Der Maedchensammler
kündigte ein eingehendes Fax an.
»Sollen wir Jane den Bericht über Mr Trevors Vergangenheit lesen lassen?«, fragte Joe.
»Ja, verdammt. Wir werden ihr alles erzählen, was wir wissen, damit sie endlich aufhört, sich mit ihm zu identifizieren. Ein Söldner ist nicht gerade ein ideales Vorbild.«
Sie trat ans Faxgerät und nahm zwei Seiten heraus.
»Außerdem würde sie es uns übel nehmen, wenn wir ihr Informationen vorenthielten. Und das kann ich verstehen. Ich würde genauso reagieren.«
Joe nickte. »Ihr seid euch sehr ähnlich.« Er lächelte. »Aber ich bin mir nicht sicher, dass sie ihn wegen seiner Vergangenheit verdammen wird.«
»Warum nicht?«
»Weil ich es auch nicht tue.« Er öffnete die Fliegengittertür.
»Und mir ist sie auch sehr ähnlich.«
Im Haus ging das Licht aus.
Bald würde sie schlafen, dachte Aldo. Sie würde schutzlos in ihrem Bett liegen und nicht ahnen, wie nah er ihr war. Vielleicht konnte er durchs Fenster in ihr Zimmer steigen und …
Nein, dann könnte er sie töten, aber nicht auf die Weise, wie es zu geschehen hatte. Ihr würde kein schneller, gnädiger Tod vergönnt sein. Selbst ihre Doppelgängerinnen hatte er nach dem üblichen Ritual getötet, und bei der echten Cira würde er sich auf keinen Fall um das Vergnügen bringen.
Also beobachten und abwarten?
Nein, das konnte er nicht ertragen. Diesmal nicht. Nicht bei ihr.
Er musste eine Möglichkeit finden, sie dazu zu bringen, dass sie zu ihm kam, damit das Warten ein Ende hatte. Er würde sie ebenso wie die anderen Frauen vor sich niederknien lassen.
Unterwerfung war das Schlimmste für sie und die perfekte Rache.
Ja, das war es. Er musste sie dazu bringen, dass sie zu ihm kam.
» Du musst hier entlanggehen. Sei nicht dumm. « Sie hörte seine Stimme hinter sich, während sie durch den Tunnel rannte.
Wessen Stimme?, fragte sie sich vage. Ja, es war der Mann, der aus dem Rauch gekommen war und der an der Stelle stand, wo der Tunnel sich gabelte. Aber sie kannte ihn nicht …
Nein, das stimmte nicht. Jane kannte ihn nicht, und sie kannte ihn doch. Antonio. Sein Name kam ihr aus dem Nichts in den Sinn, und mit dem Namen kamen alle Erinnerungen und auch die Verbitterung und der Zorn. » Ich müsste verrückt sein, dir zu glauben. Diesen Fehler mache ich nicht noch einmal. Ich weiß, was du willst. «
» Ja, ich will es. Aber ich will dich lebend. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für einen Kampf. «
Endlich war er ehrlich.
Oder gerissen. Antonio war immer gerissen. Deswegen hatte sie sich anfangs zu ihm hingezogen gefühlt. Gerissen und egoistisch und skrupellos. Aber sie verfügte über dieselben Eigenschaften und hatte keine Probleme damit.
Bis er sie gegen sie verwandt hatte.
» Was glaubst du, warum ich dir gefolgt bin? « Wut lag in seiner Stimme. » Ich kenne den Weg. Ich hätte dich sterben lassen können. «
» Oder du könntest dafür sorgen, dass ich mich in dieser Höhle verirre, und mir dann sagen, dass du mir den Ausweg erst zeigst, wenn ich dir gebe, was du willst. Glaubst du, ich wüsste nicht, dass du jede Gelegenheit zu deinem Vorteil nutzt, Antonio? «
» Natürlich weißt du das. Weil du genauso bist wie ich.
Deswegen hast du mich zum Liebhaber genommen. Du hast mir nicht vertraut, aber du kanntest mich. Du hast mich angesehen, und es war, als würdest du in einen Spiegel blicken. Du hast jede Narbe gesehen, und du hast den Hass und die Gier gesehen, die dich selbst umtreiben. «
» Ich hätte dich niemals verraten. «
» Ich habe einen Fehler gemacht. Ich war zu lange arm gewesen. Mir war nicht klar, dass du wichtiger warst als – «
» Lügner. « Hitze. Es wurde immer heißer, und ihre Lunge brannte und schmerzte.
» Ja, ich bin ein Lügner und ein Betrüger und ein Dieb. Aber jetzt lüge ich nicht. Lass mich dir helfen. «
» Hau ab. Ich helfe mir schon selbst. Wie ich es immer getan habe. «
» Dann stirb, du Miststück. « Sein Ton war schroff. » Aber du wirst allein sterben. Ich werde leben und so reich werden wie ein Kaiser, und ich werde die Welt mit einer Handbewegung erzittern lassen. Was interessiert es mich, ob du verbrennst, Cira? «
» Ich habe dich nicht gebeten – «
Er war nicht mehr da. Sein Schatten war von der Tunnelöffnung verschwunden.
Allein.
Sie musste die Verzweiflung abschütteln. Sie war immer allein gewesen. Das war nichts Neues. Es war richtig gewesen, sich stets nur auf sich selbst zu verlassen. Er hatte sie einmal verraten, und es
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