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Der Maedchensammler

Der Maedchensammler

Titel: Der Maedchensammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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sich nicht wehrte, oder?
    Jane nahm einen Stein und ließ ihn übers Wasser springen.
    Hast du das gesehen? Beobachtest du mich, Aldo?
    Ja, er beobachtete sie. Sie spürte es. Er war in der Nähe, und er kam immer näher. Schon bald würde sie gezwungen sein, sich ihm zu stellen.
    Es war nur eine Frage der Zeit.

    »Wir haben einen Bericht über Mark Trevor«, sagte Christy, als sie am Abend anrief. »Er kommt von Interpol.«
    Joe bedeutete Eve, den Hörer am Zweitapparat abzuheben.
    »Vorbestraft?«
    »Nicht direkt.«
    »Was soll das heißen, ›nicht direkt‹? Ist er nun vorbestraft oder nicht?«
    »Er stand eine Zeit lang auf ihrer Beobachtungsliste wegen einer Sache im Casino von Monte Carlo. Unter anderem scheint er ein äußerst talentierter Kartenzähler zu sein. Er hat in mehreren Casinos an der Riviera abgeräumt, bis sie ihm auf die Schliche gekommen sind und ihm Hausverbot erteilt haben. Da Kartenzählen kein Verbrechen, sondern ein Talent ist, konnten sie ihm nichts anhaben, aber die Polizei vor Ort hat ihn im Auge behalten. Die Chancen standen gut, dass eins der Casinos ihn unter Vertrag nehmen würde.«
    »Sonst nichts?«
    »Bisher nicht. Aber er muss gefälschte Papiere benutzt haben, um von einem Land ins andere zu gelangen. In Monte Carlo hat er den Namen Hugh Trent benutzt.«
    »Britischer Staatsbürger?«
    »Nein, die Briten können es nicht fassen, dass sie in ihren Computern nichts über ihn gefunden haben. Sie sind völlig frustriert, weil sie es als Beleidigung ihrer Professionalität auffassen.«
    »Er hörte sich jedenfalls an wie ein Brite.«
    »Die Leute im Casino von Monte Carlo haben ihn für einen Franzosen gehalten. Die in Deutschland waren sich sicher, dass er Deutscher war. Offenbar spricht er mehrere Sprachen fließend. Aus allen Berichten geht hervor, dass er sehr gebildet, intelligent und aalglatt ist.«
    »Und es ist nichts darüber bekannt, dass er jemals gewalttätig geworden wäre?«
    »Das habe ich nicht gesagt. Als die Leute vom Casino in Zürich nach ihm gesucht haben in der Hoffnung, einen Teil ihres Geldes von ihm zurückzubekommen, sind sie auf einen seiner Kontaktleute gestoßen, Jack Cornell, der ihnen erzählt hat, er hätte zusammen mit Trevor als Söldner in Kolumbien gekämpft.
    Das war vor über zehn Jahren, und Trevor war damals noch ein junger Bursche, aber er muss die reinste Tötungsmaschine gewesen sein.«
    »Die er vielleicht immer noch ist. Das Militär kann ein verdammt gutes Trainingslager sein.«
    »Du müsstest es ja wissen. Du warst bei den SEALs, nicht wahr?«
    »Ja.« Er überlegte. »Und junger Bursche oder nicht, die dunkle Seite kann durchaus eine verführerische Wirkung auf ihn ausgeübt haben.«

    »Dunkle Seite? Also wirklich. Das klingt ja, als würdest du von Star Wars reden.«
    »Tatsächlich? Das Bild ist bei mir hängen geblieben, als ich zum ersten Mal gehört habe, wie jemand es benutzt hat. Gewalt kann süchtig machen, wenn man sich nicht ganz schnell davon abwendet.«
    »Vielleicht hat er das ja getan. Kartenzählen ist ein mentales Training.«
    »Aber sehr gefährlich, wenn man es auf einem Niveau betreibt, wie Trevor es getan hat. Wie Seiltanzen. Auch Serienmörder suchen das Risiko. Hat dieser Cornell irgendwas Persönliches über Trevor gesagt?«
    »Nicht viel. Cornell meinte, Trevor sei sehr schweigsam gewesen und hätte nie von sich erzählt. Er hätte immer gelesen oder mit so einem Rubik-Würfel gespielt. Bei diesen Geduldspielen muss er ein Ass gewesen sein. Einmal hat er wohl etwas davon erwähnt, dass er mal in Johannesburg gewesen ist.«
    »Endlich etwas Konkretes. Hat Interpol das überprüft?«
    »Nein. Dazu bestand kein Grund. Es lag keine Straftat vor, und außerdem war Trevor längst von ihrem Radar verschwunden. Die haben schon genug zu tun, auch ohne sich noch unnötig das Leben schwer zu machen.«
    »Tja, jetzt ist er wieder da, und zwar richtig.«
    »Sie strecken ihre Fühler aus, aber es kann dauern, bis wir irgendwelche Ergebnisse bekommen. Ich schicke dir eine Kopie von dem Fax, das Scotland Yard gesendet hat, und ich melde mich, sobald wir was Neues hören.« Sie beendete das Gespräch.
    »Das ist ja nicht besonders viel.« Eve legte den Hörer auf.
    »Die wissen ja noch nicht mal, aus welchem Land er stammt.«
    »Es ist immerhin mehr, als wir bisher wussten.«
    »Wir wissen, dass er intelligent und undurchsichtig ist und dass er zum Töten ausgebildet wurde. Das ist nicht sehr ermutigend.«

    Ein Klingelton

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