Der Maedchensammler
eine Übereinstimmung zwischen einer Zeichnung und einem Foto zu finden, dauert lange. Bei den Fingerabdrücken gibt es auch noch kein Ergebnis. Sie haben sie an Interpol weitergeleitet. Ich melde mich, sobald ich etwas erfahre.«
»Ich bitte darum.«
»Wie geht es Jane?«
»Sie ist rastlos, ungeduldig. Es geht ihr wesentlich besser als Eve und mir. Aber sie kann es nicht ausstehen, eingesperrt zu sein.«
»Das passt zu ihr.« Christy lachte in sich hinein. »Aber sie ist nicht dumm, Joe. Sie wird schon nichts Unüberlegtes tun.«
»Was sie als unüberlegt betrachtet, muss nicht unbedingt dasselbe sein, was ich als unüberlegt betrachte. Sie weigert sich, im Haus zu bleiben. Sie sagt, ständig zwei Polizisten auf den Fersen zu haben, ist ihr schon lästig genug, und sie will sich nicht vollständig zur Gefangenen machen lassen.«
»Ein sichtbarer Polizeischutz hat in der Regel eine ausreichend abschreckende Wirkung, Joe.«
»In der Regel.« Er trat ans Fenster und sah zu, wie Jane den Weg zum See hinunterschlenderte. Mac und Brian hielten sich einige Meter gut sichtbar hinter ihr, und Toby tollte neben ihr her. »Ich verlasse mich lieber nicht darauf. Ruf mich an, sobald du etwas hörst.«
»Irgendwas Neues?«, fragte Eve, nachdem er aufgelegt hatte.
»Vulkanasche. Herkunft unbekannt.« Er wandte sich zu ihr um. »Nichts über Trevor.«
»Verdammt.« Sie trat neben ihn ans Fenster. »Welchen Nutzen hat all diese moderne Technik, wenn man ihr nicht die Informationen entlocken kann, die man braucht?«
»Trevor wirkte sehr intelligent. Vielleicht ist er gar nicht vorbestraft.«
»Ja, er ist intelligent. Aber als er bei uns war, ist ihm ein Ausrutscher passiert. Und wenn er einen Fehler gemacht hat, können ihm auch noch weitere unterlaufen sein.« Sie runzelte die Stirn. »Und in der heutigen Zeit ist niemand eine Insel. Was ist mit den Fingerabdrücken? Selbst wenn er nicht vorbestraft ist, muss er irgendeine Schule besucht, den Führerschein gemacht haben. Irgendetwas …«
»Wir überprüfen das alles.« Er legte einen Arm um ihre Taille, ohne den Blick von Jane abzuwenden, die sich gerade am Seeufer auf einen Baumstamm gesetzt hatte. »Es ist nur eine Frage der Zeit.«
Er sollte sich lieber verstecken, dachte Aldo. Es war helllichter Tag, und es könnten noch mehr Polizisten hier herumschwirren als die beiden, die dem Mädchen auf Schritt und Tritt durch den Wald folgten. Egal. Er würde sich bald verdrücken, aber diesen Augenblick wollte er noch auskosten. Es war das erste Mal, dass er sie so deutlich sehen konnte.
Gierig betrachtete er die junge Frau, die am anderen Ufer des Sees auf einem Baumstamm saß. Sie wirkte ganz und gar furchtlos und war wirklich einmalig. Voller Selbstbewusstsein und jugendlicher Energie. Die Jungen hielten sich immer für unsterblich, aber sie würde bald eines Besseren belehrt werden.
Hatte sie denn kein Gedächtnis?
Sie musste sich doch erinnern. Oder war es mal wieder nur ihre übliche Arroganz? Sie konnte sich keine Angst eingestehen, weil das für sie eine Niederlage bedeuten würde.
Aber damit würde es bald vorbei sein. Er würde ihr in die Augen blicken und die blanke Angst darin sehen.
Es war nur eine Frage der Zeit.
Ob er da draußen irgendwo war?
Jane schaute zum Wald am anderen Seeufer hinüber. Sie konnte nichts erkennen, aber sie spürte … irgendetwas. Seltsam, der Gedanke, dass ein Mann ihr auflauerte, dass er sie töten wollte, bloß weil ihm ihr Gesicht nicht gefiel. Es war absurd, und sie müsste eigentlich größere Angst haben.
Aber sie empfand mehr als Angst. Sie empfand Neugier und Erregung und Wut. Die Vorstellung von Jäger und Beute gefiel ihr. Was würde er tun, wenn sie zur Jägerin würde? Wenn sie versuchte, den Spieß umzudrehen?
Nicht, dass sie so etwas je tun würde, dachte sie frustriert. Eve und Joe würden einen Anfall kriegen, und sie wollte sie auf keinen Fall in Angst und Schrecken versetzen. Nach ihrem Gespräch in der vergangenen Nacht machte Eve sich auch so schon genug Sorgen. Sie hatte Jane besser verstanden, als jeder andere sie hätte verstehen können, aber trotz ihrer Beteuerung, sie wolle sich kein Urteil anmaßen, hatte sie das alles zutiefst beunruhigt. Nein, sie würde Eve nicht willentlich noch größeren Kummer bereiten.
Aber die Betonung lag auf willentlich. Es wäre nicht ihre Schuld, wenn sie in den Strudel geriet, den Aldo verursachte.
Und man konnte schließlich nicht von ihr erwarten, dass sie
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