Aha, ich habe Sie tatsächlich gekränkt.« Er schwieg einen Augenblick. Dann sagte er sanft: »Hören Sie. Sie zu verletzen ist das Letzte, was ich will. Ich möchte Ihr Freund sein.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, das stimmt nicht. Vielleicht werden wir eines Tages Freunde sein, aber im Moment steht dem zu viel im Weg.«
»Ich kann mir nicht vorstellen, mit Ihnen befreundet zu sein.«
»Dito. Das ist das Problem. Ach, was soll’s. Ich reite mich nur immer tiefer in den Schlamassel.« Er ging hinaus und schlug die Tür hinter sich zu.
Sie zu verletzen ist das Letzte, was ich will.
Aber er hatte sie verletzt. Sie fühlte sich abgelehnt und verunsichert und verlassen. Sie hatte instinktiv und spontan gehandelt, und er hatte sie abgewiesen.
Es war nur ihr gekränkter Stolz, sagte sie sich. Sie war weiß Gott nicht naiv, aber was Sex anging, verfügte sie über keinerlei Erfahrung. Und offenbar wollte er mit einer Anfängerin nichts zu tun haben.
Na ja, sie hatte sich nichts vorzuwerfen. Er war attraktiv, und sie hatte auf ihn reagiert. Und offenbar ging es nicht nur ihr so.
Er hatte seine Hand an ihre Wange gelegt, und seine Berührung hatte ihr heißkalte Schauer über den Rücken gejagt …
Und dann hatte der Scheißkerl sie behandelt wie eine kleine Lolita.
Sollte er sich doch zum Teufel scheren.
Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging die Treppe hinauf. Sie würde sich jetzt ins Bett legen und Trevor vergessen.
Den heutigen Abend als Erfahrung verbuchen. Schwärmten nicht die meisten Teenager irgendwann für einen älteren Mann?
Sie war aber nicht wie die meisten Teenager. Sie fühlte sich nicht jünger als Trevor, und er war ihr gegenüber nicht fair gewesen. Sie hatte das Recht, ihre eigene Entscheidung zu treffen, sie brauchte sich nicht mit einem Tätscheln auf den Kopf ins Bett schicken zu lassen. Sie hatte Freundinnen in ihrem Alter, die bereits sexuelle Erfahrungen gemacht hatten. Eine ihrer Klassenkameradinnen hatte sogar vor ein paar Monaten geheiratet und würde im August ein Baby bekommen.
Und sie hatte nur deswegen keine Erfahrung in sexuellen Dingen, weil das Thema sie bisher nie
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