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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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lässt sich nicht so leicht einen Schrecken einjagen.«
    »Wenn es um Eve Duncan und Joe Quinn geht, schon.
    Offenbar hat Aldo sehr konkrete und scheußliche Drohungen ausgesprochen.«
    »Verstehe.« Bartlett nickte ernst. »Ja, ich kann mir vorstellen, dass sie das aus der Fassung bringt. Den meisten Menschen gegenüber ist sie sehr reserviert, aber Eve und Joe sind ihr Ein und Alles.«
    »Sie hat mir das Versprechen abgerungen, für die Sicherheit der beiden zu sorgen. Wie zum Teufel soll ich das machen in einer solchen Situation?«
    »Ich bin davon überzeugt, dass du eine Lösung finden wirst.
    Seit wir uns kennen, schaffst du es immer wieder, Situationen so hinzubiegen, dass sie dir zum Vorteil gereichen. Das passiert bei dir ganz von allein.« Er lächelte. »Ich finde es ziemlich anstrengend, das zu beobachten, da ich deinen Gedankengängen nicht immer folgen kann. Zum Beispiel habe ich festgestellt, dass du mich bei der Planung dieser ganzen Operation außen vor gelassen hast. Das empfinde ich als kränkend.« Dann fügte er leise hinzu: »Ich werde dir nicht im Weg stehen, aber ich bin es leid, die Rolle des Zuschauers zu spielen. Ich möchte mich nützlich machen.«
    »Ich brauche dich, um Eve zu beschützen.«
    »Quinn hat Sicherheitsleute angeheuert, die dafür besser qualifiziert sind als ich.«
    »Jane kann gar nicht genug Leute zu Eves Schutz im Haus haben.«
    »Ich komme mit dir.«
    »Bartlett, es fehlt mir noch, dass du jetzt –« Er brach ab und zuckte die Achseln. »Meinetwegen. Warum sollte ich nicht auch noch deinen Hals riskieren? Wo ich schon alle anderen Beteiligten in Lebensgefahr bringe.«
    »Meine Güte, du wirst doch nicht etwa Schuldgefühle entwickeln? Darf ich dich daran erinnern, dass ich ein erwachsener Mann bin und frei entscheiden kann? Außerdem hast du mir erzählt, dass es Janes eigene Idee war, sich als Lockvogel zu betätigen.«
    »Aber ich habe ihr ermöglicht, ihren Plan zu verwirklichen.«
    Trevor wandte sich zum Gehen. »Hol’s der Teufel. Warum sollte ein Scheißkerl wie ich sich so viele Gedanken machen?
    Tu doch, was du willst.«

    Das rote Samttuch lag in der Dunkelheit auf dem felsigen Boden.
    Es wartete auf sie.
    Der Lichtstrahl aus Aldos Taschenlampe huschte über die glänzenden Marmorsockel, die Fotolampen und die Batterie, und dann in die Tunnel, die vom Vomitorium wegführten. Er war versucht, die Tunnel auszukundschaften, aber man konnte nie wissen, welche Fallen das Miststück für ihn aufgestellt hatte.
    Schlimm genug, dass sie diesen Tunnel entdeckt hatte, der ihm gänzlich unbekannt war. Er war völlig verblüfft gewesen, als der Trauerzug plötzlich in einen ihm unbekannten Tunnel abgebogen war, und dann war er ihnen gefolgt bis zu der Leiter, die in die Villa führte. Erst später, nachdem er mit Jane MacGuire telefoniert hatte, war er wieder hier heruntergekommen, um sich genauer umzusehen.
    Und dann hatte er dieses Tuch gefunden. Ein Tuch so rot wie Blut.
    Es wartete auf den Sarg. Wartete auf sie.
    Ich habe dich, du Miststück.
    Hast du geglaubt, du könntest in dieser Stadt einen Ort finden, an dem du vor mir sicher bist? Er konnte in Erfahrung bringen, was er brauchte, ohne in eine ihrer Fallen zu tappen.
    Als er sich bückte und das Tuch mit den Fingerspitzen berührte, lief ihm ein Schauer über den Rücken.
    Weich. Glatt. Kalt.
    Wie das Fleisch einer Toten.

    »Du bist ja fast fertig.«
    Eve schaute zur Tür des Arbeitszimmers hinüber, wo Joe stand. Sie nickte. »Beinahe. Ich habe soeben mit der endgültigen Modellierung begonnen.«
    »Und du kannst es kaum erwarten, das Endergebnis zu sehen.
    Du arbeitest wie besessen.« Er kam ins Zimmer und blieb vor dem Sockel stehen. »Warum? Wir bestimmen das Tempo. Aldo wird nichts unternehmen, bevor wir aktiv werden.«
    »Ich möchte einfach fertig werden. Es ist ein komisches Gefühl, diesem Schädel Janes Gesichtszüge zu geben. Es kommt mir beinahe vor wie Verrat.« Sie glättete den Ton an den Schläfen. »Zum Glück werde ich das Giulia gegenüber wieder gutmachen können.«
    »Wenn sie wüsste, was du da tust, würde sie sich vielleicht freuen, dass sie uns helfen kann, Jane das Leben zu retten«, sagte Joe und lächelte Eve an. »Aber ich hätte mir denken können, dass du eine Beziehung zu ihr entwickeln würdest.«
    »Sie ist interessant. Die Leute vom Museum haben gesagt, sie stammt aus armen Verhältnissen. Ich wüsste gern, was sie für ein Leben geführt hat.« Sie legte den Kopf schief.

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